An der Internationalen Trainerkonferenz ICAC in Daegu hat der Leiter der DLV-Akademie Wolfgang Killing als Vertreter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zugleich als einziger Europäer teilgenommen. 50 koreanische und 20 internationale Trainer aus dem süd- und vorderasiatischen Raum, Ozeanien sowie Afrika und Lateinamerika waren der Einladung des nationalen Verbandes und zugleich des Weltverbandes IAAF nach Südkorea gefolgt, wo 2011 die WM und 2017 die Senioren-Hallen-WM stattfanden.
Integriert in die imposanten Wettkampf- und Trainingsstätten und zugleich am Fuße einer beeindruckenden Mittelgebirgslandschaft war die Sportschule in Deagu selber eine architektonische Meisterleistung, die ein angenehmes Arbeitsklima entstehen ließ. Auch sonst hatten die koreanischen Gastgeber „sich nicht lumpen lassen“, boten moderne Unterkünfte, koreanische und internationale Küche bis zum Betthupferl, Simultanübersetzung per Headset, ein eigenes Fernsehteam, zahlreiches Hilfspersonal für Transfer, Organisation vor Ort bis zur Rund-um-die-Uhr-Betreuung aller Teilnehmer. Hier wurde ostasiatische Willkommenskultur in bester Manier zelebriert.
In der ersten Woche absolvierten die internationalen Gäste einen sogenannten Lecturer-Kurs für das Trainer-Level 1, mit dem die wenigen Absolventen (es gab eine strenge Selektion) nun ihrerseits andere Trainer bis zum Level 1 ausbilden dürfen. Die zweite Woche war dann den internationalen Referenten aus China, USA (Jeremie Fischer) und Europa vorbehalten, die überwiegend über das Nachwuchstraining referierten, „garniert“ mit Abstechern ins Hochleistungstraining.
Profitabler Austausch
Vorträge und Praxisdemonstrationen wechselten einander ab. Sehr beliebt waren Kleingruppenarbeiten, die anschließend im Plenum präsentiert und lebhaft diskutiert wurden. Dabei wurden nationale und regional-geografisch bedingte Unterschiede deutlich. Es gab aber auch einen großen Fundus an Gemeinsamkeiten, der in gemeinsamer Arbeit zusammengetragen wurde.
Beispiele sind das angemessene Training im Kindes- und Jugendalter oder das unterschiedliche Kompetenzinventar eines Trainers je nach Altersstufe, in der er arbeitet. Dass, wenn drei Trainer zusammensitzen, mindestens vier Trainingspläne herauskommen, ließ sich auch bei dieser Veranstaltung beobachten, ohne dass man gleich in richtig oder falsch unterscheiden konnte.
Auch wenn die Leichtathletik in Europa ihren Ursprung hat, zeigte sich im Seminarraum wie in unzähligen informellen Gesprächen am Rande die große Erfahrung und Kompetenz der Trainer aus anderen Kontinenten. Indem jeder einzelne seinen Beitrag leistet, generiert er für sich zugleich einen großen Mehrwert, den er für seine weitere Arbeit nutzen kann.
Sport bietet friedliche und wertschätzende Begegnung
Neben der Austragung internationaler Meisterschaften liegt hier die große Aufgabe und Funktion der internationalen Sportverbände: den fachlichen Austausch organisieren und letztlich die friedliche, wertschätzende Begegnung. Da saßen oftmals Vertreter von Ländern nebeneinander, die zuhause Kriege miteinander führen beziehungsweise führten. Die Bedeutung des Sport- und Kulturaustausches für das wieder friedliche Miteinander kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.
Auch Deutschland war nicht immer ein friedliebendes Land. Aus der Schuld des Zweiten Weltkrieges und des Naziregimes sind uns Verpflichtungen entstanden, die bis in die Gegenwart reichen. So ist es uns immer wieder ein Bedürfnis, das besondere Verhältnis zu Israel herauszuarbeiten. Durch das aktuelle Kooperationsabkommen des DLV mit dem israelischen Leichtathletik-Verband wird ein noch intensiverer Fach- und Bildungsaustausch gewährleistet.
Dazu zählt die Anfrage des israelischen Sportdirektors Ben Melech an Dr. Wolfgang Killing, gemeinsam die Trainer-Ausbildung in Israel zu überarbeiten. Diese Aufgabe nimmt die DLV-Akademie gerne an, weil ein gesellschaftlicher, kultureller und sportlicher Mehrwert für alle Beteiligten entsteht.
