Hyvä Sonja – WM-Impressionen aus Helsinki
Die Weltmeisterschaft in Helsinki ist das größte Sportereignis des Jahres. Mittendrin auch die Neubrandenburger Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger. Auf leichtathletik.de schildert die Olympia-Sechste regelmäßig ihre Eindrücke aus Finnland.

Sonja Kesselschläger schildert auf leichtathletik.de ihre WM-Eindrücke (Foto: Kiefner)
Regnerische Grüße nach Deutschland!Der letzte Montag war für mich ein Erholungstag. Nachdem ich mich erst mal richtig ausgeschlafen hatte, traf ich mich am Mittag mit meinem Bruder, der hier seinen Urlaub verbringt, in der Stadt. Mein privater Höhepunkt des Tages war das gemeinsame Mittagessen in einer Pizzeria. Nach Wochen konnte ich mich endlich mal mit "schlechten" Sachen satt essen. Im Athletendorf muss Fisch schon deine Lieblingsspeise sein, damit man satt wird. Ich ernähre mich dort zurzeit hauptsächlich vom auseichend vorhandenen Magnum-Eis.
Am Abend wollten Karin, Lilli und ich dann eigentlich ins Stadion gehen, da es aber regnete und ich auch noch ganz schon "k.o." vom Wochenende war – den beiden anderen ging es ähnlich -, entschieden wir uns, die Wettkämpfe am Fernseher zu verfolgen.
Trotzdem wachte ich am Dienstagmorgen mit starken Halsschmerzen auf. Na toll, krank werden wollte ich doch eigentlich nicht noch! Schließlich warten Ende des Monats ja noch die Deutschen Meisterschaften in Lage. Natürlich habe ich dann erst mal Doc Schlegel aufgesucht, der mir gut zugeredet und Halsschmerztabletten gegeben hat.
Coach Karin
Nach einem gemeinsamen Training, wobei mich Karin beim Sprinttraining coachte – sie hat sich ja am Rücken verletzt - , gingen wir bei strahlendem Sonnenschein (!) ins Stadion, um die Zehnkämpfer anzufeuern. Die machten ihre Sache auch ganz gut. Und wer sich ein bisschen mit Zehnkampf auskennt, konnte schon ahnen und hoffen, dass André einen guten Wettkampf zeigt.
In der Mittagspause fuhr ich wieder zurück ins Dorf, um endlich mal ein bisschen was zu lernen. Schließlich muss ich Anfang September eine Prüfung schreiben. Nach einem kurzen Mittagsschlaf fühlte ich mich megaschlecht und merkte, dass mein Körper mit einer kommenden Erkältung zu kämpfen hat. Eigentlich wollte ich zurück ins Stadion zu den Zehnkämpfern und zu Frankas Diskus-Finale, entschied mich dann aber für meine Gesundheit und den Fernseher.
Es knallte und rumpelte
Als dann die schwarzen Wolken, der übelste Regen und ein starkes Gewitter aufzogen, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Es knallte und rumpelte hier so dermaßen vom Gewitter, dass ich zeitweilig und sicherheitshalber ins Mannschaftsbüro ging, schließlich liegt unser Zimmer direkt unter dem Dachstuhl. Hut ab vor den guten Leistungen der Zehnkämpfer bei diesem Wetter! Und schön für mich ist, dass das Diskus-Finale ins Wasser fiel (´Tschuldigung Franka). Das kann ich mir jetzt doch noch live im Stadion angucken.
Für Mittwoch hatten wir uns vorgenommen Helsinki anzuschauen ("… wenn wir schon mal da sind …"). Nach dem täglichen Training gingen wir (Karin, Lilli, Monika Gradzki und ich) - begleitet von einem Attaché, also einem Reiseführer - in die Stadt.
Wir haben uns die bekannte Felsenkirche (Temppeliaukion kirkko; der Innenraum wurde 1969 gesprengt, um im Felsen die Vision von einer Rundkirche zuverwirklichen), den Hafen (wo es mega-orkanig war) und das Wahrzeichen von Helsinki (die Domkirche) angeguckt. Dann gingen wir noch in das berühmte Studentencafe Esplanado, wo ich für unstudentische 7,40 Euro ein Stückchen Kuchen und einen Milchkaffe bekam.
Ins Stadion
Nach unserer Stadtbesichtigung traten wir den Weg ins Stadion an. Dort angekommen, mussten wir schon wieder unsere Regensachen rauskramen. Der Regen ist hier wirklich unglaublich. Mittlerweile glaube ich, dass es in Deutschland noch nie auf diese - finnische - Art geregnet hat. Und das noch größere Problem ist, es hört auch einfach nicht mehr auf zu schütten. Ich hatte mir zwei Regenanzüge übereinander gezogen. So blieb ich auch halbwegs trocken. Nach zwei Stunden Duschen unter freiem Himmel kamen dann endlich die 1.500 Meter der Zehnkämpfer. An dem super vierten Platz von André hatte unser Schreien/Gekreische auf jeden Fall auch seinen Anteil. Danach sind wir sofort ins Dorf zurück und unter die warme Dusche. Die Halsschmerzen lassen grüßen.
Auch in den nächsten Tagen soll das Wetter nicht besser werden, aber ich werde mit meinen zwei Regenanzügen trotzdem ins Stadion ziehen. Gerade heute am Donnerstagabend haben wir ja einige "heiße Eisen im Feuer". Und bis dahin will ich endlich mit Lernen anfangen.
Also bis dann!
Sonja