Irina Mikitenko die Laufkönigin von Berlin
Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) glänzte beim 35. Berlin-Marathon mit einer Superleistung. Klug das Rennen einteilend hatte sie bei Kilometer 31 die Spitze übernommen, und von da an war ihr Sieg nicht mehr in Gefahr. „Ich wusste spätestens zu diesem Zeitpunkt, dass ich gewinnen würde. Aber ich wollte auch eine gute Zeit erzielen.“ Das schaffte sie mit der Siegzeit von 2:19:19 Stunden.
Diese Zeit ist gleichbedeutend mit einem neuen deutschen Rekord, den sie selbst in diesem Frühling in London mit 2:24:14 Stunden aufgestellt hatte. Und sie war schneller als Uta Pippig, die bislang mit 2:21:45 Stunden zwar die schnellste deutsche Frau gewesen war, deren Bestzeit aber nicht als deutscher Rekord galt, da die Strecke in Boston nicht den Kriterien für eine Rekordanerkennung entsprach. Start und Ziel lagen zu weit auseinander und die Strecke hatte zu viel Gefälle.Irina Mikitenko, die in Freigericht in Hessen lebt, hatte vor drei Wochen bei den Deutschen Straßenlaufmeisterschaften über 10 Kilometer in Karlsruhe in 30:57 Minuten gewonnen und damit einen Fingerzeig hinsichtlich ihrer guten Form abgeliefert. Dabei hatte sie kurz zuvor noch eine arge Enttäuschung zu verarbeiten gehabt, als sie verletzungsbedingt ihren Start beim olympischen Marathon von Peking absagen musste. Rücken- und Beckenprobleme hatten ihr die unbedingt nötigen Tempoläufe in der Vorbereitung unmöglich gemacht.
Ehemann zügelte Irina Mikitenko
„Allerdings habe ich in dieser Zeit, eben im Juli und August, nie ganz mit dem Laufen aufgehört“, erklärte die 36-Jährige. Zuletzt war sie noch im Trainingslager in St. Moritz (Schweiz) und hatte ohne Probleme trainieren können. Das einzige Malheur passierte dort, als sich ihre dreijährige Tochter Vanessa auf einer Rutsche das Schlüsselbein brach. „Natürlich ist das für die Konzentration auf das Rennen nicht förderlich, denn ich bin ja in erster Linie Mutter.“
Bei bester Gesundheit war dagegen ihr Mann und Trainer Alexander, der für die gebürtige Kasachin bei Wettkämpfen schon immer eine wichtige Rolle gespielt hatte. Auch diesmal hatte er das nötige „Händchen“ und zügelte seine Frau, als sie zu schnell einen kleinen Vorsprung der afrikanischen Konkurrentinnen verkürzen wollte. Irina Mikitenko fand das richtige Tempo und gab dafür auch das Lob an ihre drei Pacemaker weiter: „Sie waren fantastisch.“ Dabei haben es Pacemaker bei ihr nicht gerade leicht: „Ich sorge eigentlich immer gern selbst für das Tempo.“
Doch am Schluss war in Berlin alles perfekt. „Es stimmte alles. Das Wetter war perfekt, die Pacemaker und natürlich das Berliner Publikum. So oft habe ich noch nie Zuschauer meinen Namen rufen gehört.“ Aber - und da traf sie den Nagel auf den Kopf: „Das Wichtigste war, dass ich meine Form hatte.“
Noch ein Tänzchen wagen
Ausgepumpt wirkte sie hinterher nicht. „Ich könnte jetzt noch ein Tänzchen wagen“, meinte sie, schob aber hinterher: „Das ist sicher auch die Siegeseuphorie.“ Mit ihrem Triumph schob sie sich punktgleich mit Gete Wami (Äthiopien) an die Spitze der Wertung der World Marathon Majors 2007/2008. Zu dieser zählen die fünf größten Marathons der Welt in Boston (USA), London (Großbritannien), Berlin, Chicago und New York (beide USA) sowie der olympische Lauf in Peking (China). Beide Athletinnen haben jetzt 65 Punkte auf ihrem Konto.
Auf die Frage, ob sie nun vielleicht doch noch einen weiteren Marathon in diesem Jahr, möglicherweise in New York, anstrebe, schmunzelte sie nur: „Heute fühle ich mich gut, aber ich habe noch nicht darüber geschlafen. Reden wir morgen darüber.“
Von den 2:20 Stunden hatte sie geträumt, nun hat sie sich diesen Traum erfüllt. Ein weiterer Traum soll im nächsten Jahr Wirklichkeit werden. „Ich träume davon, bei der WM in Berlin den Marathon zu gewinnen und dann ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen.“