Hyvä Sonja – WM-Impressionen aus Helsinki
Die Weltmeisterschaft in Helsinki ist das größte Sportereignis des Jahres. Mittendrin auch die Neubrandenburger Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger. Auf leichtathletik.de schildert die Olympia-Sechste ihre Eindrücke aus Finnland.

Sonja Kesselschläger schilderte auf leichtathletik.de ihre WM-Eindrücke (Foto: Kiefner)
Ein herzliches Hallo an alle zuhause!Zwölf WM-Tage in Helsinki liegen jetzt hinter mir. Jetzt am Montag hieß es früh aufstehen. Um 4 Uhr musste ich raus, denn um 7:35 Uhr ging schon mein Flieger zurück nach Deutschland.
Die letzten Tage bei der WM habe ich noch mit Training, etwas Lernen, natürlich mehreren Stadionbesuchen und Abstechern in den DLV-Club oder in die Innenstadt verbracht.
Einige der Athleten, darunter auch meine Siebenkampf-Kolleginnen Carolina Klüft und Eunice Barber, die noch Wettkämpfe hatten, sind bis zum Ende im Athletendorf geblieben. Dort habe ich auch herausgefunden, dass es eine Leichtathletikhalle gibt, die natürlich bei dem manchmal schlechten Wetter gut frequentiert war. Nach dieser Entdeckung hat mich der Regen noch weniger gestört. Viele der Athleten haben diese Gelegenheit gern wahrgenommen, um sich für die noch ausstehenden Wettkämpfe in Form zu halten.
Stell dir vor, du bist Tommi
Einige der WM-Teilnehmer haben sich auch jeden Abend im Athletenblock getroffen. Dort ist es eigentlich so, dass die einzelnen Nationen natürlich immer besonders für ihre Leute klatschen und sie anfeuern. Aber es gab am Samstag einen Augenblick, in dem alle hinter einem Mann standen. Die Zuschauer stimmten "Tommi"-Sprechchöre, so etwas habe ich bei der Leichtathletik noch nie erlebt, an und alle Athleten freuten mit dem finnischen Weitspringer Tommi Evilä, als er Bronze und damit die erste Medaille für Finnland gewann. Ich habe mir nur gedacht: stell dir vor, du bist Tommi. Auf jeden Fall hat man gemerkt, dass alle Athleten den Finnen als guten Gastgebern diesen Erfolg total gegönnt haben.
Mit Tränen in den Augen war ich bei dem goldenen Wettkampf aus deutscher Sicht live dabei. Ich persönlich habe mich bei dieser WM nämlich besonders über das Gold von Franka Dietzsch im Diskuswerfen gefreut. Sie kommt auch aus meinem Verein und wir sehen uns oft. Da fiebert man natürlich besonders mit. Ich hatte schon vorher gesagt, dass sie, wenn sie die Qualifikation, die ja ihre eigenen Gesetze hat, übersteht, eine Medaille macht. Am Ende erreichte sie sogar noch mehr als "nur" eine Medaille. Zum ersten Mal seit vier Jahren gab es auf Weltniveau wieder ein Einzelgold für Deutschland.
Mehrkampf-Fans
Zwischendrin habe ich auch noch gemeinsam mit Christian Nicolay, Sabine Zimmer, Betty Heidler, Kathrin Klaas und Teammanager Siegfried Schonert einen Termin mit der Reisegruppe von Vieten-Tours wahrgenommen. Das war auch sehr nett und hat mir Spaß gemacht. Ich habe dort zwei ältere Ehepaare getroffen, die gerne zu den Mehrkämpfern nach Götzis fahren, was mich natürlich besonders gefreut hat. Die Leichtathletik ist doch auch eine gewisse Familie.
Wer nach Helsinki kommt, sollte übrigens einen Ausflug auf die Insel Suomenlinna, ein Weltkulturerbe, machen (sind nur 15 Minuten vom Hafen mit dem Boot) und zum Schlussverkauf nicht zu spät kommen. Als ich dort war, gab es nur noch XS-Größen. Da waren die Schnäppchen schon alle weg.
Ich habe mich gefreut, dass für die deutsche Mannschaft der Sonntag mit zwei tollen Speerwurf-Medaillen und einem Europarekord zu Ende ging. Danach trafen wir uns noch zur "Stillen Stunde", wonach die Weltmeisterschaft dann auch für uns praktisch Geschichte war.
Aber die nächsten Aufgaben und neue Ziele warten jetzt auf uns alle und ich hoffe, dass Ihr uns dafür auch weiterhin ganz fest die Daumen drückt.
Viele, letzte WM-Grüße aus Finnland
Näkemiin Helsinki, hyvästi Helsinki!
Eure Sonja