Heißes Duell über 10.000 Meter zu erwarten
Hätte es nicht das missglückte Marathon-Debüt im April in Hamburg und eine Grippe gegeben, die seinen DM-Start Anfang Juli in Wattenscheid verhinderte, wäre Dieter Baumann (LAV Tübingen) sicher unwidersprochen einer der Favoriten auf EM-Gold über 10.000 Meter.
Dieter Baumann konzentriert sich in München auf die 10.000 Meter
Doch seine wahre Leistungsstärke stellte er letztmalig bei der European-10.000-Meter-Challenge im April in Camaiore unter Beweis, die er in 27:38,52 Minuten für sich entschied. Danach machte sich der 37-Jährige rar. Deshalb weiß derzeit keiner so recht, wie es um Baumanns Form bestellt ist. Trotzdem gilt: Auf ihm ruhen die deutschen Hoffnungen, wenn am Mittwoch, 7. August, um 21.10 Uhr das Finale über 10.000 Meter gestartet wird.Neben Baumann werden auch Alexander Lubina (TV Wattenscheid 01) und Mario Kröckert (TSV Bayer 04 Leverkusen) die 25 Stadionrunden in Angriff nehmen. Sie sind die jüngsten Läufer im Feld der 17 Starter. Beide knackten die EM-Norm bei der European-Challenge und kommen für die Medaillenränge sicher nicht in Frage. Ihnen gehört die Zukunft. In der Gegenwart gilt es, Erfahrung zu sammeln. Für beide ist die EM die erste große internationale Meisterschaft.
Titelverteidiger Antonio Pinto über 10.000 Meter nicht dabei
Nicht so für Dieter Baumann. Der Olympiasieger von 1992 (5000 m) war bei der letzten EM in Budapest Zweiter über die 10.000 Meter. Bezwungen wurde er dort nur vom Portugiesen Antonio Pinto. Dessen Name befindet sich jedoch nicht auf der Münchener Starterliste. Und so dürfte Baumanns ärgster Konkurrent der Spanier Jose Rios werden. In Italien unterlag der Südeuropäer dem Deutschen. Mitte Juli unterstrich er aber bei einem Rennen in Barakaldo, dass mit ihm bei der EM zu rechnen ist. In 27:35,13 Minuten blieb er drei Sekunden unter der Baumann-Zeit von Camaiore. Dieser hatte damals allerdings das direkte Aufeinandertreffen für sich entschieden und baut in München sicher wieder auf seine Spurtstärke.
Spanier und Franzosen über 5000 Meter favorisiert
Endschnelligkeit hat auch Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) schon unter Beweis gestellt. So gesehen sollten sich seine Gegner über 5000 Meter in Acht nehmen und es nicht unbedingt auf den Spurt ankommen lassen. Allerdings ist Fitschen – genau wie der zweite deutsche Starter, der Leverkusener Michael May – noch ein ganzes Stück von der europäischen Spitze entfernt. An der tummeln sich Franzosen und Spanier.
Als einziger von ihnen hat Ismail Sghir (Frankreich) in 12:58,83 Minuten schon einmal die 13-Minuten-Grenze durchbrochen. Wie Rüdiger Nickel, der DLV-Vize-Präsident Leistungssport, gegenüber leichtathletik.de bestätigte, hat Dieter Baumann nur einen Start über 10.000 Meter am Mittwoch vorgesehen und wird auf der halben Distanz, über die er auch gemeldet hat, nicht antreten.
Ein selbstbewusster Franzose und vier schnelle Spanier
Als Benoit Zwierzchlewski (Frankreich) den Paris-Marathon im April diesen Jahres in 2:08:18 Stunden gewonnen hatte, sagte er den wartenden Journalisten, es sei doch wohl klar gewesen, dass er als Erster ins Ziel kommen würde: "Schließlich war ich doch der Stärkste im Feld." Einen Mann mit solchem Selbstbewusstsein muss man wohl auch bei der EM auf der Rechnung haben. Erst recht, wenn er auch noch in der europäischen Jahresbestenliste auf Platz zwei liegt und der vor ihm platzierte italienische Titelverteidiger Stefano Baldini auf einen Start verzichtet. Zwierzchlewski ärgste Konkurrenten kommen wohl aus Spanien: Sie heißen Alberto Juzdado (Sieger des Tokio Marathons 2002), Alejandro Gomez, Javier Francisco Cortes und Julio Rey. Letztgenannter ist schon einmal 2:07:46 Stunden gelaufen. Schneller war bislang keiner der für die EM Gemeldeten.
Satayin mit 47 Jahren ältester Marathonläufer bei der EM
Auf der Meldeliste befindet sich kein einziger Deutscher. Carsten Eich, der verletzungsbedingt ohne DLV-Norm geblieben war, schlug eine Einladung des Verbandes aus. Allen anderen fehlt derzeit die Klasse, um in dem EM-Feld mithalten zu können. Deshalb verzichtete der DLV auf eine Nominierung. Anders ist da der israelische Verband vorgegangen. Obwohl Haile Satayin nur eine Bestzeit von 2:27:04 Stunden vorweisen kann, wird er für sein Land antreten. Mit 47Jahren ist er zugleich der Älteste im Feld der 33 Teilnehmer.