Dieter Baumann mit Silber "wunschlos glücklich"
"Ich denke, es war ein tolles Rennen. Wir haben uns nichts geschenkt." Dieter Baumann zeigte sich nach dem packenden 10.000-Meter-Finale in der Pressekonferenz sehr entspannt und löste gemeinsam mit seinen spanischen Kollegen Martinez und Rios viel Gelächter aus. Der 37-jährige schmiedete zudem Zukunftspläne. "2003 soll eine normale Saison werden, und dann ist Olympia 2004 nicht mehr weit", so der Silbermedaillengewinner.
Dieter Baumann erkämpfte sich Silber (Foto: Kiefner)
Total "happy" präsentierten sich die beiden Spanier nach ihrem Medaillengewinn und sprachen ihrem deutschen Konkurrenten große Anerkennung aus. "Wir saßen schon 1992 in Barcelona im Stadion, als Baumann Olympiasieger wurde und waren sehr beeindruckt von ihm," meinte der strahlende Europameister Martinez, "Eingangs der letzten Runde war ich mir sicher, dass ich gewinnen werde."Stimmung im Olympiastadion "irre"
Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach seinem Olympiasieg in Barcelona hatte Baumann die Unterstützung des Münchner Publikums genossen. "Die Stimmung im Olympiastadion war irre", brachte der Schwabe seine Eindrücke auf den Punkt. Natürlich habe er die Erwartungen bemerkt und deshalb versucht, sich ganz auf seine Aufgabe zu konzentrieren. "Die letzten 600 Meter konnte ich mich dann aber nicht mehr abschotten und habe die Unterstützung von außen gespürt," so Baumann. "Ich bin mit Silber wunschlos glücklich," bilanzierte er seinen EM-Start.
Noch vor vier Wochen hatte Baumann nach seinem 3000 Meter-Rennen in Lausanne und seiner Erkältung eine gewisse Verunsicherung eingeholt. Erst im Höhentraining in St. Moritz sei die Lauffreude zurückgekommen. "Ich brauche jedoch niemandem mehr etwas beweisen und muss keine Medaille mehr gewinnen", verwies Baumann auf seine innere Unabhängigkeit, "allein mein persönliches Umfeld muss mich tragen." Ehefrau und Trainerin Isabelle Baumann war im strömenden Regen auf der Gegentribüne auf Höhe des 5000 Meter-Starts hypernervös auf- und abgegangen. "Dieter wusste, dass ich dort stehe, hat aber nicht zu mir herübergeschaut", so die ehemalige Bundestrainerin 'klatschnass' aber ebenfalls völlig zufrieden.
Gefragt, welche Gefühle er nach seinen Auseinandersetzungen mit dem DLV in den letzten zwei Jahren beim Tragen des Nationaltrikots empfinde, antwortete Baumann lapidar: "Es ist mir wurscht, welches Trikot ich trage." Wenn er an dieser Stelle die Gefühlswelt nicht abgeschaltet hätte, wäre er nicht Zweiter geworden, so der zweite deutsche EM-Medaillengewinner.
2003 eine "normale" Saison mit Marathon im Herbst
Mit der Silbermedaille, die ihm erst am heutigen Donnerstag um den Hals gehängt wird, fällt es dem "Schwabenpfeil" nun offensichtlich leicht, nach vorne zu schauen. "2003 soll eine normale Saison werden, und dann ist Olympia 2004 nicht mehr weit," so der Silbermedaillengewinner. "Normal" heiße dabei: eine Cross-, Bahn- und Straßensaison. Und für den Herbst kommenden Jahres kündigte Baumann seinen zweiten Marathonstart an. Für die nächste Woche fasst Baumann in Zürich die 5000 Meter ins Auge. 13:10 Minuten oder schneller wären für ihn eine "schöne Zeit". Den Doppelstart bei der EM habe er längst aus dem Kopf gestrichen, die Chance, auch auf der kürzeren Langstrecke an den Start zu gehen, bezifferte er auf ein Prozent!