Hochspringer Roman Fricke mag das extreme Leben
Der Mann ist Extremist. Sagt Roman Fricke zumindest von sich selbst. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Gemeint ist dabei nicht sein politisches Handeln, sondern seine Lebensform. Was der Leverkusener Hochspringer macht, macht er richtig. Und das sind momentan zwei Dinge: Schule und Hochsprung.
Mit Schwung zum Meistertitel (Foto: Kiefner)
Im zurückliegenden Winter wurde Roman Fricke Deutscher Hallenmeister, startete beim Hallen-Europacup in Leipzig im deutschen Nationaltrikot und steigerte sich dabei auf 2,24 Meter, was zwar noch ein ganzes Stück hinter der Weltklasse ist, aber trotzdem auf mehr hoffen lässt, denn Roman Fricke ist nun mal Extremist und will deshalb auch extrem hoch hinaus.Um dieses Ziel zu erreichen, plant der 26-jährige Tischler und Einrichtungsfachberater, der gerade in Hildesheim ein Fachhochschulstudium zum Holztechniker macht, seinen Tagesablauf minutiös. Anders wäre es auch kaum möglich, alles unter einen Hut zu bringen.
"Die Schule nimmt mit Hausaufgaben, Lernen und all den anderen Dingen in der Woche mindestens 40 Stunden in Anspruch. Dazu kommen 20 Stunden Training und 20 Stunden Autofahrt", rechnet der für den TSV Bayer 04 Leverkusen startende und in einem Dorf bei Bremen beheimatete Roman Fricke vor. Wenn man jetzt noch täglich acht Stunden Schlaf dazu rechne, bleibe nicht mehr viel Zeit für andere Dinge über. "Aber da wächst man rein. Das geht schon", sagt Roman Fricke, der zwischen Hildesheim, Bremen und Leverkusen pendelt.
Das Nationaltrikot beflügelte
Unter der Woche trainiert er nach den Plänen von Coach Hans-Jörg Thomaskamp alleine in Hannover, am Wochenende geht es dann zum Training nach Leverkusen und zwischendurch immer mal wieder nach Hause. Bei Bremen stellen seine Eltern in einem Familienbetrieb Möbel her.
Die Firma möchte Sohn Roman eines Tages übernehmen. Doch vorher soll es noch im Hochsprung weiter hinauf gehen. "Wenn ich jetzt im Sommer ein bisschen näher an die 2,30 Meter rankomme, packe ich es noch einmal richtig an", sagt Fricke. "Im Winter haben sich die 2,30 Meter schon gar nicht mehr so weit angefühlt."
Motivation wächst mit Aufgabe
Bei 2,20 Metern stand seine Bestleistung vor der Hallensaison. Auf bereits erwähnte 2,24 Meter steigerte sich der U23-EM-Fünfte von 1999 beim Hallen-Europacup in Leipzig, wo er erstmals im Erwachsenenbereich für die deutsche Nationalmannschaft startete. "Ich bin ein Wettkämpfer. Je wichtiger und aufregender ein Wettkampf ist, desto motivierter bin ich."
Doch die Steigerung ist nicht allein mit der Bedeutung des Wettkampfes zu begründen, den er als Dritter beendete. Auch der Umstand, dass Fricke endlich mal über eine längere Zeit gesund war, trug wesentlich zum Höhenflug bei. "Ich bin jetzt über ein Jahr verletzungsfrei. So lange wie nie zuvor. Da kommt gleich eine ganz andere Routine ins Springen."
Talent keimt wieder auf
Die zeichnete ihn auch schon als Schüler und Jugendlichen aus. In den 90-er Jahren wurde er Deutscher Achtkampfmeister, Deutscher B-Jugend, A-Jugend und Juniorenmeister im Hochsprung. "Damals war ich eine Rakete", sagt Fricke rückblickend. "Wenn ich jetzt mein Leben in den Griff kriege und ohne Verletzung bleibe, kann es trotz der Belastung durch die Schule und der vielen Fahrerei sprunghaft nach oben gehen."
Das Talent hat er, wie er in der Jugend schon unterstrich. "Jetzt keimt es hoffentlich wieder auf, auch wenn ich vielleicht kein Typ für 2,35 Meter bin. Aber konstant um die 2,28 oder 2,30 Meter zu springen, wäre schon gut."