Irina Mikitenko - "Geld ist nur sekundär"
Am Sonntag wurde Irina Mikitenko in New York (USA) zum zweiten Mal in Folge als Siegerin der World Marathon Majors-Serie (WMM) ausgezeichnet und erhielt einen Scheck im Wert von 500.000 US-Dollar. Im Interview mit leichtathletik.de spricht die 37 Jahre alte Wattenscheiderin über Geld und dem Traum, einmal alle Läufe der World Marathon Majors-Serie zu laufen und nach Möglichkeit auch zu gewinnen.
Frau Mikitenko, herzlichen Glückwunsch zum erneuten Gewinn der World Marathon Majors-Serie. Wissen Sie denn schon, was Sie mit den 500.000 US-Dollar-Preisgeld machen?Irina Mikitenko:
Geld ist für mich nur sekundär. Wenn ich laufe, geht es mir nie um das Geld. Deshalb weiß ich auch noch nicht, was ich mit dem Geld mache. Nichts Besonderes auf jeden Fall.
War es denn vor der Saison ein Ziel, die WMM-Serie zu gewinnen oder hat sich das einfach so ergeben?
Irina Mikitenko:
Nein, das hat sich so ergeben. Ich denke und plane immer nur von Wettkampf zu Wettkampf. Für mich zählt immer nur der Sieg im einzelnen Wettkampf. Das gibt dann natürlich aber auch immer automatisch die Punkte für die Serie. Aber geplant war das nicht.
Sie haben alleine mit den beiden Siegen der WMM-Serie 1.000.000 US-Dollar gewonnen. Hinzu kommen noch Antrittsgelder und Siegprämien für die einzelnen Marathons. Hätten Sie vor ihrem Umstieg von der Bahn auf den Marathon gedacht, dass Sie mit dem Laufen so schnell, so viel Geld verdienen würden?
Irina Mikitenko:
Wie gesagt, Geld spielt für mich keine Rolle.
Auch in der WMM-Serie 2009/10 liegen Sie mit 40 Punkten schon wieder in Front. Heißt das, dass im nächsten Jahr der nächste 500.000 US-Dollar-Scheck folgt?
Irina Mikitenko:
Wie in diesem Jahr plane ich das nicht. Da ich aber immer gewinnen will, kann es durchaus sein, dass ich im nächsten Jahr wieder vorne liegen werde.
Sie waren jetzt zweimal beim New York-Marathon, allerdings immer nur als Zuschauerin, und um geehrt zu werden. Sehen wir Sie in den nächsten Jahren denn auch mal auf der Strecke?
Irina Mikitenko:
New York ist eine tolle Stadt. Mir gefällt es dort wirklich sehr gut. Der Marathon in New York ist natürlich etwas Besonderes. Es ist auf jeden Fall ein Traum und ein Ziel von mir, dort einmal zu laufen.
New York ist im Vergleich zu London, Berlin und Chicago eine relativ anspruchsvolle Strecke. Etwas, was ihnen entgegen kommt?
Irina Mikitenko:
Das weiß ich nicht, da ich bislang alle meine Marathon-Läufe auf flachen Strecken gelaufen bin. Ich weiß nur, dass mir flache Strecken liegen. Für New York müsste ich sicherlich mein Training umstellen und in profilierterem Gelände trainieren. Ich bin mir aber sicher, dass ich das auch hinbekommen würde.
Sie sind schon in Berlin, in London und jetzt auch in Chicago gelaufen. Von den Marathon-Läufen, die zur WMM-Serie gehören, fehlen nur noch New York und Boston (beide USA). Kommen diese beiden Läufe in Ihrer Zukunftsplanung vor?
Irina Mikitenko:
Es ist definitiv ein Ziel von mir, alle fünf Marathon-Läufe der World Marathon Majors-Serie einmal zu laufen und nach Möglichkeit natürlich auch zu gewinnen.
Kein Marathon schlechter als Platz zwei, keiner langsamer als 2:26:31 Stunden, auf der zweiten Hälfte nie eingebrochen. Selbst Laufstar und Marathon-Weltrekordhalter Haile Gebrselassie (Äthiopien) machte gegen Ende des Rennens schon Bekanntschaft mit dem "Mann mit dem Hammer". Was machen Sie anders als die anderen?
Irina Mikitenko:
Ich bin sehr, sehr hart zu mir und trainiere hart. Wenn man das nicht ist, kann man nicht gewinnen. Wenn ich an den Start gehe, will ich immer gewinnen und eine schnelle Zeit laufen. Ich laufen nicht, um Zehnte zu werden oder 2:30 Stunden auf der Marathon-Strecke zu laufen. Das ist nicht mein Anspruch und entsprechend arbeite ich auch im Training und Wettkampf.
Sie haben sich nach drei Marathon-Siegen in Folge in Chicago erstmals wieder geschlagen geben müssen. Ärgert Sie das?
Irina Mikitenko:
Ärgern tut es mich nicht, aber ein bisschen traurig und enttäuscht bin ich schon. Ich will immer gewinnen, aber Liliya Shobukhova war an dem Tag einfach die Stärkere. In Anbetracht der Vorbereitung, die ich auf den Chicago-Marathon hatte, ist der zweite Platz aber schon in Ordnung.
Welche Rückschlüsse ziehen Sie aus der Niederlage gegen Liliya Shobukhova?
Irina Mikitenko:
Ich habe in dem Lauf nichts falsch gemacht. Die Vorbereitung lief nicht optimal und ich hatte lange Zeit keinen Wettkampf mehr. Die erste Hälfte war dann sehr langsam und ich war im Ziel auch gar nicht richtig kaputt, aber das Tempo von Liliya Shobukhova konnte ich am Ende einfach nicht mitgehen.
Das Jahr 2009 neigt sich dem Ende entgegen. Wie sieht Ihr persönliches, sportliches Fazit aus?
Irina Mikitenko:
Eigentlich ganz gut, obwohl es ein sehr schwieriges Jahr für mich war. Ich musste einige geplante Wettkämpfe auslassen, bei denen ich wirklich gerne gestartet wäre, aber das ist nun Mal der Sport. Man kann eben nicht alles planen. Der Sieg beim London-Marathon im April und der zweite Platz beim Chicago-Marathon machen die Bilanz aber doch positiv.
Haben Sie schon konkrete Pläne für das nächste Jahr?
Irina Mikitenko:
Bislang steht nur fest, dass ich nicht mehr als zwei Marathons laufen werde. Einen im Frühjahr und einen im Herbst. Wo steht allerdings noch nicht fest.