Hochklassige Würfe kündigen sich an
Wenn die europäischen Werfer in München bei der Europameisterschaft aufeinander treffen, zeichnen sich hochklassige Wettkämpfe ab. Denn sie geben den Ton an in der Welt und somit steht eine Qualität ähnlich den Olympischen Spielen oder eine Weltmeisterschaft zu erwarten.
Jan Zelezny war noch nie Europameister (Foto: Kiefner)
Für Beunruhigung des Weltrekordhalters Jan Zelezny sorgte im Speerwurf der Russe Sergej Makarov, der in diesem Jahr mehrfach über neunzig Meter warf und seinen Landesrekord auf 92,61 Meter schraubte. Fast fünf Meter weniger, nämlich 87,77 Meter hat der Tscheche, der noch nie Europameister wurde und alles an diesen Titelgewinn setzen wird, bisher angeboten. Im Jahresvergleich liegt dennoch nur der Grieche Kostas Gatsioudis (91,23 m) dazwischen. Dessen Glück war allerdings nur von kurzer Dauer, wenige Tage nach diesem weiten Wurf in Thessaloniki sagte er die EM verletzungsbedingt ab. Als dreifacher Europameister und Titelverteidiger kommt der Brite Steve Backley nach München und so reiht er sich zwangsläufig in den Kreis der Medaillenaspiranten ein. Auf die Edelmetall-Plätze schielen auch die deutschen Asse Raymond Hecht und Boris Henry, denen ihre Verfolgerrolle nicht ungelegen kommen sollte. Allerdings liegen in ihrem gezeigten Leistungsniveau von Weiten über 86 Metern mit Aleksandr Ivanov (RUS), Dariusz Trafas (POL) und Eriks Rags (LAT) noch mehrere der internationalen Gäste.Hammer Open in München
Die europäischen Hammerwerfer zeigten in den letzten Wochen 80-Meter-Würfe en massé, so dass sich der Wettkampf im Münchner Olympiastadion als sehr offen darstellt. Aleksey Zagorniy aus Russland ist mit seinen 83,43 Metern zwar Weltjahresbester, diese Weite datiert jedoch aus dem Februar. In der letzten Zeit kristallisierten sich vor allem die Ungarn Adrian Annus (82,97 m) und Tibor Gecsek (82,45 m) gemeinsam mit den Ukrainern Andrej Skvaruk (82,62 m) und Vladislav Piskunov (82,23 m) als mögliche Favoriten heraus. Sie dürfen sich allerdings keinen Fehler erlauben, denn die Konkurrenz lauert nur darauf. Der Russe Ilja Konovalov ist dabei ebenso zu nennen wie der finnische Europacup-Sieger Olli-Pekka Karjalainen und der deutsche Ex-Weltmeister Karsten Kobs, der sich nach einem zwischenzeitlichen Tief wieder an die achtzig Meter herantasten konnte. Neben dem Leverkusener vertreten noch Holger Klose und Markus Esser die Farben der Gastgeber.
Behält Top-Favorit Robert Fazekas die Nerven?
Ein Ungar ist mit Robert Fazekas auch der gefürchtete Mann im Diskuswerfen, schleuderte er sein Gerät doch erst am 14. Juli in Szombathley auf 71,70 Meter und reihte sich damit in der ewigen Bestenliste auf Rang vier ein. Der deutsche WM-Dritte Michael Möllenbeck untermauerte im Juni als klarer Sieger beim Europacup in Annecy hingegen seine Ambitionen und scheint nach einem guten Trainingsaufenthalt im Allgäu für die anstehende Aufgabe bereit zu sein. Der Wattenscheider wird es in Abstinenz von Weltmeister Lars Riedel genießen, als deutsche Medaillenhoffnung in den Mittelpunkt zu rücken. Die Konkurrenz ist allerdings stark und wird angeführt von dem Russen Dimitri Schevchenko, dem Esten Alexander Tammert, Roland Varga aus Ungarn und dem Olympiasieger Virgilius Alekna aus Litauen. Für Wirbel könnte unter Umständen der Franzose Jean-Claude Retel sorgen. Er erzielte in diesem Sommer bereits einen Landesrekord von 68,90 Metern.
Wieder Manuel Martinez gegen Joachim Olsen
Hallen-Europameister Manuel Martinez könnte sich im Kugelstoßen das zweite internationale Gold in diesem Jahr in München sichern. Vorsicht ist allerdings vor allem deshalb geboten, weil sich der Däne Joachim Olsen im Olympiastadion für die Niederlage von Wien revanchieren könnte, liegt er doch in der Weltjahresbestenliste mit 21,57 Metern auch zehn Maßeinheiten vor dem Spanier. Aus dem Kreis der europäischen Athleten haben in diesem Sommer auch schon Yuri Belonog aus der Ukraine (21,13 m) und die Finnen Arsi Harju (21,11 m) und Ville Tiisanoja (21,09 m) die 21-Meter-Marke übertroffen. Mit seiner persönlichen Bestleistung von 20,85 Metern geht der Neubrandenburger Ralf Bartels mit den besten Chancen aus deutscher Sicht in die Konkurrenz. Weitere DLV-Starter sind Andy Dittmar und Detlef Bock.