Im Blog - Die verweigerte Kontrolle
Einsichten und Ansichten, Einblicke und Ausblicke. "Im Blog" gibt Ihnen die leichtathletik.de-Redaktion in gewissen Abständen, aber doch immer wieder, etwas davon. Lesen Sie selbst…

Eines Mittags klingelt es an Ihrer Tür. Sie wollen gerade mit Ihrer Freundin zum Essen gehen. Dieses Vorhaben ignorierend, steht ein Dopingkontrolleur an der Schwelle. Wieder einmal. „Warum immer ich?“, fragen Sie sich. Sie haben genug davon, schimpfen den Kontrolleur davon, knallen die Tür zu.
Gefühlte drei, gemessene 24 Minuten später bekommen Sie ein schlechtes Gewissen. Sie ahnen, dass Sie sich nicht korrekt verhalten haben und klingeln bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur durch, um Ihren guten Willen zu zeigen und sich nun bereit zu erklären, eine Dopingkontrolle vornehmen zu lassen. Vier Stunden danach steht der Kontrolleur wieder vor Ihrer Tür, allerdings, wie sich herausstellt, nicht auf Betreiben der Agentur, sondern Ihres eigenen, offenbar weit- und umsichtigen Sportverbandes. Nun geht alles seinen Gang.
Trotzdem lässt Sie ein dumpfes Gefühl nicht los.
Letztlich rechnen Sie aufgrund Ihres Fehlverhaltens mit Konsequenzen, ja sogar mit einer Sperre.
Doch Sie haben Glück, Sie haben einen Verband, der Ihnen wohlgesonnen ist und der mit Doping eigentlich nichts zu tun hat und nichts zu tun haben will. Ja, der sogar recht unerfahren ist im Umgang mit der Problematik und im Anti-Doping-Kampf. Ein Verband, der glaubt, dass man in viereinhalb Stunden nicht manipulieren oder einen potenziellen positiven Dopingbefund verschleiern kann.
Dieser sichtet die Akten.
Er stellt fest, dass in Ihrem Fall die Verweigerung der unangekündigten Kontrolle nicht - wie in den Regeln vorgesehen - mit einer positiven Probe gleichzusetzen ist. Er spricht dann eine Verwarnung aus, eine Geldstrafe ebenso, und er verdonnert Sie zu 56 Stunden gemeinnütziger Tätigkeit.
Sie können durchschnaufen, noch davon sprechen, dass Sie nicht geglaubt hätten, dass das nun in den Medien „so ein Riesending“ werden würde und dass Sie eine „Riesenscheiße“ gebaut hätten. Sie können auch noch darauf verweisen, dass ein Teamkollege gemeint hätte, Sie müssten nur ihr T-Shirt hochziehen und jeder könne sehen, dass Sie nicht dopen würden.
Ach, wenn es doch nur so einfach wäre, lieber Eisbär Florian Busch, wie in Ihrem Fall.
Wenn nur immer die Regeln so zurechtgebogen werden könnten und man auf einen Blick sehen könnte, wer nun etwas Verbotenes tut und wer nicht.
Aber haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Hunderte von Leichtathleten nie auf den Gedanken kommen würden, einen Dopingkontrolleur davonzujagen? Dass diese sich voller Sorge ob einer Verwarnung schon den Kopf zerbrechen, wenn sie am Abend nur ins Kino oder zu einem Konzert gehen? Und dass sie auf jeden Fall zwei Jahre gesperrt würden, weil sie sich darauf verlassen können, dass in ihrer Sportart Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln konsequent geahndet werden?
Sie würden nie und nimmer mit einer Zwei-Minuten-Strafe davonkommen, wenn ihnen eigentlich eine Matchstrafe gebührt!
Aber im Eishockey passiert das halt mal…
Christian Fuchs ist Projektleiter von leichtathletik.de