Interview mit Dieter Baumann
Dieter Baumann lieferte bei der European 10.000 Meter Challenge im italienischen Camaiore eine bravouröse Leistung ab. Bei seiner Rückkehr ins Nationaltrikot markierte er in 27:38,51 Minuten eine Weltjahresbestleistung und hielt den stark laufenden Spanier Jose Rios bis zur Ziellinie in Schach. Nun liegt der Fokus des Tübingers ganz auf seinem Marathondebüt am 21. April in Hamburg. "Es kann sich dort etwas Außergewöhnliches tun, es kann etwas Gutes passieren, es kann aber auch etwas Normales sein", liess Bundestrainer Wolfgang Heinig nach seinen Eindrücken in der Toskana ebenso wenig Raum für Spekulationen, wie Dieter Baumann im leichtathletik.de-Interview selbst.
Dieter Baumann - Lauffreude ist das Wichtigste
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Herr Baumann, Sie haben die European 10.000 Meter Challenge in Camaiore mit einer großartigen Leistung für sich entschieden. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?
Dieter Baumann:
Ich muss sagen, ich bin natürlich zufrieden. Ich habe ein Rennen gewonnen, das sehr gut besetzt war. Von den Besten in Europa hat vielleicht nur der Franzose Ismail Sghir gefehlt. Ansonsten waren alle Leute da, mit denen man auch im Sommer auf dieser Strecke rechnen muss. So ein Rennen zu gewinnen, ist natürlich schon ein schönes Gefühl. Es hat mir in Camaiore sehr viel Spaß gemacht. Das Rennen war am Anfang ein bisschen langsam, das hat mich etwas geärgert. Aber dann war doch sehr viel Taktik im Rennen. Man hat gemerkt, dass meine Gegner und auch ich selber geistig unheimlich frisch waren. Es waren ein paar Zwischenspurts dabei. Jeder hat so seine Stärken ausgespielt. Es hat heute Spaß gemacht – unabhängig vom Resultat. Dass man dann noch eine 27:38 läuft, ist natürlich sehr gut.
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Welchen Stellenwert hatte es für Sie, nach der Sperre erstmals wieder im Nationaltrikot zu laufen?
Dieter Baumann:
Mir ist es egal, welches Trikot ich anhabe. Ich lief in Camaiore für mich, ich bin für mich die 27:38 Minuten gelaufen.
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Konnten Sie von diesem Lauf über 10.000 Meter Erkenntnisse hinsichtlich Ihres Marathondebüts in Hamburg gewinnen?
Dieter Baumann:
Ich halte es weiter für nicht klug, dass ich mich an irgendwelchen Spekulationen beteilige. Ich will mir meine Lauffreude erhalten, das ist in Camaiore absolut gelungen. Ich hoffe, dass mir das in Hamburg auch gelingt. Ich glaube, wenn ich Spaß habe daran, wie ich laufe, dann laufe ich gut. Darauf hoffe ich auch in Hamburg, ohne mir einzubilden, gleich 2:08 Stunden laufen zu können. Wenn man die absoluten Experten fragt, dann winken diese auch alle ab. Ich glaube, es geht gar nicht darum. Es geht für mich einfach darum, einen Fuß in der Tür zum Marathon zu haben. Ich werde diese Strecke probieren und ich denke, ich werde wie alle Neulinge eventuell viel Lehrgeld bezahlen müssen und dann wird man weiter sehen. Ich freue mich auf Hamburg und auf so eine lange Strecke - gerade nach so einem Rennen wie in Camaiore.
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Jedenfalls ist es um Ihr Selbstbewusstsein nun für dem Lauf in Hamburg bestens bestellt...
Dieter Baumann:
Ich konnte jetzt in der Vorbereitung sehr viel für das Selbstbewusstsein tun – mehr geht gar nicht.
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Zurück zu den 10.000 Metern. Die Tür zur Europameisterschaft steht für Sie nun auf dieser Strecke offen. Wagen Sie bereits einen Ausblick auf den möglichen Höhepunkt des Sommers?
Dieter Baumann:
Es ist für mich natürlich optimal, wie es läuft, aber ich möchte trotzdem die Konzentration auf Hamburg belassen. Mich belastet der Sommer nicht, mich belasten die nächsten zwei Wochen, sprich der Sonntag, der 21. April. Wenn dieser Tag vorbei ist, können wir weitersehen.
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Vielen Dank für das Gespräch.