ideen@leichtathletik.de - Stefan Enzinger aus Frankfurt
Unsere Aktion ideen@leichtathletik.de traf im April und Mai auf eine gute Resonanz und brachte einige interessante Ideen für mehr Attraktivität in der Leichtathletik zum Vorschein. Eine Jury, bestehend aus DLV-Generalsekretär Frank Hensel, DLV-Mediendirektor Peter Schmitt und Frank Thaleiser, dem Geschäftsführer der German Meetings e.V., hat die drei Gewinner ermittelt. Sie wurden mit jeweils zwei EM-Dauerkarten und einem exklusiven Abend im DLV-EM-Club belohnt. leichtathletik.de hat die Sieger gebeten, ihre Ideen kurz zusammenfassen und Sie vorzustellen. Nachdem der Drittplatzierte Guido Schmitt aus Bergisch Gladbach vor einiger Zeit bereits den Anfang machte und vor der EM von dem Zweiten Frank Lauxtermann aus Augsburg gefolgt wurde, ist es nun an der Zeit, den Sieger Stefan Enzinger aus Frankfurt mit einer Zusammenfassung seiner ideen@leichtathletik.de zu Wort kommen zu lassen.
Professionellere Strukturen der Planung und Vermarktung
Den Jahresterminplan sollte man wegen der Unübersichtlichkeit und der Überschneidungen (von DM und Golden League) grundsätzlich reformieren. Man sollte national und international zu vermarktende Veranstaltungen jeweils an unterschiedlichen Wochentagen ansetzen.
Als Solitäre sind Sportfeste im Nachteil gegenüber zentral vermarkteten Wettkampfserien anderer Sportarten. In Deutschland bräuchte man als Pendant zur Golden League auch eine Wettkampfserie mit drei oder vier Meetings, so wie es bei Ballsportarten auch eine Bundesliga gibt.
Eine stärkere Event-Orientierung
Unter einer Event-Orientierung versteht man eine Planung und Durchführung der Veranstaltung, die auf eine positive Wahrnehmung durch die Beteiligten abzielt. Diesen Event-Charakter sollte man aber indirekt und nicht auf übertriebene Weise kommunizieren, da der Leichtathletik mit der gemessenen sportlichen Leistung ein Moment der Seriosität anhaftet, das sich nur bedingt mit lauter Musik und Schönfärberei verträgt. In diesem Sinne geht es bei den folgenden Vorschlägen darum, erstens Sportfeste mit positiven Emotionen zu besetzen und zweitens die Menschen einzubinden und zu aktivieren.
Schon beim Vorverkauf kann man eine Infoveranstaltung mit einem Athleten in der Fußgängerzone arrangieren, außerdem sollte man interessante Zielgruppen (Leichtathletik-AGs in Schulen, Betriebssportgruppen) identifizieren und ansprechen und ihnen eine (angemessene) Preisvergünstigung gewähren oder als Incentive ein Training mit Stars offerieren. Zur Verbesserung der Stimmung im Stadion kann man ganz gezielt "local heroes" kreieren: Ein integrierter Schulstaffellauf ist z.B. ein Riesen-Erlebnis für die Läufer und für Eltern und Mitschüler. Eine Vorauswahl (Casting) für diesen Lauf hat einen guten Werbeeffekt und steigert zudem das sportliche Niveau.
Der Event-Charakter kann für die Besucher schon bei Anreise (etwa gemeinsam mit der Bahn) spürbar sein; auch der Weg ins Stadion, in den Block, schließlich der Blick in das weite Rund trägt zum positiven Erlebnis bei.
Wichtig für die positive Wahrnehmung der Sportveranstaltung ist der (einzigartige) Ort, die Location: Es ist nicht irgendein Rasenturnier, sondern Wimbledon, nicht irgendeine Bergankunft, sondern Alpe d' Huez, nicht irgendein Autorennen, sondern Le Mans, man geht in Madrid nicht zu irgendeinem Fußballspiel, sondern ins Bernabeu...
Stadien als Location
So etwas fehlt der Leichtathletik bisher. Der Stadionname gehört auf die Ergebnisliste jedes noch so kleinen Sportfests und - hervorgehoben - auf jedes Plakat. Außerdem sollte man im Internet eine Übersicht deutscher Stadien mit Fotos anlegen.
Man sollte ein heterogenes Publikum auf differenziertere Weise ansprechen, z.B. durch eine Musikbühne vor dem Stadion für Jugendliche als Meinungsbilder und Trendsetter oder Kinderbetreuung mit Spielgeräten für Familien.
Das Ambiente, das technische Gerät und die Kleidung der Aktiven darf nicht den Eindruck des Austauschbaren erwecken. Befestigte Startnummern wirken billig; man sollte sie durch einen Trikotsatz mit Namen des Athleten und Nummer ersetzen. Mit mehr Textil und weniger Haut sowie satteren Farben mit Effekten würden sich die Sportler mehr voneinander und von der Bahn abheben. Solche Sportbekleidung lässt sich zudem besser als Werbefläche nutzen und wie Fußballtrikots an Kinder verkaufen.
Im Interesse der Zuschauer sollte ein Meeting nicht länger als drei Stunden dauern, mit einer Pause in der Mitte. Gut wäre eine Begrüßung und Vorstellung der Athleten auf einem Podium vor der Haupttribüne. Es sollten nicht zu viele Wettbewerbe gleichzeitig stattfinden und der Zwischenstand nach jedem Durchgang bekannt gegeben werden.
Bei TV-Übertragungen sollten die Zuschauer zu Beginn informiert sein, welche Wettbewerbe wann laufen. Ein Experte kann einzelne Sprünge, Würfe und Rennen analysieren.
Stefan Enzinger