Homiyu Tesfaye überraschend ins Finale
Nach 16 Jahren hat wieder ein Deutscher ein WM-Finale über 1.500 Meter erreicht. Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) schaffte am Freitag in Moskau (Russland) über die Zeit (3:36,51 min) den Einzug in die Runde der besten Zwölf. Carsten Schlangen (LG Nord Berlin; 3:44,44 min) schied dagegen aus.
Der Durchmarsch ist perfekt. Seit anderthalb Monaten ist er für Deutschland startberechtigt, erst zwei Tage vor Toreschluss sprang Homiyu Tesfaye auf den WM-Zug auf, indem er die Norm lief. Jetzt steht er im WM-Finale. Seit dem zehnten Platz des Wattenscheiders Rüdiger Stenzel 1997 in Athen hat das kein deutscher Mittelstreckler mehr geschafft.Der Frankfurter ging sichtlich selbstbewusst in sein Halbfinale, das schnellere der beiden Rennen. Der Youngster im DLV-Team reihte sich an einer günstigen Position hinter der Spitze ein und konnte auf Bahn eins gut mitziehen.
Auf der letzten Gegengeraden startete er sogar einen Angriff, trat die Flucht nach vorn an und hielt aufkommendem Gerangel stand. Hinten raus wurde die Zielgerade zwar immer länger und der 20-Jährige musste kämpfen, es reichte aber um als Sechster in 3:36,51 Minuten als einer der beiden Zeitschnellsten ins Finale am Sonntag (18. August) einzuziehen.
Carsten Schlangen fehlt die Kraft
Im anderen Halbfinale ging Carsten Schlangen am Ende des Feldes in die letzte Runde. Bis auf Rang fünf hätte er sich noch vorarbeiten müssen. Im Endspurt versuchte der Berliner noch einmal alles, konnte sich aber nur noch auf Rang zehn (3:44,44 min) vorschieben.
Titelverteidiger Asbel Kiprop (Kenia; 3:43,40 min) und Silas Kiplagat (beide Kenia; 3:43,52 min) zogen sicher ins Finale. Mit Nixon Kiplimo Chepseba (3:35,88 min) entschied auch ein Kenianer das schnellere Halbfinale für sich. Der WM-Zweite Matthew Centrowitz (3:35,95 min) wird wieder versuchen, möglichst viele des kenianischen Trios hinter sich zu lassen.
STIMMEN ZUM WETTBEWERB:
Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt):
Mein Trainer hat vorher zu mir gesagt: Heute ist dein Lauf, du kannst machen, was du willst. Ich wollte mein Bestes geben, dass das für das Finale reicht, ist natürlich super. Ich wusste, dass der erste Lauf langsam war, und dass Platz sieben vielleicht für den Finaleinzug reichen könnte. Mein Ziel war eine Zeit unter 3:40 Minuten. Nach dem Rennen habe ich auf die Tafel geschaut, aber das Ergebnis kam und kam nicht. Dass ich weiter bin, habe ich erst im Fernseh-Interview erfahren. Finale ist Finale. Ich will eine Medaille – wenn man so hart trainiert, darf man sich das doch wünschen, oder?
Carsten Schlangen (LG Nord Berlin):
Ich bin wirklich enttäuscht! Ich dachte, dass es hier endlich mal läuft, ich habe für die WM sehr viel riskiert und sehr viel investiert. Das Rennen hat sich langsam entwickelt, es war klar, dass der Endspurt hart wird. Ich hatte immer eine bescheidene Situation im Feld, habe nicht aktiv genug um eine Außenposition gekämpft. Hinten raus war der Sprint eine Nummer zu viel für mich. Ich hatte direkt nach dem Vorlauf Magen-Darm-Probleme, ich will es nicht darauf schieben, aber so richtig gesund bin ich erst wieder seit heute, und habe mich nicht topfit gefühlt. Während des Rennens hatte ich keine Zweifel, dass ich es schaffen kann, ich hatte ja auch auf den Endspurt trainiert. Aber nach dem Infekt fehlte auch ein wenig die mentale Stärke. In so einem Top-Feld wird man dann gefressen.
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