Ilke Wyludda - Leistungstest für Paralympics
Am Samstag (3. März) steigt das Comeback zur zweiten Karriere: Ilke Wyludda, die 1996 in Atlanta (USA) Olympiasiegerin im Diskuswerfen wurde, könnte in sechs Monaten die erste Frau der Welt sein, die Gold bei den Paralympics folgen lässt.
Ilke Wyludda kennt keinen Schongang. „Sie trainiert wie eine Wilde, Umfänge wie damals. Alles in ihrem Leben macht sie mit totalem Engagement", sagt Trainer Gerhard Böttcher über die 42 Jahre alte Ärztin, die er 1996 zum Diskus-Gold geführt hat. In einem halben Jahr könnte die einstige 70-Meter-Werferin die erste der Welt sein, die dem Olympia-Gold den Triumph bei den Paralympics folgen lässt."Ich will keine Vorhersagen machen", sagt die gebürtige Leipzigerin, die am Samstag bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften der Behindertensportler in Halle an der Saale den ersten wichtigen Wettkampf auf dem Weg nach London (Großbritannien; 29. August bis 9. September) bestreitet.
Neue Bewegungsabläufe
Gerhard Böttcher, alter und neuer Trainer der Athletin, die 2010 ihren rechten Unterschenkel verlor, sagt zwei Monate nach ihrem Wiederbeginn: „Getan hat sie schon viel. Aber sie muss noch 10 bis 15 Kilo abnehmen.“
Er macht deutlich, wie sehr sich die Bewegungsabläufe von einst und jetzt unterscheiden. "Früher gab es den Spannungsaufbau über Fußgelenk, Knie, Hüfte, Brust und Arm bis hin zur Verwringung von Schulter- und Beckenbereich. 70 bis 80 Prozent der Kraft kam aus den Beinen. Jetzt ist sie festgeschnallt auf einem Wurfhocker und bezieht die Energie für den Wurf durch Führung der Schulterachse 90 Grad entgegen der Wurfrichtung und Verwringung von Oberkörper und Hüfte."
Zurückhaltung bei Leistungsprognose
Gerhard Böttcher räumt ein, dass Ilke Wyludda den Wettkampfsport und das Gefühl für den Diskus kenne, auch wenn sie ihn zehn Jahre nicht mehr in der Hand gehabt habe. Doch der völlig andere Bewegungsablauf sei nicht in kurzer Zeit zu lernen. Zudem habe sie bei etlichen Operationen viel Zeit im Krankenbett verbracht. Mit Angaben über Trainingsleistungen hält sich der 67-Jährige zurück, auch mit Prognosen.
Ähnlich sagt Frank-Thomas Hartleb als Sportdirektor des Deutschen Behindertensportverbandes (DSB): "Wir freuen uns, dass Ilke Wyludda den Start bei den Paralympics anstrebt, aber wir warten erst einmal ab, welche Leistungen sie bringt."
„Viel Luft nach oben“
Fakt ist dies: Bei einem Wettkampf im Dezember 2011, der in Dubai (Katar) vor allem der Einstufung in eine Schadensklasse diente (F58), warf sie den 1-Kilo-Diskus 20,69 Meter und stieß die 4-Kilo-Kugel 6,90 Meter weit (Gewichte wie in der normalen Leichtathletik).
"Da ist noch viel Luft nach oben. Ich muss den Diskus auf 30 Meter schleudern und die Kugel auf neun Meter stoßen, um eine Chance auf das Ticket für die Paralympics zu haben", sagt sie mit Blick auf die entscheidende Qualifikation Mitte Juni in Berlin.
In London würde es dann noch schwieriger: Diskus-Gold 2008 in Peking ging in ihrer Klasse mit 35,21 Metern weg, der Weltrekord steht bei 40,99 Metern.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)