
Homiyu Tesfaye: DM-Double gibt Selbstvertrauen
Nicht nur dass Homiyu Tesfaye bei der Hallen-DM als erster Deutscher seit Dieter Baumann 1998 beide Titel über 1.500 und 3.000 Meter holte, beeindruckte. Sondern auch die Art und Weise. Mit seinem 500-Meter-Spurt in 67 Sekunden am Ende des 1.500-Meter-Finals bewies er Weltklasse und brachte sich in Position für die Hallen-WM, wo er am Freitagmittag im Vorlauf über 1.500 Meter steht.
Ob in Afrika wohl die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig verfolgt wurden? Man weiß nicht, ob Homiyu Tesfayes 3:47,28 Minuten über 1.500 Meter und 7:58,09 Minuten über die doppelte Distanz die besten 1.500-Meter-Läufer des Winters um den Marokkaner Mohamed Moustaoui und Ayanleh Souleiman aus Dschibuti im Vorfeld der Hallen-WM in Sopot beunruhigen. Sie haben dieses Jahr schon 3:35,0 und 3:35,2 Minuten vorgelegt. Vielleicht haben sie aber auch die Zwischenzeiten des jungen Frankfurters gesehen – vor allem die aus dem 1.500-Meter-Finale.
Nachdem er bei der Hallen-DM am Samstag schon seinen Vorlauf über diese Distanz sowie das 3.000-Meter-Finale gewonnen hatte, hielt er sich am Sonntag nämlich erst einmal zurück. 1.000 Meter lang, um genau zu sein. Dann aber sprintete er los, fast wie ein 400-Meter-Läufer. Die letzten 500 Meter legt er in 67 Sekunden zurück. „Wer sich auf den Mittelstrecken auskennt, weiß, was das bedeutet“, sagte sein Trainer Wolfgang Heinig. Genauso schnell (67,00 sec) war der 20-Jährige im vergangenen Sommer bei der WM in Moskau (Russland) die letzten 500 Meter gerannt, schneller war da nur der drittplatzierte Südafrikaner Johan Cronje (66,82 sec), ähnlich schnell der kenianische Sieger Asbel Kiprop (67,08 sec).
Mit Selbstvertrauen nach Sopot
In Leipzig war natürlich das Tempo auf den 1.000 Metern zuvor nicht allzu hoch, allerdings drehte sich Homiyu Tesfaye im letzten Renndrittel sogar immer wieder nach der Konkurrenz um, jubelte bereits auf der Zielgeraden und verlor so sogar noch einmal etwas Zeit. „Bei einem Meisterschaftsrennen sind die letzten 400 Meter wichtig“, weiß Homiyu Tesfaye und geht deshalb mit Selbstvertrauen in die WM-Rennen von Sopot (Polen).
„Die Vorläufe werden taktisch ablaufen“, ist sich Wolfgang Heinig sicher, weiß aber auch: „In Leipzig hat er mit den letzten 500 Metern in 67 Sekunden gezeigt, dass er gut vorbereitet ist. Im Finale ist dann alles möglich.“ Ähnlich sieht das auch Homiyu Tesfaye selbst: „Letzten Winter bin ich 3:39,38 Minuten gelaufen, dieses Jahr schon 3:37,35 Minuten. Vielleicht ist in Sopot noch ein bisschen mehr drin und ich habe mit meinem Speed dieses Mal die Chance, noch ein wenig weiter vorn zu landen als letztes Jahr bei der WM.“
Nationale Konkurrenz chancenlos
Damals war er als unbekannter „Nobody“ völlig überraschend WM-Fünfter geworden. So unbekannt ist er dieses Jahr nicht mehr. Schon gar nicht seit seinem Doppelsieg in Leipzig, wo er namhafte Konkurrenz wie den ehemaligen Vize-Europameister über 1.500 Meter, Carsten Schlangen (LG Nord Berlin), oder auch den Regensburger Florian Orth schlug, der Tesfaye im Vorjahr bei der Hallen-DM noch auf den letzten Metern den 1.500-Meter-Sieg entrissen hatte. Dieses Mal waren sie chancenlos. „Er hat das richtig stark gemacht“, sagte Schlangen anerkennend.
Genauso stark wie zuletzt Dieter Baumann. Der war 1998 ebenfalls über 1.500 und 3.000 Meter bei Deutschen Hallen-Meisterschaften zu Gold gerannt. Danach war keinem Deutschen mehr dieses Double gelungen. „Ich glaube das ist ein gutes Zeichen, den Dieter Baumann war ein ganz großer Läufer“, meinte Homiyu Tesfaye. Und Wolfgang Heinig meinte: „Dieter Baumann ist Olympiasieger, so weit sind wir noch lange nicht. Wenn es ein gutes Omen ist, was den Olympiasieg angeht, bin ich aber einverstanden.“
Schon an diesem Wochenende bietet sich Tesfaye die Chance, zumindest in einer Sache mit Baumann gleichzuziehen: Der lief 1989 in Budapest (Ungarn) über 3.000 Meter bei der Hallen-WM zu Bronze. Vielleicht gelingt nun auch Tesfaye der Sprung auf das Podest.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift