Interview mit Dieter Baumann vor Start in Neuss
Nach seinem Marathonversuch in Hamburg Mitte April bestreitet der Tübinger Dieter Baumann am 8. Juni in Neuss beim dortigen Sommernachtslauf seinen nächsten Auftritt. Es erwartet ihn dort starke Konkurrenz mit nationalen und internationalen Top-Läufern. Wie der Tübinger sein abgebrochenes Marathondebüt in Hamburg verdaut hat und wie er vorausblickt, erfahren Sie in dem folgenden Interview.
Dieter Baumann läuft in Neuss (Foto: Kiefner)
In Neuss freut man sich über Ihre Startzusage bei der Jubiläumsausgabe des Sommernachtslaufes am 8. Juni. Wie kam es dazu?Dieter Baumann:
Ich habe mich schon sehr früh für einen Start in Neuss entschieden. Neuss wurde mir schon seit Jahren ans Herz gelegt. Gerade wegen der tollen Stimmung in der Stadt. Ich bin sehr gespannt und bin emotional auf die Strecke und den Event eingestellt. Es wird sicherlich ein großer Spass werden.
Vor vier Wochen haben Sie in Ihrem ersten Marathonrennen aufgegeben. Haben Sie sich mittlerweile wieder erholt?
Dieter Baumann:
Wie viele, die einen Marathon versucht haben oder auch einen gelaufen sind, hatte ich die Wochen nach dem Start noch mit einigen Problemen zu kämpfen. Am meisten machte mir meine Wade zu schaffen. Ich musste ihr sehr lange gut zuzureden, damit ich wieder laufen konnte. Aber die letzten drei Wochen waren gesundheitlich sehr gut. Dieser Zustand ließ damit auch wieder sehr gutes Training zu. Was ja nicht nur für Neuss sondern auch für die gesamte Sommersaison wichtig ist.
Mit Tendai Chimusasa, Laban Chege und Carsten Eich zählen die Topstars der Deutschen Straßenlaufszene in Neuss zu Ihren Konkurrenten. Diese Läufer hätten zur Zeit wohl im Stadion nur geringe Chancen, Sie zu bezwingen. Wie sieht es auf dem winkligen Neusser Kurs aus?
Dieter Baumann:
Das Interessante ist tatsächlich, dass Straßenläufe eigene Gesetze haben. Ich würde aber nicht sagen, dass diese drei Läufer geringe Chancen auf der Bahn gegen mich hätten. Oder sie in Neuss bessere Karten haben. Viel eher ist es eine sportliche Vorbereitung, die uns trennt. Alle drei haben eher im Frühjahr und im Herbst ihren sportlichen Höhepunkt. Ich bin in der Vorbereitung auf die EM im August. Meine Zielsetzung kann nicht sein, schon Anfang Juni die Top-Form zu erreichen. Zumal noch ein etwas missglückter Marathonversuch in meinen Beinen steckt. Aber wenn Sie von mir eine Ranking hören wollen, so würde ich Laban Chege klar favorisieren. Dann kommt allerdings auch schon Tendai Chimusasa.
Sie beobachten auch die Straßenlaufszene seit Jahren intensiv. Beim Tübinger Stadtlauf sind Sie persönlich in die Organisation eingebunden. Was können die Veranstalter noch besser machen?
Dieter Baumann:
Eine Veranstaltung wie in Neuss oder auch in Tübingen lebt davon, dass hauptsächlich die Menschen vor Ort das Gefühl haben, dieser Lauf-Abend ist für sie gemacht. Egal, ob sie nun daran teilnehmen oder ihn als Zuschauer erleben. Die Bühne sind die Straßen von Neuss, die Akteure sind die Bürger. Ich oder auch andere Top-Läufer sind Gäste und freuen uns, an diesem Fest teilnehmen zu können und einen Beitrag zur guten Stimmung leisten zu können. Die Kunst des Veranstalters liegt meines Erachtens immer darin, die Bürger darin teilhaben zu lassen.
Welche Ereignisse könnten Sie in dieser Saison denn noch besonders beglücken?
Dieter Baumann:
Ich sehe mich in einer völlig anderen Situation als noch vor Jahren. Ich könnte antworten, beglücken könnte mich ein tolles Abschneiden bei der EM im August in München. Könnte auf die Wichtigkeit dieses Höhepunktes hinweisen, auf meine Konzentration nur auf dieses eine Rennen. Aber im Grunde muss ich niemand etwas beweisen. Die nächste Aufgabe ist die schönste, die heißt in Neuss an den Start zu gehen, gut zu laufen und den Zuschauern einen angenehmen Abend bereiten. Das würde mich glücklich machen.