Highlights einer Europameisterschaft
In sieben Tagen Europameisterschaft gab es viele Momente, die in Erinnerung bleiben sollten, und die sind nicht nur sportlicher Natur.
Gold für Deutschland! (Foto: Kiefner)
Aus sportlicher (und deutscher Sicht) war der Gewinn der ersten deutschen Goldmedaille mit Sicherheit das Highlight der Europameisterschaft. Der Hamburger Zwei-Meter-Mann Ingo Schulz lief bei vollbesetztem Olympiastadion nicht nur in die Herzen der deutschen Zuschauer. Mit seinem Europameistertitel konnte er die deutsche 400-Meter-Tradition vergangener Tage wieder aufleben lassen. Und dabei war die Zeit hier so unwichtig wie noch nie. Wirklich alle wollten ihn siegen sehen! Die Medien taten ihr Bestes, um diese Botschaft in alle Welt zu tragen. Mit diesem enormen Erwartungsdruck fertig geworden zu sein, ist die wahre Leistung!Baumann is back
"Mörderstimmung im Olympiastadion? Keine Seltenheit! Von Begeisterungsrufen getragen, lief Dieter Baumann auf den Silberrang über 10 000 Meter. Das Publikum war einfach klasse. Das fachkundige Publikum trug auf diese Weise viele Athleten zu Bestzeiten, -weiten und –höhen. Nicht zu Letzt wegen der guten Stimmung quälten sich zwei deutsche MehrkämpferInnen durch ihren Wettbewerb. Verletzungen waren vergessen, Patzer vergeben...
Die ersten Medaillen
Bereits am ersten Tag die erste Medaille für Deutschland! Der Kugelstoßer Ralf Bartels holte die erste Bronzemedaille im Kugelstoßen. Doch es war nicht die erste Medaille überhaupt. Francisco J. Fernandez holte im 20km-Gehen die erste Entscheidung nach Spanien. Der Pole Robert Korzenowski machte über die 50km-Geh-Strecke jedoch mehr Schlagzeilen. Das Olympiastadion bebte, als er in neuer Weltbestzeit von 3:36:39 über die Ziellinie ging.
Good bye, Sabine Braun
Die deutsche Vorzeige-Siebenkämpferin Sabine Braun, kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Mehrkämpferin zurückblicken. Bei diesen Europameisterschaften trat sie ihren letzten Start an - gekürt mit Silber. In ihrem letzten Siebenkampf holte sie eher unerwartet die Silbermedaille hinter der 19-jährigen Schwedin Carolina Klüft, die zum zweiten Mal in diesem Jahr den Juniorenweltrekord verbesserte. "Dank dem tollen Publikum", stand auf ihrem T-Shirt – zum Abschied. Im Siebenkampf gab es einen Generationenwechsel, den die Zuschauer hier live erleben durften.
Der letzte Tag...
Am letzten EM-Tag wurde noch die zweite deutsche Gold-Medaille geholt. Im spannenden Staffellauf über 4x400-Meter der Frauen machte sich Grit Breuer ein weiteres mal unsterblich. Nicht zu Letzt getragen von dem Gebrüll und Gekreische der Zuschauer, entwickelte sie die Kraft selbst die Schlussläuferin der Russinnen und Europameisterin über die Stadionrunde, Olesya Zykina, hinter sich zu lassen. Nach einer Zitterpartie um ihre Verletzung konnte man direkt mitfühlen, wie ihr und den drei anderen Staffelmädels ein großer Stein vom Herzen viel.
...lief nicht für alle optimal
Das Entsetzen war groß, als der zweite Staffelläufer in der 4x400-Meter-Staffel der Männer, Jens Dautzenberg, vom Polen Marek Plawgo zur Seite gestoßen wurde, ins Taumeln und schließlich ins Stürzen geriet. Doch er rappelte sich wieder von der regennassen Bahn auf um das Holz mühevoll an seinen Kollegen Lars Figura abzugeben. Schon nach der Vorstellung eines ausgepowerten Ingo Schulz begannen die Medaillenhoffnungen zu schmelzen, die durch dieses unsportliche Verhalten des Polen endgültig zu Nichte gemacht wurden.
Zeit für Emotionen
Bewegende Momente gab es zahlreiche, doch ein bestimmter sollte herausgehoben werden: Die Siegerehrung im Stabhochsprung der Männer. 46 300 Zuschauer erhoben sich ehrfürchtig, als die Nationalhymne Israels durch das Olympiastadion erschallte. 30 Jahre nach den Anschlägen auf israelische Athleten während den Olympischen Spielen 1972 überwogte die Freude des Augenblicks nicht nur den zu Tränen gerührten Sieger Alex Averbukh sondern auch alle Athleten, Zuschauer und Helfer.
Europe meets Munich – It was fantastic!
See you in Göteborg 2006!