Ratingen ist mehr als nur das Meeting
Diese Aussage von Willi Wülbeck, Abteilungsleiter des TV Ratingen, beschreibt die enorme Entwicklung der Leichtathletik in Ratingen in den letzten zwei Jahren, in deren Mittelpunkt weiterhin das Mehrkampf-Meeting steht und von dem DLV-Vizepräsident Theo Rous sagt: "Wir wären schlecht beraten, wenn wir mit diesem Pfund nicht wuchern würden. Der DLV muss bestrebt sein, die Position von Ratingen zu verbessern."

Willi Wülbeck unterstreicht die Bedeutung des Leichtathletik-Standortes Ratingen (Foto: Gantenberg)
Ratingen gehört wie Götzis zu der "IAAF Combined Events Challenge", vergleichbar mit dem Grand-Prix in den Einzelwettbewerben. Da neben der Europameisterschaft und dem Europacup nur noch die Meetings in Talence, Desenzano und Arles in die Wertung kommen, ist die Zahl eigentlich überschaubar – trotzdem schaffte man es nicht, die Termine sinnvoll anzusetzen, zum Leidwesen der Mehrkämpfer, die unmöglich innerhalb von vierzehn Tage zwei hochwertige Zehnkämpfe absolvieren können.Sabine Braun umschreibt die Situation für die Frauen. "Zwei Siebenkämpfe in zwei Wochen ist auch für uns nicht optimal, vier Wochen dazwischen wären ideal für Siebenkämpfe auf hohem Niveau." Sie appelliert eindringlich an die Verantwortlichen diese Terminkollisionen in Zukunft zu verhindern. Frank Busemann musste sich dagegen für ein Event entscheiden. "Meine Wahl fiel auf Ratingen aufgrund der räumlichen Nähe und der Vorteile, die ein deutsches Meeting für mich hat." "Die Sieger von Ratingen, mit der Normerfüllung, sind automatisch für die EM qualifiziert", erklärt Bundestrainer Claus Marek
Eine Konkurrenzsituation war nicht gewollt
Eine technische Konferenz in Götzis sollte eigentlich die Termine beschließen, aber die Verantwortlichen in Götzis und Ratingen hatten schon fixe Termine, die aufgrund angrenzender Veranstaltungen und Fernsehsendeminuten keine Verschiebung mehr zuließen. So stand man urplötzlich in einer Konkurrenzsituation, die nicht gewollt war und versuchte, sich gegenseitigen die weltbesten Athleten auszuspannen.
Für Claus Marek eine Situation aus der man die Lehren ziehen sollte. "Wir müssen in Zukunft sehr langfristig diese Termine abstimmen und wegkommen von den gegenseitigen Drohgebärden, das ist kindisch." Es geht darum, an einem Strang zu ziehen, den Mehrkampf als Tour, ähnlich dem Formel 1-Zirkus, möglichst oft in den Medien zu platzieren. Dazu soll es eine internationale Kooperation bezüglich der PR geben, die acht Wochen vor den Wettkämpfen beginnen soll. Wie das aussehen könnte, macht Ratingen in diesem Jahr vor. Am 24. Mai werden in der Innenstadt die Athleten der Öffentlichkeit vorgestellt. Am 25. Mai ist um zehn Uhr ein kleiner Testwettkampf über drei Disziplinen vorgesehen. Zusätzlich sind Termine beim World-Team-Cup in Düsseldorf und in der Sportschau geplant.
Hall of Fame für den Mehrkampf
Um die Attraktivität der Veranstaltung zu steigern, werden bis zum Wettkampfwochenende achtzehn Flüge mit einem Zeppelin verlost und auch an die Fußballinteressierten ist gedacht. Eine möglich Achtelfinalbegegnung mit der deutschen Mannschaft könnte auf der riesigen Videoleinwand übertragen werden. Insgesamt erwartet Horst Becker, Vorsitzender des TV Ratingen, Zuschauerzahlen wie vor zwei Jahren, allein 180 wollen aus Estland kommen, dem Fanclub von Erki Nool.
Außerdem will man den Zuschauern und Gästen im nächsten Jahr mehr bieten. Im Juni soll eine Modell des umgebauten Stadions vorgestellt werden. Für sechs Millionen Euro sind Sanierungsmaßnahmen in drei Bauabschnitten vorgesehen. "Am Stadionring wird es eine feste überdachte Tribüne mit Clubraum, Gaststätte und Presseraum geben", erklärt Horst Becker. "Die alte Tribüne wird nach hinten versetzt, dadurch ist Platz für eine weitere Weitsprunganlage und zwei Sprintgeraden mit acht Bahnen." Zuversichtlich ist man auch hinsichtlich einer Hall of Fame für den Mehrkampf. Sie soll als Dauerausstellung etabliert werden und der Sportstadt Ratingen weiter Auftrieb verleihen.