| Indoor Meeting Karlsruhe

Hürden-Highlight mit Keni Harrison, Cindy Roleder und Sally Pearson

Meeting-Direktor Alain Blondel bietet am Samstagabend (ab 17 Uhr) auf der blauen Bahn der Karlsruher Messehalle im Hürdensprint der Frauen ein Klassefeld auf. Mit Freiluft-Weltrekordlerin Keni Harrison (USA), Olympiasiegerin Sally Pearson (Australien) sowie der Vize-Weltmeisterin und Europameisterin Cindy Roleder (SV Halle) sind die Hürdenstars am Start.
Ewald Walker

Bei ihrem Vorjahressieg in Karlsruhe war Kendra, genannt Keni, Harrison für viele noch eine Unbekannte. Inzwischen hat sie den Hürdenwald mächtig durcheinander gewirbelt. Inmitten einer eindrucksvollen Siegesserie in der Diamond League gab es zwei karrierebestimmende Ereignisse. Als haushohe Favoritin scheiterte die 23-Jährige in Eugene bei den US-Trials als Sechste an der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio. Wenig später passiert wieder Unglaubliches, diesmal in London (Großbritannien).

Mit Wut im Bauch über die verpasste Olympiateilnahme rennt Keni Harrison die 100 Meter Hürden in 12,20 Sekunden – Weltrekord, eine Hundertstel unter der 28-Jahre alten Bestmarke der Bulgarin Yordanka Donkowa. Seitdem ist die 1,63 Meter „kleine“ Harrison die Größte.

Zwischen 2011 und 2015 hatte eine andere Athletin die Hürdenszene fast nach Belieben bestimmt: Sally Pearson (Australien) wird 2012 Olympiasiegerin in London. Viele Verletzungen, darunter ein Bruch des Handgelenks und ein Muskelfaserriss im Oberschenkel, bremsen sie anschließend aus. Sie lässt sich zuletzt in München bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt behandeln und startet nun in Karlsruhe ein Comeback. „Sally ist schmerzfrei hier angekommen, wir sind gespannt auf ihre Vorstellung“, sagt Meetingdirektor Alain Blondel.

Cindy Roleder: irgendwann deutscher Rekord?

Cindy Roleder (SV Halle) hat zuletzt eine steile Karriere hingelegt. Vize-Weltmeisterin in Peking (China) 2015, Europameisterin in Amsterdam (Niederlande) 2016. „So darf es gerne weitergehen“, sagt der Blondschopf mit einem Strahlen im Gesicht. Im Wechsel mit dem Siebenkampf steigerte sie kontinuierlich ihre Bestleistungen. 7,88 und 12,59 Sekunden sind ihre Bestmarken, das bedeutet Platz fünf und Platz acht in der ewigen deutschen Bestenliste.

„Irgendwann mal deutschen Rekord, das wär‘s schon“, zeigt sich Roleder angriffslustig und selbstbewusst. „Man soll ja nie nie sagen“, unterstreicht sie ihre Hoffnungen. Bei 7,73  Sekunden (Cornelia Oschkenat, 1989) und 12,42 Sekunden (Bettine Jahn, 1983) liegen die deutschen Rekorde. Herausragende Leistungen aus anderen Zeiten.

„Diese starke Konkurrenz suche ich und sie pusht mich“, gibt Cindy Roleder die Devise für das Rennen am Samstag in der Karlsruher Messehalle aus. „Es ist für mich eine Ehre, gegen die Weltrekordlerin zu laufen“, zeigt Roleder Respekt. 

Hürdensprint als Meeting-Höhepunkt

Harrison ist nur für dieses eine Rennen aus den USA nah Karlsruhe herüber gekommen. Die weiteren Stationen der lukrativen IAAF-Indoor-Tour finden ohne sie statt. Das  Publikum habe sie im Vorjahr in Karlsruhe toll aufgenommen, deshalb sei auch ein strahlender Sieg herausgekommen. „Mein Fokus liegt in dieser Saison auf den 100 Meter Hürden“, erklärt Harrison.

Klar: die WM auf der für sie so geschichtsträchtigen Londoner Bahn zieht sie fast magisch an. Und das verpasste Olympiagold motiviert den kleinen Wirbelwind zum Titel. Die Verbindung zwischen London und Karlsruhe? „Beide Bahnen sind sehr schnell“, sagt Harrison. Im Karlsruher Rennen gegen Pearson und Roleder will sie einfach ein schnelles Rennen abliefern. Alain Blondel hat die Hürden ans Ende des Meetings gelegt. Es soll der Höhepunkt werden.

Meeting-Aus abgewendet

Nach mehr als 30 Auflagen ist das Indoor Meeting in Karlsruhe längst kein Selbstläufer mehr. Im Sommer stand das Traditionsmeeting wegen der drastischen Haushaltsreduzierungen im Karlsruher Rathaus vor dem Aus. Um mehr als eine halbe Million Euro, das sind etwa ein Drittel des Gesamtetats, reduzierte die Stadt ihren Zuschuss für das Meeting.

„Ein Verlust des Meetings wäre dramatisch, ist es doch die letzte internationale Sport-Großveranstaltung in unserer Stadt“, sagt Sportbürgermeister Martin Lenz. Durch Sponsoren konnte das Defizit ausgeglichen werden und Karlsruhe kann durch die Teilnahme an der IAAF World Indoor Tour auf eine hohe mediale Aufmerksamkeit setzen.

„Wir spielen in einer Weltliga“, sagt Lenz voller Stolz und verweist auf eine ausverkaufte Messehalle und eine Live-Übertragung bei Eurosport (18:30 bis 20:30 Uhr). Den Siegern der Serie (Boston, Düsseldorf, Karlsruhe, Torun, Birmingham) winken in elf Disziplinen 20.000 Dollar und eine Wild Card für die nächste Hallen-WM.

Mehr:

<link news:53791>Sechs Olympiasieger und eine Weltrekordlerin in Karlsruhe

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