Im Blog - Mein erster Einsatz
Einsichten und Ansichten, Einblicke und Ausblicke. "Im Blog" gibt Ihnen die leichtathletik.de-Redaktion in gewissen Abständen, aber doch immer wieder, etwas davon. Lesen Sie selbst! Diesmal berichtet Jungjournalistin Iris Ludwig von ihrer Meetingpremiere bei leichtathletik.de in Dessau und Berlin.
Super! Ich konnte es eigentlich kaum glauben, als mir Christian Fuchs, der Projektleiter von leichtathletik.de, ankündigte, dass ich bei dem Anhalt-Meeting in Dessau und auch noch beim DKB-ISTAF in Berlin dabei sein darf. Mein erster Live-Einsatz für leichtathletik.de! Das bereitete mir dann doch schon ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengrube.In den Tagen zuvor hieß es dann, erst mal die anstehende Hausarbeit beiseite zu legen und recherchieren, recherchieren, recherchieren, denn eines wollte ich tunlichst vermeiden: mich vor den Top-Athleten als Newcomer unter den ganzen Fachjournalisten in der Leichtathletik-Szene zu blamieren.
Am Freitagmorgen ging es dann bei sommerlichen 30 Grad im Schatten auf den Weg in den „Osten“. Sehr spannend alles, denn Christian Fuchs ging mit mir noch mal die Starterliste durch und gab mir Tipps für meine spätere Aufgabe, das Führen der Flash-Interviews.
Oh mein Gott: wie reagieren die Sportler auf mich? Wo ich doch mit meinen 1,65 Metern so leicht zu übersehen bin. Vielleicht sind sie auch abweisend, weil sie denken, dass ich mit meinen 21 Jahren doch viel jünger bin, als viele von ihnen selbst. Doch Christian konnte mich beruhigen: „Die meistens Athleten sind sehr nett und offen und reagieren positiv auf leichtathletik.de.“ Das kann ich im nachhinein auch nur so bestätigen.
Erster Eindruck vom „Osten“
In Dessau angekommen, konnte ich mich zunächst an den tollen Ampelmännchen erfreuen. Erstmal hieß es jetzt jedoch schnell im Hotel einchecken und dann weiter zum Stadion. „Sind wir in einem Hotel mit den ganzen Sportlern?“, war natürlich gleich meine erste Frage, als schon der erste junge Neuseeländer (Jason Stewart) mit Sportdress bei uns im Fahrstuhl stand. Tatsache, ich kann mich also auf ein Frühstück mit Danny Ecker und Co. freuen.
Jetzt ging es also endlich los zum Stadion, auf dem Weg haben wir noch meine liebe Kollegin und Flash-Interview-Partnerin Silke Bernhart vom Bahnhof abgeholt, die extra für die beiden Veranstaltungen aus dem irischen Dublin angereist war.
Im Stadion angekommen, ging alles ruck zuck, Laptop aufbauen - ich hatte sogar meinen eigenen Platz - Leibchen abholen, damit ich auch in den Innenraum kann und einfach erstmal ein bisschen orientieren.
Anhalt-Meeting in Dessau
Zum Glück ist das Paul-Greifzu-Stadion in Dessau nicht allzu groß, die Orientierung hatte ich und so fingen auch bald die ersten Wettkämpfe an. Dann ging alles so schnell, dass man schon gucken musste, dass man seine Flash-Interviews alle auf die Reihe bekommt. Weitsprunggrube, Speerwerfen und die Zielgerade im Blick und immer auf der Jagd nach einem Athleten und seinem Kommentar.
Hier will ich auch gleich mal 'Danke' an all die Sportler sagen, die noch völlig außer Atem auf unsere Fragen reagieren und trotzdem sehr nett zu uns sind. Das hat mir einiges erleichtert. Ach ja, danke, René Herms, für die Warnung vor der Mücke, sie hat es leider doch noch geschafft, ein richtig schönes Autogramm mitten auf meiner Stirn zu hinterlassen.
Kaum hatte ich die Stimmen, ging es ab auf die Tribüne, denn die Flash-Interviews sollten ja möglichst direkt nach dem Wettbewerb ins Internet gestellt werden. Also abtippen und online stellen und dabei bloß den Zeitplan nicht aus den Augen lassen.
Russische Sprachbarriere
Eine besondere Herausforderung waren in Dessau die russischen Athleten, die leider nicht sehr gut Englisch sprechen. Christian kam somit auf die Idee, dass wir Oxana Zizer, die schon öfters leichtathletik.de geholfen hatte, als Dolmetscherin anrufen könnten und sie das Interview per Telefon hält. Sehr kompliziert, aber so hatten wir auch die Kommentare der russischen Top-Athleten, die über diesen Schritt von uns sehr erfreut waren und gleich auch viel mehr erzählten als auf Englisch.
Um 21:30 Uhr endete das Meeting mit einem Feuerwerk und für Silke und mich war es auch der erste Moment, wo wir ausschnaufen konnten. Was ein Tag mit so vielen Eindrücken und Erlebnissen - der will erstmal verdaut werden, bevor es dann am Sonntag mit dem DKB-ISTAF richtig losging. Wie gut, dass wir uns in Dessau schon mal einarbeiten konnten.
Hauptstadtfeeling pur
Jetzt in Berlin ging es also ab, Hauptstadt, Olympiastadion und neben unseren deutschen Olympia-Hoffnungen auch viele internationale Weltstars. Was mich persönlich wieder sehr erfreute, war, dass wir erneut im gleichen Hotel wie die Athleten untergebracht waren. Juppie! Noch zwei Frühstücks mit Danny Ecker. Obwohl jetzt mit dem finnischen Speerwerfer Tero Pitkämäki mein neuer Favorit feststand.
Aber weiter im Zeitplan - am Samstag hatte ich noch einen Tag, um mich an all das zu gewöhnen und mich ein wenig auf die deutschen Athleten vorzubereiten. Meine Aufgabe war es nämlich, die nationalen Sportler in der Mixed-Zone aufzuschnappen und ein bisschen mit ihnen zu quatschen. Das sollte ja eigentlich nicht so schwer sein, wo ich doch eh eine Plaudertasche bin.
Überwältigt vom Olympiastadion
Am Sonntag ging es dann via Polizeieskorte und mit vier Bussen (einer davon für die Presse) zum Olympiastadion. Ich war total baff und konnte, an der Arena angekommen, erstmal nur hinterher laufen und staunen. Was eine Kulisse, was ein super Stadion! Ich will auch mitlaufen, haben die vielleicht noch einen Platz in den Schulstaffeln für mich frei? Na ja, ein anderes Mal, heute hatte ich eine andere Aufgabe und deswegen hieß es mit Silke erstmal die Lage checken. Pressetribüne, Pressekonferenzraum und natürlich meine Mixed-Zone.
Nach dem wir einmal die Strecke gelaufen sind, war uns klar, dass wir uns entweder auf der Tribüne ODER in der Mixed-Zone aufhalten werden, denn diese beiden Räumlichkeiten trennten gefühlte zehn Stockwerke und etliche Treppen, die wir uns dann bei 28 Grad nicht antun wollten. Tut mir leid, liebe Po-Muskeln, ein anderes Mal.
Tolle Stimmung in der Mixed-Zone
In der Mixed-Zone herrschte eine tolle Stimmung, die Athleten liefen an uns vorbei und fieberten vor dem Monitor mit, ob die Zeit denn auch zufriedenstellend war. Und war sie es, konnte auch ich meine Freude nicht verbergen. Und eines muss ich mal anmerken, unsere deutschen Sportler waren in aller Regel mit Abstand noch die menschlichsten und noch nicht so drauf wie manch ein US-Amerikaner. Drum freute ich mich auch auf meine Gespräche mit den Sportlern. Sie waren alle nett, offen und lieferten mir schöne Interviews.
Von den Wettkämpfen selbst bekam ich leider nicht viel mit, aber die Atmosphäre im Olympiastadion kam auch in der Mixed-Zone an - einfach gigantisch - oder wie der junge Aleixo-Platini Menga vom TSV Bayer 04 Leverkusen, ein ISTAF-Neuling wie ich, so schön beschrieb: „Da wären mir fast die Eier flöten gegangen!“ Hmm, so in etwa kann man das Gefühl wohl als Mann beschreiben. 67.314 Zuschauer bejubelten die Athleten und auch ich lief zur Hochform auf und schaffte es in jeder Disziplin mit deutscher Besetzung auf mindestens ein Interview.
Vergleichbar mit einem Hindernislauf
Ich betrachtete das Wochenende wie einen eigenen Test über die 3.000 Meter Hindernis, denn mir stellten sich einige Hindernisse in den Weg. Die weite Reise von meinem Studienort Passau nach Berlin, die damit verbundenen Staus (halbe Stunde) und Zugverspätungen (zwei Stunden), die Internetverbindung in Dessau, das heiße Wetter, die mangelnden Russisch- und Äthiopisch-Kenntnisse, das Nicht-Auftauchen des Shuttlebusses und natürlich auch meine Schwäche, noch unbekannte Namen richtig (falsch) auszusprechen (Einzelheiten bleiben zum Schutz der Athleten geheim).
Aber auch ich bin im Ziel angekommen und habe die Hindernisse alle gemeistert. Am Ende ist eine Leistung bei raus gekommen, mit der ich selbst sehr zufrieden sein kann, die aber auch noch verbesserungsfähig ist. Bei den nächsten Auftritten in Regensburg und Nürnberg werde ich versuchen, meine Leistungen zu steigern und vielleicht ja auch auf die 3.000 Meter flach zu wechseln? Das kommt auf die Umstände vor Ort und mein weiteres Training an.
Danke noch mal an das ganze leichtathletik.de-Team, es war ein unvergessliches Wochenende.
Mittendrin: Iris Ludwig (Zweite von links) mit Christian Fuchs, Peter Grau und Silke Bernhart (v.l.n.r.) auf der Pressetribüne in Berlin
Nicht nur beim ersten Mal beeindruckend: Die Kulisse des Berliner Olympiastadions