International: Tegla Loroupe meldet sich zurück
Tegla Loroupe, die von dem Detmolder Grundschullehrer Volker Wagner betreut wird, ist wieder da. Nach Pleiten, Pech und Pannen versucht sie am Sonntag einen Neuanfang beim „International Women’s Marathon“ in Nagoya.
Foto: Hörnemann
In Edmonton wollte die kleine Kenianerin noch über 10.000 Meter starten, doch der Verband strich sie kurzerhand aus dem WM-Aufgebot, obwohl sie sich zuvor bei den Trials in Nairobi qualifiziert hatte. Der Grund: Tegla Loroupe hatte ebenso wie Noah Ngeny, Olympiasieger über 1500 Meter, nicht am vorgesehenen Trainingslager teilgenommen. Dennoch weilte sie in Edmonton, weil ihr der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) eine Einladung plus VIP-Akkreditierung zugeschickt hatte. In Nagoya, im Land der aufgehenden Sonne, wo die Marathon-Begeisterung so groß ist wie in kaum einer anderen Nation, will die einstige Inhaberin der Weltbestzeit (2:20:43 h in Berlin 1999) an ihr altes Leistungsniveau anknüpfen. Im vergangenen Herbst in Berlin, als die Japanerin Naoko Takahashi mit 2:19:46 Stunden als erste Frau überhaupt unter 2:20 blieb, musste sich Loroupe noch weit abgeschlagen mit dem zweiten Platz (2:28:03 h) begnügen. Auch diesmal muss sie sich wieder mit den japanischen Läuferinnen herumschlagen.
Die größten Chancen werden Mizuki Noguchi eingeräumt. Noguchi, ein 22-jähriges Nachwuchstalent, wird in Expertenkreisen als Favoritin gehandelt, obwohl sie über keinerlei Marathon-Erfahrung verfügt. 1999 in Palermo ( 1:09:12 h) war sie Vizeweltmeisterin im Halbmarathon, damals hinter Tegla Loroupe, 2000 in Veracruz (1:11:11 h) Vierte und 2001 in Bristol (1:08:23 h) noch mal Vierte. Yoko Shibui, eine Landsfrau von Noguchi, lief in Osaka 2001 mit 2:23:11 Stunden die bis dato schnellste Zeit einer Debütantin. Ob Noguchi diesen Rekord brechen kann?
Außerdem sind weitere starke Japanerinnen gemeldet. Allen voran Tomoe Abe, die vom ehemaligen Klassemann Takeshi Soh (2:08:55 h in Tokio 1983) trainiert wird. Mit einer Bestleistung von 2:26:09 Stunden, aufgestellt in Osaka 1994, ist sie in der ewigen Rangliste weit vorne platziert. In ihrem Besitz befindet sich auch der Weltrekord über 100 Kilometer (6:33:11 h). Vor zwölf Monaten landete Abae in Nagoya auf Rang fünf in 2:27:02 Stunden. Damals belegten die starken Läuferinnen aus Fernost im Gesamtklassement die ersten zehn Plätze. Acht von ihnen blieben unter 2:28.
Am Start ist auch Masako Koide (2:28:28 h in Rotterdam 2001), die 27 Jahre alte Tochter von Yoshio Koide, dem Coach von Olympiasiegerin Naoko Takahashi. Masako Chiba, ein Fliegengewicht von 39 Kilo, muss ebenfalls beachtet werden. Sie lief 1997 in Tokio mit 1:06:43 Minuten die bis dato schnellste Halbmarathon-Zeit weltweit.
Für internationales Flair sorgen Elzbieta Jarosz aus Polen, 1999 Siegerin des Köln-Marathons, Irina Bogacheva aus Kirgistan, Li He-lan aus China und Alla Zadorozhnaya aus Weißrussland.
Also Konkurrenz satt und genug für Tegla Loroupe, die allerdings auf japanischem Boden noch keinen Marathon gewinnen konnte. Ihr bestes Resultat erreichte sie 1999 in der einstigen Expo-Stadt Osaka, wo sie hinter der Rumänin Lidia Simon Zweite wurde in 2:23:46 Stunden.
Vielleicht sollte sie sich ein Beispiel nehmen an Katrin Dörre-Heinig, denn die gebürtige Leipzigerin siegte 1986 bei der Erstauflage in Nagoya in 2:29:33 Stunden. Damals trug sie noch das DDR-Trikot. Zwölf Monate später belegte die Darmstädterin Charlotte Teske den zweiten Platz in 2:32:10 Stunden, nur geschlagen von Carla Beurskens, der fliegenden Holländerin, die in 2:28:27 Stunden triumphierte. Lang, lang ist es her.