Irina Mikitenko gewinnt erneut in London
Die 29. Auflage des London-Marathons (Großbritannien) hat am Sonntagmorgen das gehalten, was das Starterfeld im Vorfeld versprach. Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) gewann nach 2008 in 2:22:11 Stunden zum zweiten Mal in der britischen Hauptstadt. Bei den Männern siegte Olympiasieger Samuel Wanjiru (Kenia) mit neuem Streckenrekord von 2:05:10 Stunden.
Das englische Wetter meinte es am Sonntagmorgen gut. Strahlend blauer Himmel und Temperaturen von elf Grad boten den 37.000 Läuferinnen und Läufern optimale Marathon-Bedingungen. Mit der Sonne im Rücken legte die ungarische Tempomacherin eine schnelle Fahrt an den Tag. Für viele der Favoritinnen eine zu schnelle.Nur Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01), die Olympia-Dritte Zhou Chunxiu (China) und die Britin Mara Yamauchi nahmen das Tempo an. Der Großteil der Favoritinnen hielt sich in der Verfolgergruppe, wo die beiden Äthiopierinnen Gete Wami und Berhane Adere, sowie Catherine Ndereba (Kenia) für die Pace sorgten, zurück.
Als bei Kilometer 20 die Tempomacherin ausstieg, übernahm Irina Mikitenko das Zepter. Die Halbmarathonmarke passierte das Führungstrio in 1:10:53 Stunden. Die Verfolgergruppe folgte mit einem Abstand von 1:10 Minuten. Vier Kilometer später wurde aus dem Trio an der Spitze ein Duo. Zhou Chunxiu, die den London-Marathon im Jahr 2006 gewonnen hatte, konnte der leichten Tempoverschärfung der Deutschen nicht mehr folgen.
Entscheidung fällt bei Kilometer 35
Irina Mikitenko versuchte sich fortan von ihrer letzten Verfolgerin zu lösen. Doch die Britin, die in Japan lebt und mit einer Bestzeit von 2:25:10 Stunden nach London kam, ließ sich angefeuert von fast einer Million Zuschauer entlang der Strecke nicht abschütteln.
Bei Kilometer 35 war dann aber auch der Kampfgeist von Mara Yamauchi gebrochen. Stück für Stück löste sich Irina Mikitenko und stürmte fortan als Solistin unaufhaltsam in Richtung Ziel. Als es auf die letzten 400 Meter ging, hatte die 36-Jährige noch genug Kraft, in das Publikum zu winken und wenig später nach einer Zeit von 2:22:11 Stunden mit einem Lächeln über die Ziellinie zu laufen. Damit war sie 2:28 Minuten schneller als bei ihrem Triumph im Vorjahr.
Eine Minute hinter Irina Mikitenko wurde Mara Yamauchi in 2:23:12 Stunden Zweite. Die 35-Jährige unterbot ihre Bestzeit um mehr als zwei Minuten und vertrat damit erfolgreich Paula Radcliffe (Großbritannien), die verletzt fehlte. Auf Rang drei eilte Liliya Shobukhova. Die Russin lief bei ihrem Marathondebüt eine starke zweite Hälfte und errang in 2:24:24 Stunden den letzten Podiumsplatz. Die ersten zehn Läuferinnen blieben alle unter 2:28 Stunden.
Dritter Sieg im vierten Marathon
Für die deutsche Marathon-Rekordhalterin war es in ihrem vierten Marathonstart der dritte Sieg und nach 2008 der zweite in London. Die einzige deutsche Marathonläuferin, der mehr Siege in der englischen Hauptstadt gelungen sind, ist Katrin Dörre-Heinig, die von 1992 bis 1994 den London-Marathon dominierte.
Für den Sieg kassierte Irina Mikitenko eine Prämie von 55.000 US-Dollar. Im Winter könnten weitere 500.000 US-Dollar folgen, dann nämlich, wenn die World-Marathon-Major-Series 2008/09 zu Ende geht. Mit drei Siegen und damit 75 Punkten führt die 36-Jährige beinahe uneinholbar auch in dieser Wertung.
Zu hohes Anfangstempo bei den Männern
Bei den Männern hatte Renndirektor David Bedford vom „besten Starterfeld, das es jemals in London gab“, gesprochen und er sollte Recht behalten. Trotz der kurzfristigen Absage des dreimaligen London-Siegers Martin Lel (Kenia), der aufgrund einer Hüftverletzung passen musste, legten die Spitzenläufer, angeführt von den kenianischen Tempomachern Elijah Kitani und John Kales, ein Höllentempo vor. Die ersten zehn Kilometer wurden in 28:30 Minuten passiert, was auf eine Endzeit von 2:00:14 Stunden hinaus gelaufen wäre. Noch nie zuvor war ein Marathonlauf so schnell angegangen worden.
Alle Favoriten, abgesehen vom Marathon-Weltmeister Luke Kibet (Kenia) nahmen die Weltrekordfahrt an. Bei der Hälfte des Rennens zeigte die Uhr 1:01:35 Stunden. Wenige Kilometer später stiegen die Tempomacher aus und das Rennen begann von vorn. Der erste, der sein Heil in der Flucht suchte, war Samuel Wanjiru (Kenia). Der Olympiasieger attackierte bei Kilometer 29. Nur der zweimalige Weltmeister Jaouad Gharib (Marokko) und der Olympia-Dritte Tsegaye Kebede (Äthiopien) konnten folgen.
Bei Kilometer 35 beschleunigte Samuel Wanjiru erneut. Dieses Mal folgte seinem Antritt jedoch keiner, wenngleich Tsegaye Kebede und Jaouad Gharib stets auf Schlagdistanz blieben.
Samuel Wanjiru gewinnt in Streckenrekord-Zeit
Doch Samuel Wanjiru ließ sich nicht mehr von der Spitze verdrängen und gewann am Ende in neuer Streckenrekord-Zeit von 2:05:10 Stunden. Auf Platz zwei folgte Tsegaye Kebede (2:05:20 h). Dritter wurde Jaouad Gharib in 2:05:27 Stunden.
Damit besetzten die Medaillengewinner von den Olympischen Spielen in Peking (China) auch in London das Podest. Für die ersten Drei waren es neue Bestzeiten. 35 Kilometer lang hatte Samuel Wanjiru sogar auf Weltrekordkurs gelegen, doch auf den letzten Kilometern musste der 22-Jährige dem extrem hohen Anfangstempo Tribut zollen.
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