In Split gibt es keine Stars
Sie sieht gut aus, sie ist erfolgreich. Ganz Kroatien ist stolz und blickt auf sie, wenn sie die Latte ins Visier nimmt. Natürlich ist sie für den Continental Cup in Split das Covergirl und prägt das Bild auf den Straßen, schließlich ist sie ein Kind der Stadt. Die Leute werden vor allem wegen ihr ins Stadion strömen. Aber ein Star? Nein, ein Star ist Blanka Vlasic in Split trotzdem nicht.

Leben und leben lassen. Das scheint gut zur Mentalität der Südkroaten zu passen. Eine Mentalität, die Blanka Vlasic unglaublich schätzt: „Die Leute erkennen mich schon, aber sie bedrängen mich nicht weiter. Bei uns gibt es ein Sprichwort: In Split ist niemand ein Star.“ Sie fühle sich zuhause auch nicht als solcher, sagt die Welt- und Europameisterin. „Split ist keine Stadt, wo du dir um die Privatsphäre Sorgen machen musst.“
Die Fans sollen strömen
So ist sie groß geworden, mit wachsender Popularität hat sie aber trotzdem immer auf gewisse Dinge geachtet. „Ich bin zurückhaltend und stelle mich nicht zur Schau. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, damit umzugehen und mich entsprechend zu verhalten.“ Viele der Leute in Split haben die Karriere der Hochspringerin über die Jahre verfolgt. Sie haben gesehen, wie sie sich unter nicht immer idealen Bedingungen hochgearbeitet hat und sie zollen ihr dafür Respekt.
Die Anerkennung werden sie der 26-Jährigen, die zuletzt durch ihre Liaison mit Handball-Star Nikola Karabatic die Boulevard-Presse beschäftigte, deshalb auch am Sonntag (5. September) erweisen, wenn Blanka Vlasic beim Continental Cup in den Mittelpunkt rückt. Die Verantwortlichen hoffen gemeinsam mit dem Aushängeschild auf mehr als 20.000 Zuschauer.
„Ein Erlebnis für alle“
„Ich habe mein ganzes Leben lang auf diesen einen Wettkampf gewartet. Ich kenne die Leute hier. Wenn sie kommen, dann wird ihre Unterstützung kein Problem mehr sein“, verdeutlicht Blanka Vlasic die Urgewalt kroatischen Gemeinschaftsgefühls. Sie erinnert sich auch an einen Augenblick vor vielen Jahren, als sie noch vor einem leeren Poljud-Stadion antreten musste und dann ihren Vater fragte, ob sie eines Tages auch in dieser Arena vor einem großen Publikum springen könne.
Damals hatte ihr Vater Joško keine rechte Antwort darauf, jetzt am Wochenende wird die Antwort gegeben. Eine Antwort mit Nachdruck soll es sein, der Bedeutung des Ereignisses entsprechend. Die Emotionen werden gerade in der Familie Vlasic dabei nicht zu kurz kommen.
Viele Emotionen
„Mit der Zeit sind in meinem Leben viele Träume Wirklichkeit geworden und jetzt wird dieser Wirklichkeit“, sagt die 1,92 Meter große Athletin, die als haushohe Favoritin antreten wird. „Ich bin stolz Teil dieses großen Tages zu sein, für die kroatische Leichtathletik und für Split. Die Stadt ist wundervoll, das wird ein Erlebnis für alle.“
Eines steht dabei schon fest, egal wie sehr ihr die Massen zujubeln und egal wie hoch sie am Ende fliegt, ein Star wird Blanka Vlasic auch nach dem Wochenende nicht sein. Zumindest nicht in ihrer Heimat, nicht in Split. Niemals.