Henning Hackelbusch - Mit Heimspiel-Genuss nach München?
Beim Europacup in Annecy gehörte Henning Hackelbusch neben seinem Wattenscheider Vereinskollegen Bastian Swillims und der Dortmunder Hochspringerin Kathryn Holinski zu den Youngsters im DLV-Team. Dort schnupperte er in die große, weite Leichtathletik-Welt. Plötzlich stand er mit den klangvollen Namen wie Nils Schumann, Astrid Kumbernuss oder Tim Lobinger in einer Truppe. "Es war für mich schön, in dieser Mannschaft zu starten", sagt er rückblickend, "bisher kannte ich das nur vom Fernsehen." Nun steht die nächste große Aufgabe vor der Tür. Am Wochenende bestreitet der waschechte Wattenscheider sein Heimspiel bei den Deutschen Meisterschaften im Lohrheidestadion.
Henning Hackelbusch bekam in Annecy eine Vorgeschmack auf die EM (Foto: Chai)
Dort hat er die Chance, sich das Ticket zur Europameisterschaft in München zu sichern. Die Nominierungsrichtlinien des DLV bauen ihm gleich zwei Brücken. Da wäre zum einen die weiche Vorgabe für die jungen Jahrgänge. Auf eine Zeit unter 49,85 Sekunden müsste er sich dafür steigern. Am 20. Mai lief er in Rehlingen mit 50,33 Sekunden seine Jahresbestzeit. Noch interessanter ist das Hintertürchen über den Deutschen Meistertitel. Nachdem über 400 Meter Hürden noch kein Athlet die EM-Norm angeboten hat, fährt voraussichtlich derjenige, der im Lohrheidestadion am Ende auf Platz eins steht, nach München. Einzige weitere Voraussetzung: die EAA-Norm von 50,60 Sekunden, die Henning Hackelbusch in diesem Jahr schon mehrfach gelaufen ist. Das Tor nach München steht offen.
Das Heimspiel: "Werde es geniessen"
"Ich denke, dass die Zeit der Weg ist", glaubt der 20jährige, der noch zur Schule, in die 12. Klasse des Märkischen Gymnasiums, geht. Er will nichts dem Zufall überlassen und am Wochenende noch einmal richtig angreifen. "Zuletzt wurde ich immer langsamer", analysiert er selbstkritisch, "mein Manko ist die zweite Kurve, daran muss ich arbeiten." Wenn er an seinen Start auf heimischem Boden denkt, kommt er ins Schwärmen: "Die Meisterschaften haben für mich eine Riesenbedeutung. Im Training ist die Tribüne immer leer, jetzt wird sie so richtig voll sein. Das wird ein schönes Gefühl. Ich werde es geniessen, als einer der Jüngsten vor dem eigenen Publikum zu laufen."
Henning Hackelbusch beschreibt sich selbst als schwierigen Athleten. Als einen, der schon mal ausrastet und nicht immer nett ist zu seinem Trainer, wenn er mal eine Blockade im Kopf hat. Es sind die Kanten, die man als Leistungssportler wohl haben muss. Er stellt aber wichtige Eigenschaften an sich heraus: "Ich bin ehrgeizig und habe klare Ziele im Kopf." 2004 möchte er in Athen bei den Olympischen Spielen dabei sein. Später will er sich neue Ziele setzen. "Was zu realisieren ist", fügt er rasch hinzu, ohne sich zu irgendeiner Spekulation hinreissen zu lassen.
Das Umfeld passt bei ihm im Moment. "Ich habe beim TV Wattenscheid super Bedingungen", erzählt er, "ich verstehe mich mit meinem Trainer und meiner Trainingsgruppe sehr gut." Der Boden für seine sportliche Entwickung ist bereitet und das ist gut so, denn viel Zeit zwischen der Schule und der Leichtathletik, zu der er über seine Eltern vom Handball kam, bleibt für ihn nicht. Der Sport ist der Mittelpunkt im Leben.
Nur positive Tendenzen auf nationalem Terrain
Er sieht seine Chancen über die 400 Meter Hürden auf nationalem Parkett derzeit "nur positiv". Zurecht, denn in 50,33 Sekunden führt er die deutsche Jahresbestenliste deutlich vor dem Meister des Vorjahres, Jan Schneider (50,72 sec), an. Damals stand Henning Hackelbusch in Stuttgart im Endlauf und wurde Sechster. Es war sein erstes großes Highlight in seiner noch jungen Laufbahn. Gern denkt er auch an die Junioren-EM in Grosseto des letzten Jahres zurück. Dort holte er hinter seinem Teamkollegen Christian Duma Silber.
"Die Erfahrung spielt eine große Rolle", glaubt Henning Hackelbusch, "man muss sich einschätzen können. Es ist die Tempohärte, die es ausmacht." Beim Europacup in Annecy, wo er sich als Sechster in 50,60 Sekunden achtbar aus der Affäre zog, bekam er kostenlosen Anschauungsunterricht von den internationalen Stars wie Fabrizio Mori oder Stephane Diagana.
Ob er die beiden Top-Europäer im August in München bei der Europameisterschaft wieder trifft? Die Antwort darauf gibt Henning Hackelbusch selbst. Am Samstag um 15.35 Uhr in "seinem" Lohrheidestadion, vom dem er nach der Renovierung begeistert ist. Dann steht der Endlauf über 400 Meter Hürden auf dem Programm. "Diesem Rennen gilt jetzt meine volle Konzentration", lässt der junge Hoffnungsträger keine Zweifel daran aufkommen, um was es für ihn am Wochenende geht und dass er sich nur allzu gerne als einer der siegreichen Lokalmatadoren feiern liesse.