Homiyu Tesfaye - Fahrplan bis Sopot steht
Obwohl Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) zuletzt kaum Tempoläufe absolvieren konnte, war er beim Trierer Silvesterlauf nicht zu stoppen. Der Sieg beim prestigeträchtigen Rennen soll der Vorgeschmack auf die Hallensaison sein. Das Ziel des 20-Jährigen: der deutsche 1.500-Meter-Rekord.
Welch ein Jahr liegt hinter Homiyu Tesfaye! Im Sommer wurde der 20-Jährige deutscher Staatsbürger. Kurz darauf gelang ihm in Moskau (Russland) mit Platz fünf über 1.500 Meter das beste WM-Ergebnis eines DLV-Läufers seit 1991. Im November wurde er zu Deutschlands „Läufer des Jahres“ gewählt, und am letzten Tag 2013 gewann er als erster Deutscher seit 17 Jahren den Silvesterlauf in Trier.Mit seinem Acht-Kilometer-Sieg in 22:38 Minuten setzte er schon ein Zeichen für 2014. Schließlich verwies er mit Thomas Ayeko einen ganz starken Langstreckler auf Platz zwei. Der Ugander war in Moskau Elfter über 10.000 Meter, bei den Olympischen Spielen von London (Großbritannien) kam er 2012 als 16. ins Ziel. Seine Bestzeit steht bei 27:40,96 Minuten.
Den 1.500 Metern treu
Für Homiyu Tesfaye sind Starts über die langen Strecken allerdings Ausflüge. Er will den 1.500 Metern treu bleiben. Auch in der kommenden Hallensaison. Der gebürtige Äthiopier liebäugelt mit dem deutschen Rekord unter dem Dach, den Rüdiger Stenzel vor 16 Jahren mit 3:36,09 Minuten aufstellte. Auch die Hallen-Weltmeisterschaften im polnischen Sopot hat er im Visier.
Allerdings muss der 21-Jährige dafür noch am Tempo arbeiten. Bisher standen vor allem längere Ausdauereinheiten auf dem Programm, wie er in Trier erzählte. Im Herbst absolvierte er zunächst die Grundausbildung bei der Bundeswehr, wo er als Sportsoldat gefördert wird. Und die fand er anstrengender als sein tägliches Training. „Früh aufstehen und laufen bin ich ja gewohnt“, erklärt er, „aber nach dem Training kann ich mich hinlegen und schlafen, bevor es weitergeht.“ Bei der Bundeswehr musste er sechs Wochen lang bis abends durchhalten.
Besuch beim kranken Vater
An die Grundausbildung schloss sich ein Aufenthalt in Äthiopien an, bei dem er seinen schwer asthmakranken Vater besuchte. „Dort habe ich nur Dauerläufe gemacht“, sagt er. Das wird sich in den nächsten Tagen ändern. Im spanischen Chiclana will er sich zusammen mit seinem Trainer Wolfgang Heinig und zahlreichen anderen DLV-Läufern den Feinschliff für die Hallensaison holen.
Die Eckdaten stehen schon fest: 1.500 Meter beim Meeting in Düsseldorf (30. Januar), zwei Tage später in Karlsruhe 1.500 Meter, dann die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig (22./23. Februar) sowie die Hallen-WM in Sopot (7. bis 9. März).
Dass es dabei wieder zu einer Szene kommt, die im vergangenen Jahr für Aufruhr unter seinen nationalen Konkurrenten sorgte, schließt er aus – aber nur für Rennen in Deutschland. „Sollte ich irgendwann mal bei einem großen internationalen Rennen ganz vorn landen, mache ich im Ziel vielleicht wieder ein paar Liegestützen.“
Eklat nach Liegestützen
So wie vergangenen Sommer bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Göttingen, als er mit Riesenvorsprung gewann und den Sieg mit Liegestützen hinter dem Zielstrich feierte. „Ich wollte nur zeigen, dass mich das Rennen nicht besonders angestrengt hat“, sagt er heute. Er habe nicht geahnt, dass dies von den Konkurrenten als Respektlosigkeit aufgefasst werden könnte.
Mittlerweile können aber sogar die anderen Läufer darüber schmunzeln, wie eine Episode vom Ekiden-Rennen in Japan zeigt. Zusammen mit fünf anderen Deutschen hatte er die Marathon-Distanz als Staffel bewältigt. Und bei der Abschlussfeier gab es dann einen Länder-Vergleich in ganz anderen Wettbewerben als Laufen: Wer schafft die meisten Liegestützen? Für Deutschland trat natürlich Homiyu Tesfaye an. Und gewann mit 40 in Serie.
Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift