Internationale Sprung-Experten zu Gast in Köln
Die Deutsche Sporthochschule Köln hat am vergangenen Wochenende in Kooperation mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zur 5. Sprungkonferenz in die Domstadt eingeladen. Zu den Referenten zählten mit Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) und Martina Strutz (SC Neubrandenburg) auch aktuelle Topathletinnen, die unter anderem von Wendepunkten in ihren Karrieren berichteten.
Initiiert durch Dr. Wolfgang Ritzdorf, Dozent an der Deutschen Sporthochschule, und Herbert Czingon, DLV-Cheftrainer für die technischen Disziplinen, trafen sich bereits zum fünften Mal Trainer, Wissenschaftler, Athleten und andere Interessierte, um sich ein Wochenende lang den vertikalen Sprüngen zu widmen.Der Veranstaltungstitel „Pole Vault Symposium“ verdeutlicht den inhaltlichen Schwerpunkt auf dem Stabhochsprung, doch auch die Hochspringer rund um DLV-Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen und DLV-Disziplintrainer Jan-Gerrit Keil waren stark vertreten. Insgesamt hatten sich rund 250 Teilnehmer aus Deutschland, Europa und Übersee angemeldet.
Erfolgreiche Richtungswechsel
Hochspringerin Ariane Friedrich berichtete in ihrem Vortrag von dem Moment in ihrer Karriere, an dem sie den Weg zum absoluten Spitzensport einschlug: Ihr Trainer Günter Eisinger hatte ein Krisengespräch einberufen und ihr 14 Punkte aufgezählt, in denen Optimierungsbedarf bestand. Sie stand vor der Entscheidung weiterzumachen wie bisher oder sich auf neue Wege einzulassen.
Jüngstes Beispiel für einen erfolgreichen Richtungswechsel: Das Comeback von Stabhochspringerin Martina Strutz, Vize-Weltmeisterin von Daegu (Südkorea). Mit neuem Trainer, neuer Motivation und neuen Trainingsreizen katapultierte sie sich im vergangenen Jahr wieder in die Weltspitze.
„Es gibt viele Athleten, die aus der Re-Organisation ihres Trainingsgefüges neue Energie ziehen“, resümierte Wolfgang Killing, Leiter der DLV-Trainerschule, der zu den Organisatoren des Symposiums zählte. Er beschreibt den Wendepunkt als Moment des „Erwachsenwerdens“.
Von Werfern lernen
Martina Strutz und ihr Trainer Thomas Schult referierten gemeinsam über das Training der Stabhochspringerin. Besonders interessant: Thomas Schult war selbst einst Kugelstoßer und auch als Trainer überwiegend im Wurfbereich aktiv, bevor sich Martina Strutz an ihn wandte. Das Training der 30-Jährigen gliederte er deswegen in Phasen, die eher bei Werfern üblich sind – mit Erfolg.
Das innovative Trainingsprogramm des Gespanns könnte auch für andere Athleten erfolgversprechend sein, erklärte Wolfgang Killing. Es lohne sich, besonders hinsichtlich des Trainingsaufbaus und der Periodisierung Elemente bei den Werfern abzugucken.
Trainieren wie Renaud Lavillenie
Zu den prominenten Referenten zählte außerdem der Franzose Damien Inocencio, Trainer des Hallen-Weltmeisters Renaud Lavillenie. Er gab Einblick in seine Trainingsphilosophie und berichtete, wie er den Stabhochspringer auf seinem Weg von 5,60 Metern zu 6,03 Metern begleitete.
Einer der Höhepunkte für die anwesenden Athleten waren Trainingseinheiten unter der Supervision ausländischer Trainer. Die Schützlinge von Brigitte Kurschilgen und Jan-Gerrit Keil – unter ihnen zum Beispiel Falk Wendrich (LAZ Soest) und Nadja Kampschulte (TV Wattenscheid 01) – erhielten nach Übungsausführung Tipps und Korrekturen von Hanne Haugland (Norwegen), Hochsprung-Weltmeisterin von 1997, und dem britischen Hochsprung-Trainer Fuzz Ahmed.
„Dieses sogenannte ‚Supercoaching‘ wurde sehr gut aufgenommen“, sagte Wolfgang Killing. „Die ausländischen Trainer haben durch ihre Anweisungen auf einer anderen Sprache und mit anderen Begriffen einen ganz anderen Zugang zu den Athleten gefunden“, erklärte er.