"Hobbyläufer" Bahn und Beckmann machen ihr Ding
Radrenner setzen darauf, Inlineskater auch, Läufer sowieso und große Unternehmen ebenfalls. Egal wo, egal wie: Teamwork zählt, Teamwork garantiert Erfolg. Und so haben sich mit Maximilian Bahn und Martin Beckmann im Herbst vergangenen Jahres zwei junge deutsche Marathonläufer zusammengetan, die nun gemeinsam versuchen, der viel beschworenen Krise im deutschen Langstreckenlauf davon zu rennen.
Das Team - Maximilian Bahn und Martin Beckmann (Foto: Klaue)
Gleich ihr erstes gemeinsames Vorhaben schlossen sie am Sonntag erfolgreich ab. Maxi Bahn kam beim 3. Bonn Marathon in 2:17:12 Stunden auf Platz vier, verbesserte seinen Hausrekord um über eine Minute und wurde vom Publikum mehr gefeiert als der eigentliche Sieger Mikhail Minukhin aus Russland. Das verwundert nicht weiter, lebt Bahn doch seit 25 Jahren in Bonn, kennt Stadt und Leute und ging als mitfavorisierter Lokalmatador ins Rennen. Das zieht halt, auch wenn er seit Januar 2003 nicht mehr im Trikot der LG Bonn/Troisdorf/Niederkassel läuft, sondern das Hemd der LG Leinfelden-Echterdingen trägt.
"Wir haben Maxi gedrängt hier zu starten. Die Bonner Region hat ihn Jahre lang unterstützt, er kennt viele Leute und konnte jetzt mal was zurückgeben", erzählt der Deutsche Marathonmeister Martin Beckmann, der bis Kilometer 30 für das Tempo seines Vereins- und Trainingskollegen verantwortlich war. "I make the pace", musste er unterwegs immer wieder den nervösen Afrikanern zurufen, die unruhig liefen und das gleichmäßige Tempo störten. "Wir haben heute unser Ding gemacht und Maxi hat es mit seiner Zeit gekrönt."
Kontinuierliche Steigerung erwünscht
Das nächste "Ding" planen Bahn und Beckmann für das letzte April-Wochenende. Beim Hamburg-Marathon wird die Rollenverteilung allerdings umgekehrt sein. Bahn ist dann für die Arbeit und Beckmann für die Krönung zuständig. Eine Zeit von unter 2:15 Stunden strebt der 25-jährige Energie- und Recyling-Management-Student an.
"Bislang sind beide ihre Marathons alleine gelaufen. Das ist schwer. Zusammen geht es nun hoffentlich leichter", erklärt die gemeinsame Trainerin Heidrun Vetter die Philosophie der Partnerschaft. "Für Martin wäre in Hamburg einer 14-er Zeit das Optimale." Denn schließlich gehe es nicht darum, einmal den großen Sprung zu machen und dann auf der Stelle zu treten, sondern sich kontinuierlich zu steigern.
Sie weiß um den langen Weg, der vor ihren beiden Schützlingen liegt und ist doch optimistisch: "Die Zielstellung ist gleich, sie kennen und ergänzen sich gut. Es gibt keine Rivalität", charakterisiert die ehemalige Mittelstrecklerin die Kooperation.
Maxi Bahn in der Zwickmühle
Dabei hat es vor allem Maximilian Bahn momentan nicht leicht, denn im vergangenen Jahr hat sich in seinem Leben einiges geändert. Der Sport kommt jetzt nur noch an dritter Stelle, davor stehen die Arbeit als Projektleiter im Sport-Sponsoring der Deutschen Telekom, wo er für die Basketballmannschaft der Telekom Baskets Bonn zuständig ist, und die Familie.
Im Juli 2002 wurde Töchterchen Emily geboren. "Es ist schon eine Zwickmühle. Hätte ich nur den Sport, könnte ich mich nach und nach auch mal an eine Norm heranarbeiten, so aber wird es schwer." Deshalb sei er auch von dem Erfolg in Bonn überrascht worden: "Das war mehr, als ich mir zugetraut hätte. Ich wollte zwar Bestleistung laufen, aber ich habe gedacht, ich kann es nicht." Denn die Trainingsumfänge sind wegen Arbeit und Familie reduziert. Morgens absolviert der Diplom-Betriebswirt jetzt seine Grundlageneinheiten, abends das Tempotraining. Und das alles alleine, denn weder Martin Beckmann noch Trainerin Vetter sind dabei. Sie wohnen in Süddeutschland.
"Trotzdem sind wir ein Team", betont Martin Beckmann. "Wir kennen uns seit 1994, haben zusammen an den Junioren-Weltmeisterschaften teilgenommen, den Ekiden-Lauf gemacht und Kaderlehrgänge besucht. Diese Zusammenarbeit ist nun ein kleinwenig intensiviert." Gemeinsam fährt man ins Trainingslager und ist auch an den Wochenenden gelegentlich zusammen unterwegs. Doch vor allem im Wettkampf wolle man voneinander profitieren.
Nur Emily weinte
Für ihn selbst gelte im Übrigen genau wie für Maxi Bahn, dass Sport primär sein Hobby sei. "Viele betiteln uns deshalb ja als Hobbyläufer. Denen sage ich immer, sie können gern mal mitlaufen." Hobby hin oder her, danach fragte am Sonntag niemand.
Denn obwohl ihr Maxi Bahn momentan vielleicht zu den "Hobbyläufern" zählt, standen viele Bonner nur wegen ihm am Streckenrand und feuerten an. Anschließend freuten sie sich mit ihm über Platz vier und die neue Bestleistung. Nur sein jüngster Fan schien wenig Gefallen an dem lauten und freudigen Treiben zu haben.
Als Töchterchen Emily nach dem Zieleinlauf auf Papas Arm war und für die zahlreichen lokalen Medienvertreter jubeln sollte, war das Geschrei groß. Doch es war ja auch erst das erste gemeinsame "Ding" der "Hobbyläufer" Bahn und Beckmann. Weitere sollen folgen und dann weiß vielleicht auch Emily schon Bescheid.