Interview mit Sprint-Bundestrainer Uwe Hakus
"Bauen unsere EM-Staffel zusammen"
Uwe Hakus (Foto: Chai)
Wo stehen Deutschlands schnellste Männer zu Beginn der EM-Saison? "Wir verzeichnen einen positiven Aufwärtstrend und haben in München in der Staffel eine vage Medaillenhoffnung", verbreitet Uwe Hakus, DLV-Teamleiter Sprint/Hürden, Optimismus. Mit einem zweitägigen Trainingslehrgang sowie dem Start der besten deutschen Sprinter um Marc Blume & Co. beim Pliezhäuser Läufermeeting (Sonntag, 12.Mai) beginnt in einer Woche für das Hakus-Team die EM-Vorbereitung. Ewald Walker unterhielt sich mit dem Bundestrainer über Stand und Chancen bei den deutschen Kurzstrecken-Männern.leichtathletik.de
Uwe Hakus, wie sieht die Situation der DLV-Sprinter rund 100 Tage vor der EM in München aus?
Uwe Hakus:
"Wir versuchen, gute Arbeit zu leisten und ich denke, dass wir einen positiven Aufwärtstrend verzeichnen können."
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Woran lässt sich dieser festmachen?
Uwe Hakus:
"Florian Schwarthoff und Mike Fenner haben ihre Weltklasse auch im Winter bestätigt. Jerome Crews und Jan Schindzielorz haben eine tolle Entwicklung gemacht und mit Bastian Swillims gibt es auf der 400 Meter-Strecke einen Hoffnungsträger, ebenso mit Till Helmke auf den Kurzsprints. Über 200 Meter hatten wir gerade sechs Leute unter 21 Sekunden - dies gab's noch nie. Weder zu DDR-Zeiten noch in der Bundesrepublik."
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Wo steht der angeschlagene Hoffnungsträger Tim Goebel?
Uwe Hakus:
"Für Tim sieht es momentan nicht so gut aus. Nach seiner Verletzung beim Karlsruher Hallenmeeting im Januar konnte er zwar wieder trainieren, inzwischen ist sein Knie aber wieder entzündet. Für die EM bin ich nicht sehr optimistisch. Aber Tim Goebel ist erst 20 - er hat noch viel vor sich."
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Also muss der Wattenscheider "Altmeister" Marc Blume wieder die Last tragen?
Uwe Hakus:
"Er hat in der Halle mit seinen 6,59 Sekunden über 60 Meter gezeigt, dass er unter 10,20 Sekunden laufen kann. Mit der Euphorie einer EM im eigenen Land im Rücken, traue ich ihm einen Finalplatz in München zu."
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Bei der WM in Edmonton wurde die DLV-Staffel wegen Überlaufen eines Wechsels disqualifiziert. Was ist über 4x100 Meter in München möglich?
Uwe Hakus:
"Wenn die Wechsel passen, ist Platz drei bis sechs drin. Ich glaube an unsere Chance und wir fangen deshalb so früh wie noch nie mit der Vorbereitung an."
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Was heißt dies konkret?
Uwe Hakus:
"Wir führen vom 9. bis 11. Mai in Stuttgart eine dreitägige Lehrgangsmaßnahme mit Schwerpunkt Staffeltraining durch und starten dann mit allen, die sich Hoffnung auf die EM in München oder die Junioren-WM in Jamaika machen, beim internationalen Läufermeeting nach Pliezhausen."
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Warum gerade Pliezhausen?
Uwe Hakus:
"Wir können bei den krummen Strecken unsere Leistungsdiagnostik über 90 Meter, die wir sonst in der Sportschule Kienbaum durchführen, im Rahmen eines Meetings absolvieren. Die Pliezhäuser Organisatoren sind uns mit einer flexiblen Zeitplangestaltung so entgegen gekommen, dass wir mit vier Staffeln die 4x100 Meter bestreiten können. Wir wollen in Pliezhausen unsere EM-Staffel zusammenbauen."
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Hat man als Bundestrainer von weißen Sprintern angesichts der Übermacht dunkelhäutiger Athleten noch Visionen?
Uwe Hakus:
"Ich bin überzeugt, dass man auch als Weisser 'sauber' 10,00 Sekunden über 100 Meter bzw. 13,00 Sekunden über 110 Meter Hürden laufen kann. Diese Message versuche ich rüberzubringen."
Interview: Ewald Walker