Siegfried Schonert will Spezialisten einbinden
Seit Anfang März gibt es mit dem Veranstaltungsmanagement ein neues Referat beim DLV. Doch was sind eigentlich die Aufgaben und Ziele dieses Referats? Um diese und einige andere Fragen zu beantworten, hat leichtathletik.de den Referatsleiter Siegfried Schonert zu einem Interview gebeten. Er stellt uns seinen Bereich vor.
Siegfried Schonerts Ziel ist eine attraktive Leichtathletik (Foto: Chai)
leichtathletik.de: Siegfried Schonert, der DLV hat es sich zum Ziel gesetzt, unter Ihrer Führung das Veranstaltungsmanagement zu professionalisieren. Worin begründet sich dieser Weg?Siegfried Schonert: "Der deutsche Leichtathletik-Verband ist mit seiner großen Anzahl von Tätigkeitsfeldern und Kompetenzen natürlich einem ständigen Umbruch unterworfen. Der DLV ist eingebunden in ein funktionierendes System, bestehend aus den Landesverbänden, anderen nationalen und internationalen Verbänden, Partnern aus Politik und Wirtschaft. Da dieses System kein starres ist, muss natürlich auch der DLV auf Veränderungen, wie sie derzeit in fast allen Bereichen zu verzeichnen sind, reagieren. Gleichzeitig haben wir natürlich auch einen hohen Anspruch, wir möchten attraktive Veranstaltungen organisieren, bei denen seitens der Athleten ein hohes Leistungsniveau gezeigt wird. Natürlich müssen wir da auch unsere eigenen Leistungen anpassen, um diese Attraktivität zu erzielen. Sicherlich werden wir in unserer zukünftigen Arbeit auch auf die bewährte Strukturen und unsere Spezialisten hier in Deutschland zurückgreifen. Der Beschluss zu diesem neuen Referat wurde im Februar in Leipzig von den zuständigen Verbandsgremien getroffen und ist seit dem 1. März gültig."
leichtathletik.de: Was sind die derzeitigen Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Siegfried Schonert: "Nachdem die Hallensaison jetzt vorbei ist, konzentrieren wir uns momentan natürlich auf die kommenden Veranstaltungen der Freiluft-Saison. Da laufen im Moment die Vorbereitungen für unsere DLV-Veranstaltungen, wie die Deutschen Meisterschaften in Ulm, das Sparkassen DLV-Meeting in Dortmund und das ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen. Hinzu kommt auch die ReiseBank DLV-Junioren-Gala, die im Juni in Mannheim stattfindet. Nebenbei bemerkt ist die Juniorengala in Mannheim das größte und leistungsstärkste Meeting weltweit in diesem Altersbereich, wovon die Fachleute und die Leichtathletik-Zuschauer sich herzlich gern vor Ort überzeugen können. Auch internationale Veranstaltungen, für die der DLV sich beworben und auch den Zuschlag bekommen hat, wie der European Indoor Cup 2004 in Leipzig oder die U23-EM 2005 in Erfurt müssen vorbereitet werden. Da dieses Referat ja erst seit März besteht, bleibt für diese Aufgaben wenig Zeit."
leichtathletik.de: Mit welchen Zielen haben Sie diese Aufgaben in Angriff genommen?
Siegfried Schonert: "Die Ziele ergeben sich natürlich aus den Aufgabenstellungen. Ein großes Ziel ist es, mit effektiven Strukturen Rahmenbedingungen zu schaffen, die besser den geänderten Verhältnissen in der Sportlandschaft Deutschlands entsprechen. Wie fast überall verändern sich die verfügbaren Ressourcen, leider natürlich meistens nicht zu unserem Vorteil. Das bringt die große Herausforderung mit sich. Unser Ziel ist es also, attraktive Veranstaltungen zu bieten und das mit den begrenzten Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen."
leichtathletik.de: Was packen Sie als nächstes an?
Siegfried Schonert: "Jetzt im Moment stehen natürlich die aktuellen Tagesaufgaben an. Das sind zur Zeit die hohe Anzahl von Beratungen in den Organisationskomitees der Veranstaltungsorte, wo wir mit einer Vielzahl von ehren- und hauptamtlichen Organisatoren zusammenarbeiten. Hier geht es um Fragen, wie und unter welchen Bedingungen die jeweils unterschiedlichen örtlichen Rahmenbedingungen mit der Spezifik der einzelnen Veranstaltung in Einklang zu bringen sind. Es sei mir an dieser Stelle gestattet, all den Personen zu danken, die mit uns gemeinsam an den Aufgaben arbeiten, einen großen Teil ihrer Freizeit investieren und damit wesentlich zum Gelingen unserer Veranstaltungen beitragen. Ohne die Beteiligung vieler Freiwilliger, Kampfrichter und Helfer, ist unsere Arbeit nicht zu leisten. Einen wesentlichen Teil meiner Aufgaben umfasst aber derzeit auch mein bisheriges Tätigkeitsfeld im Bereich des Athletenmanagements innerhalb des DLV. Hier stehen wir mitten in Vorbereitungen auf die Vielzahl, der im Sommer stattfindenden Leichtathletik-Meetings."
leichtathletik.de: Inwieweit können und wollen Sie auch Einfluss nehmen auf Leichtathletik-Veranstaltungen, die außerhalb des Verbandes organisiert werden, wie zum Beispiel das ISTAF in Berlin?
Siegfried Schonert: "Die Möglichkeiten dazu sind natürlich begrenzt und reduzieren sich auf nur wenige, vor allem logistische Dinge. Dies liegt aber vor allem auch an der Eigenständigkeit dieser Meetings, die bewahrt bleiben muss. Hilfe bieten wir natürlich an der Stelle an, wo sie gewünscht wird. Unsere zentrale Aufgabe ist selbstverständlich nach wie vor die Ausrichtung der DLV-Veranstaltungen. Natürlich besteht bei den Veranstaltungen, die außerhalb des Verbandes organisiert werden ein Netzwerk, in das auch der DLV mit eingebunden ist, denkt man beispielsweise an das Referat "Wettkampforganisation", denn ohne Wettkampflogistik des Verbandes und der Landesverbände würden solche Veranstaltungen natürlich nicht durchführbar sein. Unser Ziel wird es in dieser Hinsicht sein, die Strukturen zusammen zu führen und somit für möglichst optimale Veranstaltungen zu sorgen. Es ist allerdings nicht unsere vordergründige Absicht, auf inhaltliche Fragen Einfluss zu nehmen."
leichtathletik.de: Ist die Art der Präsentation, die zuletzt bei Veranstaltungen wie dem European Indoor Cup und den Hallen-Meisterschaften in Leipzig eingeschlagen wurde, der richtige Weg? Wo muss man noch mehr auf die Zuschauer eingehen?
Siegfried Schonert: "Bereits seit dem letzten Jahr haben wir, für die Leichtathletik-Welt sichtbar, in dieser Hinsicht ja einen völlig neuen Weg eingeschlagen und meiner Meinung nach ist dies der absolut richtige Weg. Die Bestätigung dafür ist ja auch der Zuspruch und die Begeisterung der Zuschauer letztes Jahr bei der EM in München. Natürlich muss man auch immer zwischen Veranstaltungen wie dem European Indoor Cup und einer Deutschen Meisterschaft unterscheiden. Ein Meeting wie eben der Europacup besitzt einen völlig anderen Charakter. Im Gegensatz zu Deutschen Meisterschaften, bei denen stets auch Vorentscheidungen und Qualifikationen stattfinden, bietet solch ein Meeting natürlich viel mehr Attraktivität schon allein dadurch, dass es weniger Pausen gibt. Da folgt eine Entscheidung der anderen, es geht Schlag auf Schlag und den Zuschauern wird nie langweilig."
leichtathletik.de: Wie kann man die Leichtathletik zu einem Event für Jung und Alt machen? Was muss insgesamt alles verbessert werden?
Siegfried Schonert: "Die Leichtathletik ist mit ihren 46 olympischen Kerndisziplinen natürlich eine sehr vielfältige Sportart und bietet eine immense Bandbreite. Entsprechend breit ist auch das Interesse der Zuschauer. Unsere Imagebroschüre, die auf einer Untersuchung nach den Europameisterschaften in München basiert, zeigt auch, dass unsere Sportart Fans bei Jung und Alt hat. Dies ist für uns natürlich eine große Erleichterung, da somit die Zielgruppen schon bekannt sind. Um die Attraktivität noch weiter zu erhöhen, versuchen wir vornehmlich, durch Werbeveranstaltungen für Kinder und Jugendliche und über die Medien die Leichtathletik-Interessierten zu erreichen."
leichtathletik.de: Zuletzt gab es Diskussionen um die Zukunft des Bahngehens im Rahmen der nationalen Meisterschaften. Welche Rolle können gerade die oft stiefmütterlich behandelten Geher in Ihren Augen in einer attraktiven Leichtathletik spielen?
Siegfried Schonert: "Gehen ist nach wie vor eine gleichberechtigte Disziplin wie alle anderen und spielt dabei keine herausgestellte Rolle. Im Vergleich mit anderen Disziplinen wird hier ein immens hoher Aufwand an Trainingsstunden betrieben. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die Teilnehmerzahlen bei Meisterschaften in dieser Disziplin ständig rückläufig sind. Für mehr Aufmerksamkeit und Attraktivität möchte der neue Bundestrainer Ronald Weigel sorgen. Er hat viele neue Ideen und sucht vor allem auch den Kontakt zur Geher-Szene. Dass das Gehen nicht in der Ausschreibung für die Deutschen Meisterschaften aufgeführt wurde, war ein Versäumnis unserer Seite, das wir korrigiert haben. Das Gehen ist nach wie vor eine Bestandteil der Deutschen Meisterschaften."
Herr Schonert, wir danken für das Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft viel Erfolg!