Im Blog - Besuch beim Außenminister
Einsichten und Ansichten, Einblicke und Ausblicke. "Im Blog" gibt Ihnen die leichtathletik.de-Redaktion in unregelmäßigen Abständen, aber von nun an doch immer wieder, etwas davon. Lesen Sie selbst…

Dr. Frank-Walter Steinmeier im Zeichen der Leichtathletik-WM (Foto: BOC)
Der Journalistenausweis öffnet manchmal auch die Tore zu den Zentren der Macht. So geschehen am Donnerstag. Ort: Auswärtiges Amt, sprich Außenministerium, in Berlin, am Werderschen Markt.Das Organisationsbüro der WM 2009 in Berlin rief zum Fototermin plus Kurzstatements. Thema: Die materielle und ideelle Unterstützung der WM 2009 durch das Außenministerium.
Den schreibenden und photographierenden Journalisten wollten sich Bundes-Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier und diverse Leichtathletik-Prominenz von DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop bis zu Betty Heidler, Danny Ecker und Kamghe Gaba stellen.
Parken für 50 Cent die Viertelstunde
Streikbefürchtungen der Bahn bewahrheiten sich nicht, alle kamen pünktlich an. Der Berichterstatter für leichtathletik.de gelangte mit dem Auto von Neuruppin ins Zentrum der Hauptstadt. Parken dicht an der Leipziger Straße kostete 50 Cent pro 15 Minuten, weiter dran am Geschehen wären es 75 Cent gewesen.
Dann gemütlicher Nachmittagsspaziergang hin zum Außenministerium. Und schon folgte die erste Überraschung. Für jemanden, der seit 1966 in Berlin gelebt hat und gerade in dieser Gegend viele Arbeitsjahre verbrachte, hat sich das Umfeld völlig verändert. Man hatte Mühe, alte Straßenzüge wie die Niederwallstraße wiederzuerkennen. Viele Büro- und Wohngebäude entstanden dort in den letzten 15 Jahren, und sie entstehen immer noch.
Dann also hinein ins Außenministerium. Erste Hürde: die Personenkontrolle. So wie am Flughafen durfte man den Mantel ablegen, Handy und Schlüssel abgeben und die Tasche aufs Band legen. Aber, keine Kritik, das gibt eben Sicherheit und die braucht ein Außenministerium. Man war im Lichthof, dem Eingang zum ersten, neu gebauten Gebäude.
Pförtnerloge
Nächste Station: Pförtnerloge, und daneben der Austausch des Personalausweises gegen eine blecherne Marke mit der Aufschrift Presse Nr. 5. Platznehmen auf weichem Leder, Abmarsch mit anderen Kollegen unter Führung von zwei wichtigen Personen des Ministeriums.
Der Weg führte uns in den Altbau, dorthin, wo zu DDR-Zeiten ab 1959 das Zentralkomitee und das Politbüro der SED, der Staatspartei, residierten und die wichtigen Entscheidungen fürs Wohl oder Wehe des Volkes fällten. Das Parteiemblem (das mit den verschlungenen Händen) ist längst nicht mehr an der Außenfront, alles macht einen neuen Eindruck, von der Fassade bis zu den Innenräumen. Auf den Spuren von Erich Honecker und Co. fühlten wir uns, und direkt ins Zentrum der früheren Machthaber, in den zweiten Stock, geleitete uns der wichtige "Mensch" des Außenministeriums.
Kurzes Umschauen und Erinnern. Ich selbst habe eine besondere Beziehung zu dem Haus. Zwar bin ich früher weder privat noch dienstlich hineingekommen, aber einmal durfte ich doch. Als Mitarbeiter der Staatsbank der DDR, der Nachfolgerin der 1951 gegründeten Deutschen Notenbank, hatte ich mit anderen Kollegen einen Arbeitseinsatz in diesen hehren Räumen.
Blick in die Vergangenheit
Vorausschicken muss man, dass ab 1940 bis 1945 hier die Reichsbank residierte und aus dieser Zeit auch ein riesiger Tresor stammte, den es auch heute noch gibt. Was jetzt drin ist, weiß man nicht (zumindest uns wurde es nicht mitgeteilt). Aber früher, etwa so um 1975, lagerten dort viele Millionen DDR-Mark als Reserve für die umlaufende Geldmenge. Und wir Bankangestellten hatten damals die Aufgabe, das in Säcken verpackte Geld aus irgendwelchen uns unbekannten Gründen aus dem Tresorraum per Paternoster in ein anderes Stockwerk zu transportieren. Das geschah auf Schubkarren. Ich hatte also, so bin ich sicher, seinerzeit eine Million vor mir, fühlte mich kurzzeitig so wie ein Millionär. Doch dieser Traum verflog damals schnell.
Zeit hatte ich diesmal für den Blick in die Vergangenheit, denn der Minister ließ auf sich warten. Er sollte eine halbe Stunde später kommen, also nicht 17.15 Uhr, sondern erst 17.45 Uhr. Und Punkt 17.45 Uhr erschien Dr. Frank-Walter Steinmeier auch, im Gefolge Dr. Clemens Prokop, Dagmar Freitag, Betty Heidler, Danny Ecker und Kamghe Gaba.
Fein gekleidete Sportler
Letztere drei natürlich nicht im Sportdress, sondern fein gekleidet, dem Anlass und Ort angemessen. Und ein wenig aufgeregt waren sie auch, das brachte das Haus, aber vor allem eben das Zusammensein mit dem Außenminister mit sich. Dabei strahlte der Staatsmann Herzlichkeit aus und erwies sich als freundlicher Plauderer.
Die Fotoapparate klickten, dann hub Dr. Frank-Walter Steinmeier zur kurzen Ansprache an, und die cirka zehn Journalisten standen rund zwei Meter vor ihm und schrieben eifrig in ihre Blöcke. Gleiches beim folgenden Redner, DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop. Noch zwei kurze Fragen an die drei Sportler, wie sie die WM 2009 in der Vorbereitung unterstützen werden. Und schon war alles wieder vorbei. Abmarsch der "Fotomodelle", die nächsten Termine standen für sie an.
Sonne für 2009
Wir Journalisten aber suchten unsere "sieben Sachen" zusammen, versuchten uns in den langen Gängen des Hauses dem Ausgang zu nähern, was letztendlich auch allen gelang.
Austausch der Pressemarke Nr. 5 gegen den Personalausweis, und hinaus aus dem Außenministerium. Die Sonne schien über dem Werderschen Markt, nur die kümmerlichen Reste des gegenüberliegenden "Palastes der Republik" störten das Bild.
Doch die Sonne sollte sicher ein Zeichen sein, dass auch 2009 im August die Sonne für die Leichtathleten im Olympiastadion scheinen wird. Und nicht nur für die Gäste, sondern vor allem auch für die Gastgeber.
Peter Grau