Hendrik Pfeiffer - Mit Yoga zum Erfolg
Als 13-Jähriger hatte er Konditions-Probleme, jetzt gehört Hendrik Pfeiffer zu den größten deutschen Langstrecken-Talenten. Beim Halbmarathon in Köln siegte der 20-Jährige vom TV Wattenscheid 01 in 65:11 Minuten. In zwei Jahren peilt er bei der U23-EM das Podium an, ein Jahr später will er sich dann das erste Mal auf die Marathondistanz wagen.
Es ist schwer vorstellbar, aber Langstreckenläufer Hendrik Pfeiffer hatte als Jugendlicher große Probleme mit seiner Ausdauer. Der Mann vom TV Wattenscheid 01 spielte damals noch Fußball und war nach eigenen Angaben technisch durchaus versiert.Es haperte jedoch an der Kondition, was spätestens mit 13 Jahren zum Problem wurde, als die kleinen Kicker vom Klein- zum Großfeld überwechselten. „Ich war damals ein bisschen pummelig“, erzählt Hendrik Pfeiffer. Er schloss sich deshalb den Leichtathleten des LAZ Rhede an, um an seiner Ausdauer zu arbeiten.
Neue Bestleistung: 65:11 Minuten
Das Laufen gefiel ihm so gut, dass er dabei blieb und dem Fußball den Rücken kehrte. „Nach dem Training habe ich immer noch Extrarunden gedreht. So bin ich schnell besser geworden. Am Anfang war ich noch hinter den Mädchen, dann gleichauf und irgendwann der Schnellste der Gruppe.“
Mittlerweile läuft Hendrik Pfeiffer auch der nationalen Konkurrenz davon. Mitte Oktober siegte der 20-Jährige beim Halbmarathon in Köln – seinem zweiten Rennen über diese Distanz – in starken 65:11 Minuten, einer neuen persönlichen Bestzeit. „Es war ein perfektes Rennen. Ich war schon bei zehn Kilometern deutlich unter der Vorgabe und bin hinten raus auch nicht eingebrochen“, erzählt er glücklich. Weil ihm die neue Bestleistung bei widrigen Bedingungen mit Regen, Kälte und Wind gelang, hält Pfeiffer für das kommende Jahr eine weitere Steigerung für realistisch.
Ziel: U23-Rekord
„Da ist noch Luft nach oben. Mein Ziel ist der deutsche U23-Rekord.“ Der steht bei 64:06 Minuten und wird seit 1994 von Salvatore di Dio (LKD Düsseldorf) gehalten.
Netter Nebeneffekt des starken Auftritts am Dom war übrigens die Berufung in das Junior-Elite-Team des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV), verbunden mit einer besseren Förderung. „Ich hoffe, dass einige Trainingslager komplett übernommen werden“, sagt der Wattenscheider. Im Dezember geht es zunächst nach Lanzarote, im Januar nach Südafrika und schließlich im März in die Höhe von Flagstaff (USA).
Enttäuschende U23-EM
Dort hatte sich Hendrik Pfeiffer schon in diesem Jahr auf die Saison vorbereitet. Vier Wochen lang weilte er in Arizona (USA). „Es war mein erstes Höhentrainingslager überhaupt und hat gleich gut angeschlagen“, erzählt er.
Kurz nach seiner Rückkehr startete er bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften über 10.000 Meter in Bremen und qualifizierte sich als Dritter mit 29:38,99 Minuten für die U23-EM in Tampere im Juli. In Finnland erlebte er dann jedoch eine Enttäuschung: Nichts wurde es mit dem erhofften Platz unter den besten Acht – stattdessen belegte Pfeiffer in 30:19,55 Minuten Rang zwölf.
Nächste Chance 2015
„Es war einfach nicht mein Tag. Es ging deutlich ruppiger zu als bei den Deutschen Meisterschaften, außerdem hatte ich Probleme mit den vielen Tempowechseln“, sagt er. Womöglich habe er aber auch im Vorbereitungstrainingslager mit Bundestrainer Wolfgang Heinig etwas überdreht.
Hendrik Pfeiffer hat Tampere mittlerweile unter „Erfahrung sammeln“ abgebucht und blickt bereits voraus auf 2015 in Estland: „In zwei Jahren in Tallinn kann ich nochmal bei einer U23-Europameisterschaft starten. Dann will ich eine Medaille holen.“
Bochum statt USA
Im Herbst 2012 war der 20-Jährige wegen seines Journalistikstudiums vom LAZ Rhede zum TV Wattenscheid 01 gewechselt. Er besucht die Universität in Dortmund. „Von dort jeden Tag nach Rhede zu pendeln, wäre nicht möglich gewesen“, sagt er. Zwischenzeitig hatte er auch mit dem Gedanken gespielt, in die USA ans College zu gehen – entsprechende Angebote lagen ihm bereits vor.
Dann aber zog sich Pfeiffer erst einen Ermüdungsbruch im Fuß zu und brach sich später auch noch das Kreuzbein im Rücken. „Das war ein kompliziertes Ding“, erzählt er. Vor diesem Hintergrund war es ihm zu riskant, in die USA zu gehen, wo die Athleten für ihre Mannschaft besonders viele Wettkämpfe absolvieren müssen. Pfeiffer zog deshalb das Angebot aus Wattenscheid vor.
Tipps vom Europameister
Betreut wird er dort von Tono Kirschbaum. „Er ist ein ausgemachter Laufspezialist. Ich profitiere sehr von seiner Erfahrung“, sagt der Sportler. Anders als in Rhede trainiert Pfeiffer in Wattenscheid in einer Gruppe mit Jonas Beverungen und Martin Bischoff. Er ist überzeugt: Um es ganz nach oben zu schaffen, braucht es starke Trainingspartner.
Einer davon ist auch Jan Fitschen, der Europameister von 2006 über 10.000 Meter. „Er ist unglaublich wichtig für unsere Gruppe, ein absoluter Ruhepol. Wir sind ja alle noch jung und verspielt“, sagt er und lacht. Während des Trainingslagers in Flagstaff hielt Fitschen Hendrik Pfeiffer davon ab, in der ersten Woche zu schnell zu laufen und in der Höhe am Ende schlapp zu machen. „Er hat einfach dieses Wissen, das mir noch fehlt.“
Zukunft liegt auf der Straße
Genau wie Jan Fitschen sieht auch Pfeiffer seine Zukunft auf der Straße. 2016 will er den Umstieg auf die klassische 42,195-Kilometer-Distanz wagen. „Mein Trainer sagt, dass aus mir mal ein Marathonläufer wird, und ich sehe das genauso“, sagt er. Bis dahin will er weiter an seinen Leistungen über die Unterdistanzen von 1.500 bis 10.000 Meter feilen.
„Eine Zeit von 28:30 Minuten braucht man schon über 10.000 Meter, um eine vernünftige Marathonzeit laufen zu können“, so Hendrik Pfeiffer. Auf dem Weg dorthin setzt er auf eine ganz spezielle Trainingsform: Yoga. Anfangs habe er das noch belächelt, „aber das ist besser als Stabi“, sagt er. „Es ist eine Mischung aus Dehnung und Kräftigung. Also genau das, was ich brauche.“