19.05.2006

Hera Lind - "Walking produziert Glückshormone"

Peter Schmitt

Hera Lind, Erfolgsautorin, Fernsehmoderatorin und Sängerin, setzt auf abwechslungsreiche Bewegung. Laufen und Walken gehören zu ihrem regelmäßigen Freizeitprogramm. In wenigen Tagen nimmt sie auch am DAK/DLV-Walking-Day in Düsseldorf teil. Erfahren Sie mehr im Interview mit der 48-Jährigen.

Am 28. Mai werden Sie beim DAK/DLV-Walking-Day in Düsseldorf dabei sein. Wie beurteilen Sie das Konzept des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, das sich aus einer Kombination von Gesundheitssport, Musik und Expertentipps in Sachen Walking/Nordic-Walking zusammensetzt?

Hera Lind:
Der DAK/DLV-Walking-Day ist eine hervorragende Idee, um soviel Leute wie möglich darauf hinzuweisen, das Gehen und Bewegung ein ganz wichtiger Bestandteil des Lebens sind.

Neben Ihrer Tätigkeit als Autorin spielt Sport eine große Rolle in ihrem Leben. Wie halten Sie sich fit und haben Sie heute schon Ihre Sporteinheit hinter sich?

Hera Lind:
Ja, natürlich. Ich habe gerade mein Kind zur Schule gebracht. Jeden Morgen laufe ich eine bestimmte Runde um den Mondsee. Dort kann man stundenlang laufen, mein Hund kennt inzwischen alle Wege. Ich gestalte meine tägliche Bewegung ganz einfach abwechslungsreich. Im Laufe des Tages werde ich noch eine Stunde walken. Ab und zu kombiniere ich mein Sportprogramm auch mit Workout oder Pilates.

Der DLV hat rund 3.800 Lauf-/Walking-TREFFS bundesweit. Unter professioneller Anleitung kann sich hier der Einsteiger zum passionierten Läufer/Walker entwickeln. Wie finden Sie die Idee der Lauf-/Walking-TREFFs?

Hera Lind:
Ganz wunderbar. Jedem Menschen, egal welchen Alters, egal in welcher körperlichen Verfassung er sich befindet, kann man laufen oder walken nahe bringen. Bewegung ist enorm wichtig. Meine Mutter ist 72 und fährt trotzdem noch Rollerskate.

Wenn Sie jemanden für Walking/Nordic-Walking begeistern sollten, wie würden Sie ihn in Zeiten vieler Trendsportarten überzeugen?

Hera Lind:
Mein Argument für Walking wäre, dass jeder Mensch, der sich eine Stunde bewegt, automatisch Glückshormone produziert und dann keine anderen Drogen wie Alkohol, Tabak usw. mehr braucht. Walking ist eine natürliche Form der Glückshormonproduktion.

Fällt Ihnen eine besondere Anekdote zu Walking/Nordic-Walking ein? Eine Geschichte, die Sie heute noch gern erzählen, wenn Sie über Walking reden?

Hera Lind:
Ich bin sieben Jahre täglich gejoggt, was ich auch heute noch tue, und dann habe ich auf einer Nordic-Walking-Veranstaltung Stöcke geschenkt bekommen, die ich behalten durfte. Zuerst fand ich das lächerlich, dann habe ich es ausprobiert. Die gesamte Familie hat es ausprobiert. Die Söhne fanden das natürlich lächerlich. Ich habe mir dann zum Muttertag gewünscht, dass meine Söhne eine große Nordic-Walking-Runde, also 90 Minuten, mit mir gehen. Beide Söhne haben das gemacht und wir hatten riesig Spaß. Ich bin jetzt knapp 50, aber ich habe meine Söhne noch abgehängt. Mein Mann, der hat die Stöcke unter den Arm genommen und ist gejoggt, er sagt, das sei ein Weiberstock. Wenn man aber richtig Nordic-Walking betreibt, wenn man den ganzen Körper zu 90 Prozent bewegt wie beim Skilanglauf, dann ist das auch für Männer eine ganz tolle Sache und überhaupt nicht lächerlich.

Der DLV hat sich zum Ziel der DAK/DLV-Walking-Tour gesetzt, eine Kompetenzmarke in der Prävention für die organisierten Walker/innen zu schaffen. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach diese Zielsetzung?

Hera Lind:
Gesundheitsprävention ist in der heutigen Zeit enorm wichtig. Ich bin absolut überzeugt, dass viele Tabletten, Arzneimittel, Klinikaufenthalte nicht nötig wären, wenn jeder eine Stunde walken würde. Ich erledige zum Beispiel viele Termine lieber zu Fuß als mit dem Auto. Das ist angenehmer als im Stau zu stehen.

Als Erfolgsautorin leben Sie von Ideen. Ist Walking auch eine Sportart, in der sie kreative Grundlagen für ihren Beruf legen? Oder anders gefragt: Ist Walking für Sie eine Form von wohltuender Meditation gegen den Alltags-Stress?

Hera Lind:
Absolut. Meine sämtlichen Buchideen entstehen beim Laufen und Walken. Bei einer Schreibblockade mache ich den Computer aus und gehe laufen. Der Hund freut sich immer, die Kinder haben sich daran gewöhnt, danach geht es besser. Kann ich nur jedem empfehlen, der geistig arbeiten muss.

Sie haben Theologie, Musik und Germanistik studiert, erfolgreich Bücher geschrieben, TV-Shows moderiert – was plant Hera Lind für die Zukunft? Gibt es ein neues Buchprojekt?

Hera Lind:
Vor kurzem ist mein neues Buch "Die Champagnerdiät" erschienen. Es erzählt von einer dicken Frau, die von ihrem Mann verlassen wird. Sie denkt über sich und ihren Körper nach und beginnt vernünftig zu leben. Sie nimmt 30 Kilogramm ab und lernt jemanden über das Internet kennen. Es kommt zu einem Internetdialog, in dem sich beide als schlank und schön beschreiben, und sich schließlich zu einem Treffen in New York verabreden. Es handelt sich um ein aktuelles Thema, Übergewicht, den inneren Schweinehund besiegen. Die Heldin des Buches, Eva aus Düren, fühlt sich wie neugeboren, geistig und körperlich einfach ballastlos, und sie erlebt einen zweiten Frühling.

Wie lange haben Sie an der "Champagnerdiät" gearbeitet?

Hera Lind:
Etwa drei bis vier Monate im Winter, dann genieße ich den Frühling, gehe auf Lesereise wie zurzeit. Wenn das Buch gut ausfällt, setzte ich mich an das nächste. Ich schreibe meistens in der dunklen Jahreszeit, in der hellen Jahreszeit gehe ich wandern, bergsteigen, Fahrrad fahren, bis zu 150 Kilometer pro Tag, und treibe ganz einfach viel Sport.

Sie wirken immer sehr fröhlich und gut gelaunt.

Hera Lind:
Das ist sicherlich einerseits ein Gottesgeschenk, eine optimistische Frohnatur zu sein, aber natürlich auch das Ergebnis meiner täglichen Bewegung, was ich mir täglich erarbeite.

Leichtathletik zählt immer noch zu den beliebtesten Sportarten. Welche persönlichen Erinnerungen haben Sie an die Leichtathletik?

Hera Lind:
Meine eigenen Leichtathletik-Erinnerungen sind frustrierend und ziemlich deprimierend. Ich war ein dickes Kind, ich konnte nicht weit werfen, beim Weitsprung kam ich kaum zwei Meter weit und bin immer auf den Hintern geflogen. Ich bewundere alle Menschen, die der Erdanziehungskraft trotzen. Selbst heute würde ich immer noch eher einen Kartoffelsack abgeben, als eine elegante Amazone. Deshalb ist ja auch Walking so schön. Da kann man vor sich hinsporteln, ohne sich der Konkurrenz aussetzen zu müssen.

Vielen Dank für das Gespräch.