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Hochkarätiger London-Marathon mit Weltrekordler Eliud Kipchoge

In London findet am Sonntag (28. April) der spitzensportliche Höhepunkt dieses Marathon-Frühjahrs statt. Kein anderes Rennen weltweit ist derart hochkarätig besetzt wie der London-Marathon, bei dem die Kenianer Eliud Kipchoge und Vivian Cheruiyot als Titelverteidiger ins Rennen gehen.
Pamela Lechner

Die rund 750.000 Zuschauer, die jedes Jahr die Strecke von Greenwich zum Buckingham Palast säumen, werden hoffen, dass der britische Superstar Mo Farah den Weltrekordler Kipchoge herausfordern und vielleicht sogar für eine Überraschung sorgen kann.

Doch nicht nur spitzen- sondern auch breitensportlich ist der London-Marathon ein Trendsetter. Auf über 400.000 ist die Zahl derer angewachsen, die sich um eine Startnummer für das Lauf-Spektakel bewarben. Über eine Lotterie wurden gut 56.000 Startplätze verteilt. Am Ende dürften wie zuletzt wieder gut 40.000 Läufer das Ziel erreichen.

Mehr und mehr Läufer verlassen sich allerdings nicht auf das Glücksspiel der Startplatz-Lotterie sondern laufen für einen guten Zweck. Gemeinnützige Organisationen bekommen eine größere Zahl an Startnummern garantiert. Diese werden dann an Läufer vergeben, die ihrerseits mit ihrem Lauf Spenden sammeln. Dabei kamen im vergangenen Jahr 63,7 Millionen Pfund (rund 73 Millionen Euro) zusammen. Seit der Premiere des London-Marathons wurden auf diese Weise bereits 955 Millionen Pfund (rund 1,1, Milliarden Euro) gesammelt. Die Veranstalter sind sich sicher, dass in diesem Jahr die Milliarden-Pfund-Grenze überschritten wird. Die Erfolge dieses „Charity-Running“ sind einmalig in der Welt.

Das Rennen der Männer

Elf seiner zwölf Marathonrennen hat Eliud Kipchoge gewonnen. Der Kenianer, der 2016 Olympiasieger wurde und im vergangenen Jahr in Berlin den Weltrekord auf 2:01:39 Stunden verbesserte, trifft am Sonntag auf den einzigen Läufer, der ihn über die 42,195 Kilometer bisher bezwingen konnte: Sein Landsmann Wilson Kipsang gewann 2013 in Berlin in der damaligen Weltrekordzeit von 2:03:23 Stunden. Beide zusammen haben in London sechs der zehn schnellsten je bei diesem Rennen gelaufenen Zeiten erzielt. Auch das beweist ihre Ausnahmestellung.

Allerdings war Wilson Kipsang zuletzt nicht mehr in Bestform, so dass einige andere Läufer am Sonntag stärker einzuschätzen sind: Neben den beiden Äthiopiern Mosinet Geremew, der im vergangenen Jahr den Dubai-Marathon in 2:04:00 Stunden gewonnen hatte, und Shura Kitata, der in London 2018 Rang zwei hinter Kipchoge mit 2:04:49 Stunden belegte hatte, ist dies vor allem Mo Farah. Der britische Olympiasieger über 5.000 und 10.000 Meter gewann im vergangenen Oktober den Chicago-Marathon und steigerte sich dort auf die Europarekordzeit von 2:05:11 Stunden. Er war vor einem Jahr Dritter in London.

Am Sonntag dürfte es jedoch ein anderes Rennen geben als zuletzt. In den vergangenen Jahren wurde in London immer wieder versucht, den Weltrekord anzugreifen. Dadurch war das Tempo in der ersten Hälfte enorm schnell. Nachdem Kipchoge diese Marke in Berlin nun so deutlich auf 2:01:39 Stunden verbessert hat, wird es in London kaum einen erneuten Versuch geben. Ein solches Tempo könnte sicher nur Eliud Kipchoge laufen. Wahrscheinlich ist, dass die Tempomacher so eingestellt werden, dass eine Gruppe von Läufern möglichst lange zusammen bleibt. Dann könnte Mo Farah versuchen, Eliud Kipchoge herauszufordern. Es kann aber auch passieren, dass der Kenianer zu einem früheren Zeitpunkt auch die Tempomacher hinter sich lässt. In jedem Fall ist ein spannendes Rennen zu erwarten.

Das Rennen der Frauen

Ein Quartett aus Kenia kann in London für Furore sorgen: Mary Keitany, Gladays Cherono, Vvian Cheruiyot und Brigid Kosgei. Es wäre eine Überraschung, wenn die Siegerin nicht eine dieser vier Läuferinnen wäre. Denn Äthiopiens Superstar Tirunesh Dibaba (Bestzeit: 2:17:56 h) hat ihren Start vor kurzem aus persönlichen Gründen abgesagt: Sie ist schwanger.

Mary Keitany hatte den London-Marathon vor zwei Jahren mit einem Afrika-Rekord von 2:17:01 Stunden gewonnen. Im vergangenen Jahr wollte sie in London den Weltrekord der Britin Paula Radcliffe (2:15:25 h) angreifen, kam angesichts der heißen Temperaturen aber schließlich nur als Fünfte ins Ziel. Mit einem Sieg in New York meldete sich Keitany im November wieder zurück.

War Mary Keitany vor einigen Jahren die einzige Athletin, der man es zutraute, in die Zeitbereiche von Paula Radcliffe zu laufen, hat sich dies inzwischen geändert. Es gibt ein paar Athletinnen, die inzwischen Ergebnisse von 2:17 und 2:18 Stunden erreicht haben. Drei von ihnen sind am Sonntag am Start: Gladys Cherono steigerte sich im vergangenen September beim Berlin-Marathon auf hochkarätige 2:18:11 Stunden, Vivian Cheruiyot gewann in London 2018 mit 2:18:31 Stunden und Brigid Kosgei siegte in Chicago im Oktober mit 2:18:35 Stunden. Kosgei zeigte in diesem Jahr bereits zwei hochkarätige Halbmarathonrennen: Sie gewann in Houston und Bahrain. Mit 65:28 Minuten führt sie auch die Jahresweltbestenliste im Halbmarathon an. Deutsche Topläufer sind in London am Sonntag nicht am Start.

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