HGH-Nachweis - Meilenstein im Anti-Doping-Kampf
Im Sport beginnt das große Zittern vor Nachtests auf Wachstumshormone (HGH). Eine hohe fünfstellige Zahl an Proben von internationalen Meisterschaften wurde in der Sportwelt seit 2006 für Nachtests eingefroren. Sie könnten Doper durch ein in Deutschland entwickeltes Nachweisverfahren schon bald überführen.
Wie hoch ihre Zahl ist, liegt weiter im Dunkeln. Der Beweis, dass dieses Mittel benutzt wird und nachweisbar ist, wurde durch den Fall des britischen Rugby-Nationalspielers Terry Newton erbracht. „Das ist ein Meilenstein im Kampf gegen Doping“, sagte Thomas Bach, Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), nachdem er von der zweijährigen Sperre (bis 23. November 2011) für den Mann der Wakefield Trinity Wildcats erfuhr.„Nun wird eine starke Botschaft an die Athleten geschickt, die HGH benutzen wollen und jetzt entdeckt werden können“, sagte David Howman, Generaldirektor der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA.
In Berlin entwickelt
Zum Nachweisverfahren für dieses gentechnologisch hergestellte muskelbildende Mittel, das durch Prof. Christian Strasburger von der Berliner Charite entwickelt wurde, sagt Thomas Bach: „Man kann den Forschern und der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA gratulieren. Dieser große Schritt wird eine weitere abschreckende Wirkung haben. Bei Olympia ist dieser Effekt durch das Einfrieren der Proben für Nachtests über acht Jahre bereits gegeben.“
Prof. Christian Strasburger reagierte mit Stolz und Freude auf den Forscher-Erfolg. „Das ist eine späte Genugtuung. Nachdem mich die WADA am Freitag darüber informiert hat, habe ich mich gefreut. Dass Präsident Thomas Bach vom Deutschen Olympischen Sportbund unsere Leistung erwähnt, erfüllt mich ebenfalls mit Stolz.“
Meilenstein schon 1999
Von einem „Meilenstein im Kampf gegen Doping“ wollte der Wissenschaftler anders als Thomas Bach allerdings nicht sprechen. „Den Meilenstein gab es schon 1999, als wir die Methode zur Feststellung winzig kleiner Unterschiede zwischen körpereigenen und gentechnisch hergestellten Wachstumshormonen entwickelt haben“, sagte Prof. Christian Strasburger.
Ähnlich optimistisch wie Thomas Bach äußerte sich DOSB-Generaldirektor Michael Vesper über das neue Verfahren: „Wenn man jetzt in den dafür in Frage kommenden Sportarten intelligent nachtestet, könnte es zu ähnlichen Erfolgen führen wie nach den Sommerspielen 2008 in Peking im Falle von CERA.“
Vor allem in Fitnessstudios verbreitet?
Nach Peking (China) waren mehr als 1.000 der 4.770 abgenommenen Proben der Sportarten Rad, Rudern, Schwimmen und Leichtathletik noch einmal auf diese EPO-Modifikation hin überprüft worden. Dabei wurden sechs Athleten überführt, darunter 1.500-Meter-Olympiasieger Rashid Ramzi (Bahrain).
Nun steht HGH im Blickpunkt, über dessen Verbreitung im Sport schon 2005 ein Bericht des belgischen Senats aufschreckte. Darin hieß es, dass 80 Prozent der weltweit hergestellten Menge an EPO und 84 Prozent aller Wachstumshormone an Sportler verabreicht werden. Dem Bericht zufolge beträgt der Jahresumsatz bei Dopingmitteln rund acht Milliarden Euro.
Michael Vesper glaubt allerdings, dass ein ganz hoher Prozentsatz der Wachstumshormone in Fitnessstudios und nicht im Hochleistungssport kursieren.