Hürdensprinter mit Rückenwind nach Istanbul
Drei Hürdensprinter stehen im DLV-Aufgebot für die Hallen-WM in Istanbul (9. bis 11. März): Cindy Roleder (LAZ Leipzig), Helge Schwarzer (Hamburger SV) und Gregor Traber (LAV Tübingen) können mit neuen Bestleistungen im Gepäck voller Selbstvertrauen in die Türkei reisen. Bundestrainer Rüdiger Harksen ist bereits jetzt hochzufrieden mit den Leistungen seiner Schützlinge und hofft bei der Hallen-WM auf einen erfolgreichen Abschluss der Hallensaison.
„Ich bin ja jetzt schon wirklich lange dabei“, sagt der Bundestrainer, „aber ich kann mich nicht erinnern, dass es das schon einmal gab.“ Gemeint ist das Leistungsniveau im Finale über 60 Meter Hürden der Frauen bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe: Mit Cindy Roleder (LAZ Leipzig; 7,96 sec) und Carolin Nytra (MTG Mannheim; 7,98 sec) unterboten gleich zwei Athletinnen die Acht-Sekunden-Marke.Cindy Roleder holte sich in einem fulminanten Lauf nicht nur den Meistertitel, sondern auch in letzter Minute das Ticket nach Istanbul. „Das war eine fantastische Leistung“, lobt Rüdiger Harksen, der wusste, dass der Leipzigerin eine Spitzenzeit gelingen kann, wenn sie den 7er-Rhythmus zur ersten Hürden gut bewältigt.
Aussichtsreiche Position
Die Hallen-DM liegt zehn Tage zurück, in denen Cindy Roleder problemfrei und nach Plan trainieren konnte, wie ihre Heimtrainer Jan May und Ronald Stein dem Bundestrainer bestätigten.
Das lässt hoffen für den Start in Istanbul: Mit ihrer neuen Bestzeit von 7,96 Sekunden liegt die 22-Jährige aussichtsreich auf Rang vier der Meldeliste. Acht Athletinnen waren in diesem Jahr schneller, darunter Mehrkämpferin Jessica Ennis (Großbritannien) und sechs US-Amerikanerinnen, von denen in Istanbul nur zwei startberechtigt sind.
Doch der Bundestrainer will keinen Druck ausüben: „Cindy wird ihr Ding machen“, sagt er, räumt aber ein, dass in der Papierform eine Finalteilnahme durchaus möglich sei. Trotz ihres noch jungen Alters habe sie sich als WM-Zwölfte und Dritte der U23-EM international schon sehr gut präsentiert. „Sie ist ein unwahrscheinlicher Wettkampf-Typ“, bestätigt Rüdiger Harksen.
Erst Hallen-WM, dann Abitur
Ähnliches gilt für Gregor Traber, der in Karlsruhe ebenfalls in neuer Bestzeit (7,59 sec) zum Titel stürmte. Nach Abstimmung mit Heimtrainer Dorinel Andreescu stand fest: Der 19-Jährige will in Istanbul dabei sein - auch wenn die Hallen-WM in die Zeit seiner Abitur-Vorbereitungen fällt. „Das ist eine riesige Chance für mich und ich möchte sie gerne nutzen“, erklärte der Schüler in einem SWR-Radio-Interview.
Rüdiger Harksen hält diese Entscheidung für richtig: „In der Halle können gerade junge Athleten viel lernen“, sagt er. Gregor Traber habe in Istanbul überhaupt nichts zu verlieren, die Hallen-WM sei für ihn ein ideales internationales Bewährungsfeld. Dass er sich vor der Weltspitze nicht zu verstecken braucht, hat der Schüler schon Ende Januar beim Hallen-Länderkampf in Glasgow (Großbritannien) unter Beweis gestellt, wo er in einem starken Feld Vierter wurde.
Nach Istanbul reist Gregor Traber als Nummer 20 der Welt, doch längst nicht alle der vor ihm liegenden Athleten sind bei der Hallen-WM mit dabei. Der Youngster ist immer für eine Überraschung gut, hat eine exzellente Vorbereitung absolviert und ist in der Regel auf den Punkt topfit - beste Voraussetzungen für das nächste Ausrufungszeichen.
Helge Schwarzer hochmotiviert
Die besten Zeiten eines deutschen Hürdensprinters gehen in diesem Winter auf das Konto von Helge Schwarzer. Mit viermaliger Erfüllung der Norm für die Hallen-WM (7,65 sec) und einer neuen Bestleistung von 7,58 Sekunden war er als Titelfavorit zur Hallen-DM nach Karlsruhe gereist. Voller Enttäuschung und mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch reiste er wieder ab: Er war im Finale mit dem Nachziehbein an der ersten Hürde hängengeblieben und landete nur auf Rang vier.
In Istanbul soll es für den 26-Jährigen besser laufen: „Ich habe natürlich in den letzten Einheiten nochmal an dem gearbeitet, was ich im Finale der DM nicht gut gemacht habe und ich konnte die Energie aus diesem Misserfolg für mich gut in Motivation umsetzen“, schreibt Helge Schwarzer in seinem Blog.
Zielvorgabe: Halbfinale
Der Bundestrainer bescheinigt dem Hamburger eine sehr gute Form und vertraut darauf, dass er diese auch bei der Hallen-WM zeigen kann: „Er wird in Istanbul hochkonzentriert an den Start gehen und sich dort gut präsentieren.“
Für alle drei seiner Athleten hat Rüdiger Harksen das Überstehen der Vorrunde und somit die Teilnahme am WM-Halbfinale als Ziel ausgegeben. Alles Weitere wäre Kür und auch ein wenig Glück. „Im Hürdensprint kann so viel passieren“, erklärt der Mannheimer. Er ist schon lange dabei und weiß, wovon er spricht.