| Halbmarathon Berlin

Homiyu Tesfaye geht auf Risiko, Philipp Pflieger peilt Bestzeit an

Ein spannendes Rennen kündigt sich am Sonntag aus deutscher Sicht im Männerrennen beim Berliner Halbmarathon an. Während Homiyu Tesfaye am Sonntag auf volles Risiko laufen will, peilt Philipp Pflieger eine persönliche Bestzeit an. Dies gaben beide am Freitag auf der Abschluss-Pressekonferenz bekannt.
Jörg Wenig

Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), der im vergangenen Jahr beim Olympia-Marathon als bester deutscher Läufer Rang 55 belegte, hatte vor zwei Jahren beim Berliner Halbmarathon eine Zeit von 63:51 Minuten erzielt. Auch 2016 startete der heute 29-Jährige bei dem Rennen und belegte im internationalen Top-Feld Rang 16 in 64:58 Minuten. Das reichte damals als Leistungsnachweis für die Olympia-Nominierung, so dass er das Minimalziel erreichte.

Dieses Mal geht Philipp Pflieger wesentlich optimistischer ins Rennen. Ab Spätherbst 2015 bis weit ins Olympiajahr hinein hatten ihn Probleme im Sprunggelenk und später an der Patellasehne behindert. In der Vorbereitung auf die diesjährige Marathon-Saison blieb der Regensburger von Verletzungen verschont. „Ich konnte jetzt sehr gut trainieren und hatte keinerlei Probleme“, sagte Philipp Pflieger.

Seine Trainingsergebnisse sind deutlich besser sind als noch im vergangenen Jahr. „Ich fühle mich gut und habe eigentlich Lust, etwas zu riskieren. Aber der Berliner Halbmarathon ist natürlich nicht mein Frühjahrs-Höhepunkt. Denn ich laufe in drei Wochen den Haspa Marathon Hamburg“, erklärte er. Er werde daher etwas vorsichtiger ins Rennen gehen. „Ich denke, ich laufe die ersten zehn Kilometer in etwa 30:00 Minuten und dann sehe ich was in der zweiten Hälfte geht.“ Ein 30-Minuten-Tempo läuft immerhin auf eine Zeit um 63:15 Minuten hinaus.

Tesfaye: "Vorne mit den Jungs mitlaufen"

23-jährige Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt), eigentlich ein 1.500-Meter-Spezialist, lief bisher erst einen Halbmarathon. Dabei erreichte er vor fünf Jahren bei den Deutschen Meisterschaften Rang sechs in 67:17 Minuten. Das ist eine Sekunde langsamer als der Frauen-Streckenrekord beim Berliner Halbmarathon.

In diesem Jahr will Tesfaye deutlich schneller ins Rennen gehen. „Ich will mit den Jungs mitlaufen – und zwar ganz vorne“, kündigte er mutig an. Die kenianischen Favoriten peilen eine Zeit von unter einer Stunde an. Es wäre eine Sensation, wenn der Mittelstreckler halbwegs mithalten könnte und dann ohne einen größeren Einbruch im Bereich von 61:00 Minuten ins Ziel käme.

„Von meinem Training her denke ich, dass eine Zeit zwischen 61 und 62 Minuten möglich ist“, sagte er. Selbst eine Zeit unter 62 Minuten wäre eine erstaunliche Leistung, die in diesem Jahrtausend noch kein anderer deutscher Läufer erreicht hat. Der deutsche Rekord von Carsten Eich, den er 1993 in Berlin aufstellte, steht bei 60:34 Minuten.

Immer für eine Überraschung gut

Es wäre allerdings nicht die erste Überraschung von Homiyu Tesfaye bei einem Straßenlauf. Beim Paderborner Osterlauf gewann er 2015 sensationell über 10 Kilometer in 27:54 Minuten. Damit wurde Tesfaye auf Anhieb zum drittschnellsten deutschen Läufer aller Zeiten über diese Strecke.

2010 war er als Flüchtling aus Äthiopien gekommen und hatte einen Asylantrag gestellt, ein Jahr später tauchte er in Frankfurt bei Wolfgang Heinig auf und trainierte seitdem bei dem damaligen Bundestrainer. Der Coach führte ihn über 1.500 Meter an die internationale Spitze heran. Doch im vergangenen Jahr kam Tesfaye nicht mehr an seine Topleistungen heran und trennte sich zudem von seinem Trainer. Daher wäre es die nächste große Überraschung, wenn er seine hochgesteckten Ziele in Berlin tatsächlich erreichen kann.

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