Idole von 1972 feiern Wiedersehen
Als die Olympischen Spiele 1972 in München stattfanden, war Dr. Clemens Prokop gerade 15 Jahre jung. Bei der großen Wiedersehens-Feier der deutschen Olympioniken, die anlässlich der Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid stattfand, sagte der heutige Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV): „Sie waren damals für mich die Idole der Leichtathletik.“
Dr. Clemens Prokop gestand: „Ich kenne viele von ihnen persönlich, aber ich habe nicht auf Anhieb alle wiedererkannt.“ Das Alter hinterlässt nämlich auch bei den Sportgrößen von einst unterschiedliche Spuren. Spuren, in denen sich oft unterschiedliche Lebensschicksale widerspiegelnErfreulich war, dass von den 142 deutschen Olympia-Teilnehmern 40 Jahre nach dem völkerverbindenden Fest 86 den Weg nach Bochum-Wattenscheid gefunden hatten. Unter ihnen befanden sich 31 Medaillengewinner von München.
Bewundernde Worte vom DLV-Präsidenten
Beim geselligen Abend im Wasserschloss Kemnade in Hattingen stand Dr. Clemens Prokop bewundernd vor ihnen: „Ich habe mich mit Ihnen gefreut und habe mit Ihnen gelitten. Das hat mich für mein weiteres sportliches Leben geprägt. Ohne Sie wäre ich wahrscheinlich heute nicht DLV-Präsident.“
Er betonte, dass die Namen und Leistungen der Leichtathletik-Ikonen weit über den Zeitraum der Olympischen Spiele 1972 hinausragen und mit dem Treffen in Bochum-Wattenscheid lebendige Leichtathletik-Geschichte verkörpert wurde.
Freude über Treffen mit Weggefährten
Der Olympia-Vierte über 800 Meter von München, Prof. Dr. Franz Josef Kemper, sowie Doppel-Olympiasiegerin Annegret Richter und 800-Meter-Olympiasiegerin Hildegard Falck-Kimmich hatten gemeinsam mit ihren Ehepartnern und mit Unterstützung des DLV das Treffen der Leichtathletik-Asse von einst mit großem Engagement und viel Fleiß vorbereitet.
Hildegard Falck-Kimmich, die sich in den letzten vier Jahrzehnten kaum verändert hat, freute sich, dass so viele Weggefährtinnen und Weggefährten der Einladung des Organisationsteams gefolgt waren. „Mein Dank gilt vor allem Sylvia Schenk, von der die Initialzündung ausging“, sagte die Olympiasiegerin von München.
Hildegard Falck-Kimmich erinnerte daran, dass das letzte Treffen der deutschen Leichtathletik-Olympia-Teilnehmer von München 1997 anlässlich der Deutschen Meisterschaften stattfand: „Damals haben wir Silber-Hochzeit gefeiert. Bis zur goldenen Hochzeit wollten wir nicht warten, daher freuen wir uns heute über unsere Rubin-Hochzeit.“
Ungewöhnlich großer Zusammenhalt
Ex-Mittelstrecklerin Sylvia Schenk betonte, dass die Olympischen Spiele in München etwas ganz Besonderes waren, weil sie im eigenen Land stattfanden: „Daher ist der Zusammenhalt unter uns 72ern besonders groß - größer, als wenn wir irgendwo in der Ferne gewesen wären.“ Sylvia Schenk hofft daher, dass die Olympischen Spiele in absehbarer Zukunft wieder einmal in Deutschland stattfinden.
Einige ausgewählte Olympioniken von 1972 legten am Vormittag des ersten DM-Veranstaltungstages an der jüdischen Synagoge in Bochum einen Kranz nieder, um so an das schreckliche Olympia-Attentat zu erinnern. Zu den weiteren Programmpunkten zählten unter anderem eine von der Stadt Bochum angebotene Sonderführung im Planetarium und natürlich der Besuch der Wettkämpfe im Lohrheidestadion.
Ehren-Berufung von Manfred Richter
„Wenn man gesehen hat, mit welch großer Begeisterung alle dabei waren, dann hat sich unser wochenlanger Einsatz gelohnt“, war Dr. Franz-Josef Kemper zufrieden. Doppel-Olympiasiegerin Annegret Richter pflichtete ihm bei: „Die Wiedersehensfreunde war unwahrscheinlich groß. Wir sind rundum zufrieden.“
Da sich Annegret Richters Ehemann Manfred Richter bei der Vorbereitung des Treffens im Hindergrund mit großem Einsatz engagiert hatte, wurde er von Sylvia Schenk ehrenhalber in die Nationalmannschaft berufen. Die „72er“ wollen sich in solch einem großen Rahmen wie in Bochum-Wattenscheid voraussichtlich wieder in zehn Jahren treffen.
Einige von ihnen - so auch Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann - plädierten eher für einen Fünf-Jahres-Rhythmus. Schließlich macht das Alter auch vor den Leichtathletik-Ikonen nicht halt. Lediglich ihre Namen und ihre Leistungen stehen für die Ewigkeit.
Dr. Clemens Prokop umrahmt von den 800-Meter-Ikonen Hildegard Falck-Kimmich (links) und Sylvia Schenk (Foto: Middel)