Olympia 2012 – Deutschland setzt auf Leipzig
Nach einem spannenden Samstagnachmittag im Münchner Park Hilton, wohin das deutsche Nationale Olympische Komitee (NOK) zur außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen hatte, steht fest, mit welcher der fünf Bewerberstädte Deutschland in die internationale Konkurrenz um die Austragung der Olympischen Spiele 2012 gehen wird. Im vierten Wahlgang fiel die Entscheidung im Showdown gegen das favorisierte Hamburg zugunsten der starken Messestadt Leipzig.
Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee erwies sich als Erfolgsgarant. (Foto: Fuchs)
Zuvor waren Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf bereits im Rahmen der Abstimmung eliminiert worden. Das deutsche NOK startet neben der Siegerstadt Leipzig mit Rostock als Ausrichterkandidaten für die Segelbewerbe in das Olympische Rennen. Mit dieser Kunde durfte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, der als Gastgeber souverän durch das Programm führte und auch Bundeskanzler Gerhard Schröder als Ehrengast begrüßte, die außerordentliche Mitgliederversammlung beenden. Das Motto - Olympia tut Deutschland gut
Dieter Graf Landsberg-Velen ging zu Beginn des Nachmittags noch einmal erklärend auf die Arbeit der Evaluierungskommission ein. "Olympia tut Deutschland gut. Meine Kommission hat großes Vertrauen", mit diesen Worten stimmte er auf die lang ersehnte Entscheidung ein.
Nacheinander stellten die Städte ihre Konzepte, in die auch mehrere Leichtathletikstars mit eingebunden waren, vor. Hamburg setzte als "Das Tor zur Welt" bei der Präsentation auf Johannes B. Kerner als Moderator. Mit auf der Bühne präsent war auch 400-Meter-Europameister Ingo Schultz, um für die Hansestadt bei den Stimmberechtigten noch einmal letzte Punkte zu machen und am Ende mit einzustimmen: "Wir alle sind Feuer und Flamme für Olympia."
Frankfurts Peter Ustinov "ausgegongt"
Für Frankfurt hob der ehemalige Hürdenstar Dr. Harald Schmid im Präsentationsspot die "kurzen Wege" heraus und stellte sich nachher auch im Talk mit Dieter Kürten. "Nur Atmosphäre, die macht es nicht", erklärte der frühere Vize-Weltmeister recht witzig und ambitioniert, "ich würde am liebsten noch einmal in Frankfurt starten." Danach zauberte die Mainmetropole noch Sir Peter Ustinov als Überraschungsgast hervor. Allerdings zu spät, denn dessen Auftritt wurde vom Zeitgong jäh gestoppt.
Heike Drechsler betrat für Stuttgart die Bühne. "Ich lebe gerne in Baden-Württemberg", sagte die Weitsprung-Olympiasiegerin, "meiner sportlichen Karriere kann ich keine Krone mehr aufsetzen, aber ich wünsche mir als Sportlerin die Olympischen Spiele in Stuttgart." Als ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit der Bewerbung wurde herausgestellt, dass das Gottlieb-Daimler-Stadion längst kein reines Fußballstadion ist und man es ohne weiteres zum Olympiastadion weiterentwickeln könnte.
"Die Busemanns dieser Welt"
Dressurreiterin Isabell Werth erzählte danach von ihrem ganz großen Traum: "Olympische Spiele in Düsseldorf Rhein/Ruhr! Das Sahnehäubchen meiner Karriere wäre, sie dort 2012 zu beenden." Aber auch die Leichtathletik kam bei ihr zu Wort: "Die Busemanns dieser Welt kommen aus unserer Region." Die zweifache Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl marschierte als Vorbild und Idol für den westdeutschen Bewerber auf: "Olympische Spiele sind gut für unser Land, gut für unseren Sport."
Den Schlusspunkt in der Reihe der Präsentationen durfte Leipzig setzen. Nicht überraschend vertrauten die Sachsen als einziger ostdeutscher Hauptbewerber auf ihr Plus, die deutsche Wiedervereinigung, die sie noch einmal besonders in Verbindung mit Olympia beleuchteten. Argumentationen, Leipzig sei nicht groß genug oder international nicht ausreichend renommiert, widersprach man bewusst und nachdrücklich. Mit den Worten "Wir legen es jetzt in Ihre Hände" verließ die Delegation die Bühne und machte Platz für die Abstimmung, aus der man dann als sensationeller Sieger hervorging.
Die Entscheidung ist in München, der letzten deutschen Olympiastadt von 1972, gefallen. Fünf Städte, ein Sieger. Mit Leipzig geht es jetzt auf internationalen Kurs, der über mehrere Stationen führt. Bei der IOC-Session Mitte Juli 2005 in Singapur wird die Gastgeberstadt für die Olympischen Spiele 2012 dann endgültig gewählt.
