Heute zweite Chance für Kidane und Bekele
Die Hälfte der Cross-WM ist um und schon jetzt lässt sich sagen: Die Äthiopier werden wohl die Gewinner dieser Titelkämpfe sein. Denn egal, was noch kommt; mit fünf von sechs möglichen Erfolgen haben sie bislang eine überragende Erfolgsquote. Fast 50 Prozent der zu vergebenden Goldmedaillen sind ihnen bereits sicher. Mit Kenenisa Bekele und Werknesh Kidane haben zwei Weltmeister von gestern heute nun die Chance, erneut zu triumphieren. Beide gehören zum Aufgebot für die abschließenden Rennen (Frauen-Mittel- und Männer-Langstrecke).
Gemeldet ist Kenenisa Bekele für das heutige Langstreckenrennen. Ob er auch startet, ist noch nicht ganz sicher. (Foto: Chai)
Doch vor allem hinter dem Start des 20-jährigen Titelverteidigers Bekele steht immer noch ein Fragezeichen. "Es war ein hartes Rennen, ich bin müde", meinte er nach seinem gestrigen Erfolg und wollte sich zugleich nicht festlegen lassen, ob er erneut dabei sein wird. Das soll nach dem Aufstehen entschieden werden. Für die gestrige Müdigkeit gab es indes eine Erklärung. Da war zum einen das schwere Mittelstreckenrennen und zum anderen die Ereignisse am Abend vorher, als der ehemalige Junioren-Weltmeister bei einem Gala-Dinner zu Gast gewesen ist. Die IAAF hatte dazu eingeladen. Es ging auf ein Schiff. Diese Fahrt habe Bekele nicht verpassen wollen, wird auf der Website des Leichtathletik-Weltverbandes berichtet. Schließlich sei es der erste Aufenthalt des derzeit weltbesten Crossläufers auf einem Boot gewesen. Und so habe er auch erst nach Mitternacht Ruhe gefunden.
18. kenianischer Mannschaftssieg in Folge
Doch das störte Bekele, der im vergangenen Jahr in Dublin als Erster auf Mittel- und Langstrecke gleichzeitig triumphiert hatte, im Rennen nicht. Erst hinterher machte sich die Müdigkeit bemerkbar. Da hatte er den hochgehandelten Kenianern aber wie im Vorjahr schon eine schwere Niederlage beigebracht und sie ins Grübeln kommen lassen. "Zwischendurch dachte ich bereits, ich habe gewonnen", sagte der letztlich zweitplatzierte John Kibowen im Ziel enttäuscht. Das Gefühl des Sieges kennt er genau, kam er doch in den Jahren 1998 und 2000 in dessen Genuss. Doch dieses Mal stahl ihm Kenenisa Bekele die Show. Immerhin: den Kenianern blieb zumindest ein Triumph. Zum 18. Mal in Folge sicherten sie sich den Mannschaftssieg. Es war am ersten WM-Tag ihr einziger Lichtblick.
Denn auch das Frauen-Langstreckenrennen stand im Zeichen Äthiopiens. Obwohl es lange nicht danach ausgesehen hatte, da die Vorjahres-Zweite Deena Drossin aus den USA vorneweg stürmte. Bis auf Werknesh Kidane, die Junioren-Weltmeisterin des Jahres 1999 und Mittelstrecken-Zweite von 2002, vermochte ihr niemand zu folgen. Dabei tat Drossin nur, was vorher von ihr angekündigt worden war: "Ich werde vom Beginn an aggressiv laufen. So bestreite ich meine Rennen am besten. Ich kann damit leben, dass das sehr weh tun kann, meinte sie schon vor Beginn der Titelkämpfe. Im Spurt ließ ihr Werknesh Kidane dann jedoch keine Chance.
Zwei Goldene für Werknesh Kidane
Kidanes Sieg war auch der Triumph der Jugend über das Alter. Neun Jahre liegen zwischen der Gold- und der Silbermedaillengewinnerin. Die eine ist 21, die andere 30. Vielleicht ist ja auch das Alter der Grund, warum die Äthiopierin heute für die Kurzstrecke noch einmal auf der Startliste steht und die Amerikanerin Drossin nicht. Die hatte jedenfalls ihr Ziel erreicht, jubelte nach Überqueren der Linie und gratulierte zuerst der Gewinnerin, die sich gleich über zwei Goldmedaillen freuen konnte, denn auch mit der Mannschaft waren die Äthiopierinnen das Maß der Dinge und gaben den Läuferinnen aus Kenia das Nachsehen. Der erste Tag stand halt ganz im Zeichen der schnellen Männer und Frauen in Grün-Rot.