Hoffnung auf große Weiten
Von den neun B-Kader-Weitspringerinnen des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) konnten nur drei an der Hallen-DM teilnehmen - die Liste der Verletzungen war lang. In Richtung Sommer soll sich das ändern. Bundestrainer Ulli Knapp ist zuversichtlich, dass mehrere Athletinnen den Sprung zur WM nach Moskau (Russland; 10. bis 18. August) schaffen können.

Ein Lehrgang bei der Bundeswehr, die als Arbeitgeber langfristig für den Sport den Rücken freihält, kostete Ende des vergangenen Jahres viel Kraft. Eine Hallensaison kam zu früh. Nach vorsichtigem Beginn ist "Sossi" seit Januar wieder voll im Training und es läuft. "Sie hat tolle Zubringerwerte gezeigt, mit Bestleistungen im Mehrfachsprung- und Kraftbereich", erklärt Bundestrainer Ulli Knapp.
Anlaufkontrollen gehören schon regelmäßig zum Programm. Die ersten Schritte werden nicht mehr lang gezogen, sondern kurz gesetzt wie bei einem Sprint. Die Umstellung fruchtet. "Wir sind nicht mehr bei einer Varianz bei den Anlaufmarken von bis zu einem Meter, sondern nur noch einem Viertel-Fuß", so der Bundestrainer. Große Weiten konstanter anzubieten, das soll im Sommer gelingen - die WM ist das große Ziel.
Neuer Anlauf auch für Lena Malkus
Den Sprung zur WM, für die als A-Norm 6,75 Meter gefordert sind, traut Ulli Knapp auch der besten deutschen Springerin der Hallensaison zu, Melanie Bauschke (LG Nike Berlin). "Nach ihren 6,68 Metern hatte sie eine Grippe. Um danach für Hallen-DM und -EM wieder fit zu werden, hat die Zeit nicht gereicht." Die ehemalige U23-Europameisterin hatte sich bei der Hallen-DM mit Rang vier begnügen müssen und bei der Hallen-EM die Qualifikation nicht überstanden.
Großes Potential hat auch Lena Malkus (SC Preußen Münster), für die gemeinsam mit Heimtrainerin Elke Bartschat ein neuer Anlauf konzipiert wurde. Dafür wurde die Schrittgestaltung zum Vorbild genommen, die in der Vergangenheit zu weiten Flügen geführt hatte. "Dieser Anlauf soll es Lena ermöglichen, Wettkämpfe auch mit großen Weiten zu beginnen." Bisher waren die häufig erst im letzten Versuch herausgekommen.
Erstes Ziel im Sommer ist für die 19-Jährige die U23-EM in Tampere (Finnland; 11. bis 14. Juli). Eine Zugabe bei der WM in Moskau ist aber nicht ausgeschlossen.
Dreimal Hoffnung und zwei Sorgenkinder
Ksenia Achkinadze ist dabei, ihre Rückenprobleme in den Griff zu bekommen. Diese hatten verhindert, dass die Athletin des SC Gelnhausen im Winter ihren deutschen Hallentitel verteidigen konnte.
Auf einem guten Weg zurück ist auch Sinje Florczak (LC Paderborn). Sie knickte ie in der Vorbereitung auf den Winter beim Landen in der Grube um, zog sich eine Kapselverletzung am Fuß zu und musste die Halle sausen lassen.
Sorgenkind: Nadja Käther
Michelle Weitzel (SWC Regensburg) kämpft seit längerem mit einem verknacksten Fuß. "Eine mögliche Ursache ihrer gesundheitlichen Probleme hat sie jetzt ausgemacht", erzählt Ulli Knapp. In der Nacht knirscht die zweimalige Deutsche Meisterin mit den Zähnen - mit möglichen Auswirkungen auf den gesamten Körper. Dieser Ansatzpunkt soll helfen, im anstehenden Sommer wieder an die Leistungen von vor zwei Jahren anzuknüpfen.
Ein Sorgenkind bleibt Nadja Käther (Hamburger SV): ihre Probleme am Oberschenkel-Ansatz sind noch nicht ganz ausgestanden. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie groß die Belastungsfähigkeit schon wieder ist. Bei Beatrice Marschek (LAZ Gießen) läuft der Heilungsprozess nach ihrem Achillessehnenriss nach Plan. Ulli Knapp geht von einem Comeback in der kommenden Hallensaison aus.
Gemeinsames Trainingslager auf Teneriffa
Fast der gesamte Weitsprung-Kader holt sich ab Ende April im gemeinsamen Trainingslager auf Teneriffa (Spanien) den Feinschliff für den Sommer. Unter anderem Leistungsdiagnostiker und Psychologen werden eine optimale Vorbereitung ermöglichen.
Auf der Rechnung für die Freiluftsaison hat Ulli Knapp natürlich auch die Springerinnen, die sich im Winter überraschend in den Vordergrund gesprungen haben. Große Fortschritte und weitere Entwicklungsmöglichkeiten sieht er bei EM-Teilnehmerin Stefanie Voss (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) und der Deutschen Hallenmeisterin Lisa Steinkamp (VfL Sindelfingen).
"Die anderen Springerinnen zu ärgern" traut er Urszula Westhof (SCC Berlin) zu. Die 35-Jährige hat den Spaß am Weitsprung zurückgewonnen und mit Silber bei der Hallen-DM gezeigt, dass sie noch immer weit fliegen kann.