Interview mit Hürdensprinterin Juliane Sprenger
Vor zwei Jahren löste die Hürdensprinterin Juliane Sprenger als Deutsche Hallenmeisterin und eine der wenigen DLV-Athleten das Ticket zur Hallen-WM nach Lissabon. Nach der EM-Saison 2002, die nicht nach Plan verlief, will die 25-jährige nun wieder angreifen. Dirk Gantenberg hat sich für leichtathletik.de bei den Westfälischen Hallen-Meisterschaften mit Juliane Sprenger über ihre momentane Situation und ihre Ziele unterhalten.
Juliane Sprenger blickt positiv auf die Hallensaison (Foto: Listl)
leichtathletik.deFrau Sprenger, Sie sind am Samstag in Dortmund überlegen westfälische Meisterin über 60 Meter Hürden geworden. Wie schätzen Sie Ihren Lauf ein?
Juliane Sprenger
Am Start bin zu weit unten geblieben und nicht so gut aus den Blöcken heraus gekommen. Mit der Zeit bin ich aber zufrieden. Ein Saisoneinstieg mit 8,23 Sekunden ist normal für mich. Ich hatte mich erst am Donnerstag dazu entschlossen überhaupt hier zu laufen, weil ich im Vorfeld ziemliche Rückenprobleme hatte und den Dezember nicht richtig trainieren konnte.
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Das letzte Jahr verlief für Sie nicht wie gewünscht. Welche Gründe waren dafür ausschlaggebend?
Juliane Sprenger
Das letzte Jahr war ganz hart. Ich hatte aus dem Jahr davor das Pfeiffersche Drüsenfieber noch in den Gliedern. Dazu kamen weitere Verletzungen. Im Sommer hatte ich einen Muskelfaserriss kurz vor den Deutschen Meisterschaften und bin dann in Wattenscheid zum ersten Mal wieder über die Hürden gelaufen. Die Zeit war natürlich, trotz des dritten Platzes, indiskutabel. Aber das ist jetzt vorbei. Ich möchte an die Hallensaison 2001 wieder anknüpfen, da bin ich 8,06 Sekunden gelaufen. Das ist mein Ziel. 8,05 Sekunden wären die Norm für die Hallen-Weltmeisterschaft.
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Was halten Sie von der starken Hürdenfraktion mit Kirsten Bolm, Nadine Hentschke und Tina Klein in Mannheim? Fehlt Ihnen eine solch starke Konkurrenz im Training?
Juliane Sprenger
Also, ich habe eigentlich immer alleine trainiert, deshalb mache ich mir da keine Gedanken, ob die jetzt eine starke Gruppe haben oder nicht. Ich habe mit Axel Struckmeier einen guten Trainer in Kreuztal, trainiere in Dortmund und wohne auch hier. Die Bedingungen sind gut und ich konzentriere mich erst mal nur auf mich. Mittlerweile sind auch die "Westfälischen" von den Teilnehmerzahlen gut besetzt. Für mich ist das immer sehr schön. Ich startete ohne Druck in die Saison.
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Die deutsche Meisterin Kirsten Bolm wird nicht in der Halle starten. Wen schätzen Sie jetzt am stärksten ein?
Juliane Sprenger
Das ist schwer zu beurteilen. Nadine Hentschke hat eine Bestzeit, die im Bereich meiner ist, ich glaube sie hat eine 8,04, ich eine 8,06 stehen. Ich denke mal, dass es auf diesen Zweikampf hinauslaufen wird. Tina Klein ist im Sommer sehr stark geworden, ich weiß noch nicht, was sie in der Halle bringen wird. Ich bin zufrieden, wenn ich im Bereich meiner Bestzeit laufe, die Platzierung spielt dann keine so große Rolle.
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Womit beschäftigen Sie sich neben dem Sport? Studieren Sie?
Juliane Sprenger
Ich habe mein Studium zur Grundschullehrerin (Deutsch, Mathematik und Religion) schon 2001 in Siegen abgeschlossen und danach ein Referendariat begonnen. Aber das hat zeitlich nicht gepasst. In Sport und Beruf einhundert Prozent Leistung zu bringen war nicht möglich. Jetzt mache ich ein Fernstudium, das sich gut mit dem Training vereinbaren lässt und werde mir das dieses Jahr mal ansehen. Wenn es nicht läuft, könnte ich jederzeit wieder in der Schule anfangen. Einen Referendariatsplatz zu bekommen, ist nicht das Problem, danach wird es schwierig.
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Wie finanzieren Sie als studierende Profisportlerin ihr Leben? Habe Sie ein Management?
Juliane Sprenger
Das Management übernimmt bei mir Carine Messerschmidt-Knapp. 2001 lief es sehr gut, da habe ich durch die Meetings sehr gut verdient. Daneben unterstützt mich mein Verein, die LG Kindelsberg Kreuztal, richtig gut, obwohl es ein kleiner Verein ist. Die machen alles, was möglich ist. Leider habe ich jetzt meinen Ausrüster "Reebok" verloren, wodurch die Sache nicht einfacher wird. Reebok hat, soweit mir es mir bekannt ist, alle Verträge gestrichen.
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Welche weiteren Termine stehen in Ihrem Kalender für die Hallensaison?
Juliane Sprenger
Es soll nächste Woche ein Meeting in Mannheim geben, vielleicht fahren wir da hin, dann natürlich die Westdeutschen Meisterschaften hier in der Westfalenhalle und die verschiedenen Meetings. Leider sind beim Sparkassen Indoor-Meeting in Dortmund die Hürden gestrichen worden, was ich sehr schade finde, da ich hier in meiner Heimhalle sehr gerne laufe. Dann hoffe ich vor den Deutschen Meisterschaften in die Felder von Erfurt, Chemnitz und Stuttgart zu kommen.
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Kann man jetzt schon einen Ausblick auf die Freiluftsaison wagen? Welche Ambitionen haben Sie da?
Juliane Sprenger
Ich war im Sommer noch nie auf einer internationalen Meisterschaft, das würde ich gerne ändern. Aber 12,96 Sekunden muss man erst mal laufen. Außerdem ist es nach den vielen zweiten Plätze an der Zeit einen nationalen Titel zu gewinnen
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Vielen Dank für das Gespräch, Frau Sprenger.