Große Vorschau auf die Cross-WM in Dublin
Die Cross-Weltmeisterschaft feiert am kommenden Wochenende in Dublin in ihrer 30-jährigen Auflage einen "Runden". Bereits im vergangenen Jahr hätte die irische Stadt Schauplatz der Titelkämpfe sein sollen, aber damals machte die grassierende Maul- und Klauenseuche einen kurzfristigen Umzug der Veranstaltung nach Ostende erforderlich. Das Gelände in Leopardstown, das am Samstag und Sonntag keine DLV-Starter erleben wird, kann auf eine lange Tradition verweisen, wurde es doch 1888 schon ins Leben gerufen.

Sonia O'Sullivan wäre mit einem Top-10-Platz zufrieden (Foto: Kiefner)
Die Augen der einheimischen Fans werden sich vor allem auf Sonia O'Sullivan richten. Die Irin hat nicht zuletzt 1998 als Doppel-Weltmeisterin ihre Cross-Qualitäten bewiesen, schränkt aber ein, nachdem sie erst vor drei Monaten zum zweiten Mal Mutter wurde: "Ich fühle mich fit und gesund und möchte mich in den Top 10 platzieren." Als weitere Topstars bei den Frauen haben Titelverteidigerin Paula Radcliffe (GBR), die Vorjahres-Dritte Edith Masai (KEN), Carla Sacramento (POR) und Ayelech Worku (ETH) gemeldet, wobei der Kreis der aussichtsreichen Medaillenanwärterinnen noch sehr viel weiter zu ziehen ist. Hallen-Weltrekordlerin Berhane Adere startet nicht in Dublin
Die Cross-Weltmeisterschaft in Irland lässt Berhane Adere hingegen links liegen. Dafür startet die Äthiopierin lieber beim lukrativen Halbmarathon in Lissabon. „Berhane hat kein Interesse an der WM in Dublin“, erklärte ihr Betreuer Volker Wagner, in dessen Trainingscamp in Detmold, „sie mag den Crosslauf, und der Sieg in Vilamoura Anfang Februar hat ihr auch viel Spaß gemacht. Doch damals herrschten warme Temperaturen.“ Auf der irischen Insel ist das Wetter kühler und die Strecke möglicherweise tief und schlammig. „Auch bei diesen Bedingungen“, fügte Wagner hinzu, „würde sie ihr Bestes geben.“ Dennoch bevorzugt sie den Halbmarathon in Lissabon entlang des Rio Tejo. Damit steigen die Chancen von Paula Radcliffe, die Adere als ihre schärfste Rivalin auf der Langdistanz angesehen hatte. Mit Derartu Tulu, Berhane Adere und Gete Wami fehlen auf dem Golfplatz von Leopardstown zugleich jene drei Läuferinnen aus Äthiopien, die ihr bei der WM in Edmonton die Medaillen vor der Nase weggeschnappt haben.
Gelingt Mohammed Mourhit die Titelverteidigung?
Bei den Männern rüstet sich der Belgier Mohammed Mourhit zur Titelverteidigung auf der Langstrecke. Zwar lief in den letzten Monaten nicht alles nach Plan, der gebürtige Marokkaner ist aber dennoch recht optimistisch: "Es ist zuletzt sehr gut gelaufen, auch die Hallen-EM war nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zur Cross-WM." Er wird vor allem den äthiopischen Youngster Kenenisa Bekele und die Kenianer Richard Limo und Charles Kamathi beachten müssen.
Hindernisläufer Ali Ezzine ist der Headliner der marokkanischen Mannschaft und tritt auf der Kurzstrecke an. Die Konkurrenz auf beiden Strecken ist mit klangvollen Namen gespickt: Youssef Baba (MAR), Mark Carroll (IRL), Paolo Guerra (POR), Luke Kipkosgei (KEN), Sammy Kipketer (KEN), John Mayock (GBR), Hailu Mekkonen (ETH) und der ukrainische Cross-Europameister Sergej Lebed stellen nur einen raschen Querschnitt durch die voraussichtlichen Starter dar.
Kenianer ändern nach Ausfall von Koech Marschroute
Das war ein herber Schlag für die Kenianer! Enock Koech, Titelverteidiger bei der Cross-Weltmeisterschaft in Dublin auf der kurzen Distanz, wurde aus dem Aufgebot getrichen. Gesundheitliche Gründe, so David Okeyo, Generalsekretär der „Kenya Amateur Athletics Association“ (KAAA), haben den Ausschlag gegeben. Enock Koech, der am 4. April gerade mal 21 wird, ist eines der größten Nachwuchstalente im Land der Läufer.
Mike Kosgei, der KAAA-Nationalcoach, der die kenianische Mannschaft letztmals 1996 in Durham bei einer Cross-WM betreut hat, betonte, dass der Ausfall „ein großer Verlust“ sei. Gleichwohl ist er der festen Überzeugung, „dass die anderen Läufer eine gute Leistung zeigen werden“. Für Enock Koech, der mit einer 1500-Meter-Bestzeit von 3:31,28 Minuten, ausfgestellt im Zürcher Letzigrund-Stadion, auf Platz acht in der Weltrangliste 2001 geführt wird, wurde Julius Nyamu, Siebter der Trials, nachnominiert.
Mike Kosgei fügte hinzu, dass er wegen der Umstellung gezwungen sei, die taktische Marschroute zu ändern. Enock Koech, der einzige Kenianer bei der WM 2001 in Ostende, der Gold in der Einzelwertung holte, trug gemeinsam mit Sammy Kipketer, 2001 Zweiter hinter Koech, die Hoffnungen auf der kurzen Distanz in Dublin. Auf dem Golfplatz von Leopardstown sollte er die eindrucksvolle Siegesserie seiner Landsleute fortsetzen. Seitdem dieser Wettbewerb 1998 in Marrakesch erstmals eingeführt wurde, haben die Kenianer stets den WM-Titel gewonnen. So soll es auch bleiben, sagte Mike Kosgei, der am Samstag um 11.45 Uhr Ortszeit ein schlagkräftiges Sextett ins 4228 Meter lange Rennen schicken wird: Sammy Kipketer, Joseph Kosgei, Abraham Chebii, Sammy Kiplagat, Luke Kipkosgei und Julius Nyamu.