Ilke Wyludda kritisiert Medien
Ilke Wyludda ist zurück. Die Olympiasiegerin ist bei ihrer Premiere bei den Paralympics in London (Großbritannien) zwar im Vorkampf gescheitert, zufrieden war sie dennoch. Das gilt aber nicht für die Arbeit der Medien.
Ilke Wyludda ist mit sich im Reinen. Daran hat auch das Vorkampf-Aus bei ihrer paralympischen Premiere 16 Jahre nach ihrem Diskus-Olympiasieg in Atlanta (USA) nichts geändert. Nach persönlicher Bestweite im Londoner Olympiastadion sah sie keinen Grund für Kritik an ihrer Leistung. Die hatte sich die Hallenserin für die Medien aufgespart."Es ist schon ernüchternd, wie schnell man aus den Medien raus ist. Auch schade, dass erst so etwas passieren muss, damit wieder nachgefragt wird", sagte Ilke Wyludda. "So etwas" - das war im Fall der zweimaligen Europameisterin die Amputation des rechten Unterschenkels vor Weihnachten 2010 im Klinikum Bergmannstrost in Halle. Nach einer bakteriell infizierten offenen Wunde hatte für sie Lebensgefahr bestanden. Der Eingriff erfolgte im gleichen Krankenhaus, in dem sie heute als Anästhesistin arbeitet.
Nach fünf Jahren nachfragen
"Vielleicht sollte man die Olympiasieger fünf Jahre nach ihrer Karriere mal fragen, was haben sie nach dem Sport geschaffen?", sagt Ilke Wyludda etwas enttäuscht. Denn nach ihrem Karriereende 2001 sei sie fast zehn Jahre kein Thema gewesen. Erst als die 43-Jährige, die Ende 2011 einen ersten Testwettkampf in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) bestritt, flammte das Interesse wieder auf.
Das war ihr dann allerdings auch nicht immer recht. "Ich bin in der Wettkampfvorbereitung", wehrte Ilke Wyludda oft Medien-Interesse im Vorfeld der Paralympics ab. Die dauernden Anfragen und das Aufhebens um ihre Person seien allerdings auch belastend, gestand sie ein.
Karl Quade, der deutsche Chef de Mission, pflichtet ihr bei. "Es ist schon enorm, was auf sie einprasselt", sagte er. Dass Ilke Wyludda trotz ihres Namens und Bekanntheitsgrades bisher in der breiten Öffentlichkeit keine Vorreiterrolle im Behindertensport eingenommen hat, dafür hat Karl Quade großes Verständnis.
Neuling im Behindertensport
"Man darf nicht vergessen, dass sie ein Neuling ist. Sie ist nicht in den Strukturen des Behindertensports gewachsen", sagte der deutsche Teamchef, der mit der sportlichen Leistung von Ilke Wyludda zufrieden war. Die Olympiasiegerin hatte gleich im ersten Versuch eine persönliche Bestleistung von 29,57 Metern aufgestellt. Dennoch verpasste sie als Neunte der Konkurrenz das Finale der besten Acht unglücklich. Gold ging mit einer 40-Meter-Weite weg.
Am Samstag wagt Ilke Wyludda noch einen zweiten Anlauf. Dann geht die frühere 70-Meter-Werferin im Kugelstoßen an den Start. Unter Druck setzt sie sich aber trotz des verpassten Diskus-Finals nicht. "Wenn ich mit Bestweite Letzte werde, ist das auch okay", sagte Ilke Wyludda, die sich im Kreise ihrer Mitstreiterinnen äußerst wohl fühlt. Sie vergleicht mit früheren Zeiten und sagt: "Das Konkurrenzdenken ist nicht ganz so groß."
Ob Ilke Wyludda 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) erneut bei den Paralympics antritt, bleibt offen. "In vier Jahren kann so viel passieren. Man weiß nie, ob die Knochen halten, ob das mit der Arbeit klappt", sagte sie.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)