Irina Mikitenko - „Bei Olympia aufs Treppchen“
Beim Berlin-Marathon ist Irina Mikitenko (SC Gelnhausen) am Sonntag in 2:22:18 Stunden auf Platz zwei gelaufen. Mit einer geschickten Taktik fing die 39-Jährige Paula Radcliffe (Großbritannien) noch ab. leichtathletik.de hat mit der deutschen Rekordhalterin über ihr Rennen und das große Ziel Olympia gesprochen.
Irina Mikitenko, schon vor der Ziellinie haben Sie gejubelt, obwohl Sie nicht gewonnen haben. Warum?Irina Mikitenko:
Ich habe mich gefreut, klar. 42 Kilometer muss man erst einmal schaffen. Ich habe mich vor allem gefreut, dass der Marathon vorbei ist. Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet. Jeder Marathon ist eine eigene Geschichte. Es erfordert so viel Disziplin. Es kommt viel dazwischen und man denkt: Jetzt fällt wieder eine Woche aus. Schaffst du es? Schaffst du es nicht? Die letzte Woche ist so lang gewesen. Ich habe nicht mehr so viel gemacht und die Tage sind länger und länger geworden. Mit dem Rennen bin ich zufrieden. 2:22 kann sich sehen lassen.
Zu Beginn des Rennens sind Sie nicht mit Florence Kiplagat und Paula Radcliffe mitgegangen. Was war Ihre Taktik?
Irina Mikitenko:
Man konnte nicht wissen, wie die Mädels drauf sind. Die Konkurrenz ist sehr stark gewesen. Florence Kiplagat ist vorher noch keinen Marathon bis zum Ende gelaufen. Ich wusste nicht, was Paula nach zwei Jahren Wettkampfpause kann. Deshalb haben wir uns entschieden, unser eigenes Rennen zu machen. Ich war sicher, dass 2:23 machbar ist. So war das Rennen eingeteilt. Zum Schluss sind doch 2:22 rausgekommen.
Was denken Sie über die Siegerin Florence Kiplagat?
Irina Mikitenko:
Wir müssen abwarten. Sie ist gut durchgekommen und hat schon öfter beim Halbmarathon gezeigt, dass sie sehr stark ist. Aber ein Marathon reicht noch nicht. Sie muss noch zeigen, dass sie wirklich eine Marathonläuferin ist.
Warum haben Sie sich entschieden, wieder in Berlin zu starten?
Irina Mikitenko:
Das ist für mich ein ganz besonderes Pflaster. Hier bin ich meinen ersten Marathon gelaufen und deutschen Rekord. Es hat sich gelohnt, wieder nach Berlin zu kommen.
Glauben Sie noch einmal an Ihre Form von 2008 ranzukommen?
Irina Mikitenko:
Es lief noch nicht alles perfekt. Wir hatten Rückstände. Ich konnte trotzdem ein Jahr schmerzfrei und verletzungsfrei trainieren. Es wird immer besser. Ich wünsche mir, noch ein Jahr verletzungsfrei zu bleiben. Bei Olympia geht es dann nicht um die Zeit, sondern mehr um die Taktik. Ich habe gezeigt, dass ich mit Kopf laufen kann. Bei einem Meisterschaftsrennen ist das das Wichtigste.
Wie schaffen Sie es Mutter und Spitzenläuferin zu sein?
Irina Mikitenko:
Ich bin früh Mutter geworden. Ich kenne es nicht anders. Die Kinder sind eine große Motivation. Ich weiß nicht, ob ich es ohne Kinder geschafft hätte, so lange oben dabei zu sein. Klar gehört viel Disziplin dazu. Aber zum Marathon gehört sowieso viel Disziplin.
Steht im Frühjahr noch einmal ein Marathon an?
Irina Mikitenko:
Soweit haben wir noch nicht überlegt. Wir planen von einem Marathon zum nächsten. Ich freue mich erst einmal auf zwei Wochen Pause. Dann entscheiden wir, wie es weiter geht.
Wie wäre es, wenn Sie nicht als einzige Deutsche zu Olympia fahren?
Irina Mikitenko:
Es wäre auf jeden Fall schön, wenn wir drei Mädels dabei haben. Allerdings bleibt Leichtathletik eine Einzelsportart und ich konzentriere mich auf mich selbst.
Was haben Sie für Ziele bei Olympia?
Irina Mikitenko:
Wenn man einmal bei einer Meisterschaft oder einem großen Marathon gewinnen konnte, hat man immer das Ziel aufs Treppchen zu kommen. Das wünsche ich mir: Bei Olympia aufs Treppchen kommen.
leichtathletik.TV:
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