Interesse an Irina Mikitenko steigt
Mit dem zweiten Erfolg von Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) beim Marathon in London (Großbritannien) am Sonntagmorgen wächst die Fangemeinde der 36-Jährigen weiter an. Vier Starts, drei Siege über die 42,195 Kilometer. Es scheint als wäre Irina Mikitenko auf der Marathondistanz unbezwingbar.
Nur bei ihrem Debüt in Berlin 2007 musste sich die 36-Jährige mit Platz zwei zufrieden geben. Es folgten Siege beim London-Marathon 2008, fünf Monate später beim Berlin-Marathon in deutscher Rekordzeit von 2:19:19 Stunden und dann der erneute Sieg am Sonntag in der britischen Hauptstadt, bei einem, wenn nicht sogar dem prestigeträchtigsten Marathonlauf der Welt.Auch das Fernsehen wird mehr und mehr auf Irina Mikitenko aufmerksam. Der Sender Eurosport übertrug mehr als drei Stunden live von der Themse und sogar das ZDF stellte die 36-Jährige an den Beginn ihrer "Sportreportage" und berichtete sechs Minuten lang von ihrem Erfolg.
Diesen hatte man der zweifachen Mutter alles andere als einfach gemacht. Catherine Ndereba (Kenia), Gete Wami, Berhane Adere (beide Äthiopien), Constantina Tomescu-Dita (Rumänien), Zhou Chunxiu (China), Mara Yamauchi (Großbritannien), Tomo Morimoto (Japan) sowie das russische Trio Svetlana Zakharova, Inga Abitova und Lyudmila Petrova. Alles was Rang und Namen hatte, war nach London gekommen, um zu gewinnen und Irina Mikitenko als Siegerin abzulösen. Alleine elf Läuferinnen mit Bestzeiten unter 2:22 Stunden standen an der Startlinie, als um 9:00 Uhr der Startschuss fiel.
Schnelles Anfangstempo sprengt Favoritengruppe
Doch all die großen Namen hielten Irina Mikitenko nicht davon ab, ihr Rennen zu laufen. Schon nach den ersten fünf Kilometern (16:35 min) hatten sich zwei Gruppen gebildet. In der ersten liefen neben der Tempomacherin Mara Yamauchi, die London-Siegerin von 2006, Zhou Chunxiu, und Irina Mikitenko. Mit einem Abstand von zehn Sekunden folgte der große Rest der Favoritinnen. "Ich war schon überrascht, dass die anderen so schnell zurückgefallen sind", sagte Irina Mikitenko.
Zu einem Zusammenschluss der beiden Gruppen kam es nicht mehr. Ganz im Gegenteil. Von Kilometer zu Kilometer wurde der Vorsprung größer. Bei der Hälfte des Rennens (1:10:53 h) betrug der Vorsprung des Spitzentrios bereits 1:10 Minuten und es war klar, dass die Siegerin aus dieser Gruppe kommen würde.
Während die Zuschauer an den Bildschirmen zu Hause mit der Wattenscheiderin mitfieberten, war sich Irina Mikitenko ihrer Sache sicher. "Ich habe gespürt, dass ich es in den Beinen habe. Bei Kilometer 32 sah ich dann keinen Grund mehr, warum ich nicht gewinnen sollte", sagte Irina Mikitenko.
Die letzten zehn Kilometer als Solistin
Nachdem Zhou Chunxiu schon bei Kilometer 25 den Anschluss verloren hatte und am Ende abgeschlagen als Zwölfte (2:29:02 h) das Ziel erreichte, konnte nach 30 Kilometern auch Irina Mikitenkos letzte Verfolgerin, Mara Yamauchi, nicht mehr folgen. Drei schnelle Kilometer unter zehn Minuten rissen die entscheidende Lücke zwischen Irina Mikitenko und der Britin.
Fortan war es eine One-Woman-Show. "Das war ein phantastisches Rennen. Natürlich stand ich davor als Titelverteidigerin unter Druck, aber ich habe wirklich hart trainiert und kann nicht glauben, dass ich zum zweiten Mal hier in London gewonnen habe. Ich bin einfach nur glücklich", sagte Irina Mikitenko, die jedoch auch zugab: "Auf den letzten drei Kilometern musste ich kämpfen, da der Wind doch ganz schön kräftig wehte und ich ja alleine an der Spitze gelaufen bin."
Favoritin bei der Heim-WM in Berlin
Von zu Hause aus verfolgte auch Tono Kirschbaum, der Cheftrainer des TV Wattenscheid 01, das Rennen und war erfreut, von dem, was er sah. "Es war von Anfang bis Ende spannend. Ein begeisterndes Rennen von Irina und toll, wie sie es gelöst hat", sagte Tono Kirschbaum.
Für den zweiten Sieg in London hatte Irina Mikitenko nochmals zehn Prozent mehr an Kilometerumfängen im Training herunter gespult. Bis zu 220 Kilometer in der Woche lief die gebürtige Kasachin in der Vorbereitung.
Mit ihrem erneuten Sieg avanciert Irina Mikitenko mehr und mehr zur Top-Favoritin für den WM-Marathon am 23. August in Berlin. Sollte sie als erste Deutsche überhaupt WM-Gold im Marathon holen, dürfte ihre Fangemeinde wohl nochmals ansteigen.
Auch in der Wertung der World Marathon Majors (WMM) hat Irina Mikitenko ihre Führung weiter ausgebaut und führt mittlerweile bereits fast uneinholbar. Sollte sie die Wertung erneut gewinnen, winken ihr wie im vergangenen Jahr erneut 500.000 US-Dollar.
WMM-Wertung:
Frauen
1. Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) 75 Punkte
2. Dire Tune (Äthiopien) 40 Punkte
3. Alevtina Biktimirova (Russland), Constantina Tomescu-Dita (Rumänien) und Salina Kosgei (Kenia) je 30 Punkte
6. Lidija Grigorjewa (Russland) und Paula Radcliffe (Großbritannien) je 25 Punkte
8. Kara Goucher (USA) und Svetlana Zakharova (Russland) je 20 Punkte
Männer
1. Samuel Wanjiru (Kenia) 65 Punkte
2. Deribe Merga (Äthiopien) 30 Punkte
3. Martin Lel (Kenia) 26 Punkte
4. Evans Cheruiyot, Robert K. Cheruiyot, Daniel Rono (alle Kenia), Haile Gebrselassie, Tsegaye Kebede (beide Äthiopien), Marilson Gomes dos Santos (Brasilien), Abderrahim Goumri und Jaouad Gharib (beide Marokko) je 25 Punkte
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Irina Mikitenkos bisherige Marathons:
30.09.2007 Berlin, Zweite in 2:24:51 Stunden
13.04.2008 London, Erste in 2:24:14 Stunden
28.09.2008 Berlin, Erste in 2:19:19 Stunden
26.04.2009 London, Erste in 2:22:11 Stunden