Ilke Wyludda - „Bein oder Leben verlieren“
Derzeit liegt Diskus-Olympiasiegerin Ilke Wyludda noch auf Station UC3 in der Berufsgenossenschaftlichen Klinik Bergmannstrost in Halle/Saale. In wenigen Wochen wird die 41-Jährige, der dort am 9. Dezember nach einer Sepsis der rechte Unterschenkel oberhalb des Knies amputiert werden musste, im gleichen Krankenhaus von der Patientin zur Ärztin. Im Interview spricht sie über den Schicksalsschlag vom Dezember und die Folgen.
Ilke Wyludda, wie kam es zu dieser dramatischen Entwicklung?Ilke Wyludda:
Ich hatte eine Infektion im Unterschenkel, schon seit langem. Sie sollte verschlossen werden. Daraus hat sich eine Sepsis entwickelt. Es gab nur die Wahl, mein Bein zu verlieren oder mein Leben. 50 Prozent aller Betroffenen überleben eine solche Infektion nicht.
Es gab zuvor offenbar schon einige Eingriffe an diesem Unterschenkel. Handelt es sich dabei möglicherweise um Spätfolgen Ihrer Sportkarriere?
Ilke Wyludda:
Ja, im Vorfeld gab es schon einige Probleme. Aber das steht nicht in Zusammenhang mit meiner Laufbahn als Diskuswerferin.
Ein solcher drastischer Schritt ist für jeden hart. War es für sie doch etwas leichter, weil Sie als Ärztin vielleicht einen anderen Blickwinkel haben? Und: was ändert sich in ihrem Leben?
Ilke Wyludda:
Wohnung und Auto müssen nun umgebaut werden. Ich muss einiges der neuen Situation anpassen. Leichter war es für mich nicht, weil ich Medizinerin bin. Aber entscheidend ist, dass ich als Ärztin eine Aufgabe habe. Am Ende steht die Lebensperspektive.
In der gleichen Klinik, in der Ihnen das Bein amputiert werden musste, werden sie nun in Kürze ihre Laufbahn als Ärztin in den Bereichen Anästhesie und Schmerztheraphie beginnen. Aber zeitlich wohl etwas verzögert?
Ilke Wyludda:
Ich werde meine Stelle in der Klinik auf jeden Fall in Kürze antreten. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Ich werde mich erst einmal auf den Bereich Anästhesie konzentrieren.
Während Ihrer aktiven Laufbahn studierten Sie Diplomsport. Später machten Sie eine Ausbildung in der Physiotherapie, arbeiteten dann in diesem Bereich über Jahre mit eigener Praxis und einigen Angestellten. Ist damals der Wunsch wach geworden, sich noch stärker im Medizinischen zu engagieren, Ärztin werden zu wollen?
Ilke Wyludda:
Nein. Medizin zu studieren, war mein Traum von Kindesbeinen an. Ich habe dies wegen meiner Sportkarriere damals hinten angehängt.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)