Irina Mikitenko in bester Marathonverfassung
Vieles drehte sich bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Bad Liebenzell am Sonntag um die doppelt so lange Strecke, denn für die Tagesschnellsten steht in wenigen Wochen die Prüfung über die 42,195 Kilometer an. Die Wattenscheider Irina Mikitenko und Stefan Koch zeigten sich deshalb nach ihren überzeugenden Erfolgen in 1:10:03 bzw. 1:03:35 Stunden auf dem Vier-Runden-Kurs im Kur- und Badeort mit ihren "Zwischenergebnissen" mehr als einverstanden, wenngleich beide allerdings zu verstehen geben, dass erst in Berlin bzw. Essen finale Bilanz gezogen werden könne.

Irina Mikitenko knapp an Bestmarke vorbei (Foto: Kiefner)
"Ich habe zu spät gesehen, dass ich heute locker hätte unter 1:10 Stunden laufen können", gestand Irina Mikitenko im Ziel ein. Die Wattenscheiderin hatte sich von dem überzogenen Tempo der zugleich gestarteten Seniorenläufer nicht irritieren lassen und war ihr geplantes, gleichmäßiges Tempo angelaufen. Spätestens als es in die Schlussrunde am Rathaus ging, hatte die 35-Jährige aus dem hessischen Hassenroth die Spitze übernommen. Mit 1:10:03 Stunden fehlten zur ihrer Bestmarke, die sie Anfang April beim Berliner Halbmarathon gelaufen war, gerade einmal 17 Sekunden. "Das Tempo fiel mir heute so leicht", meinte Irina Mikitenko erfreut, "und das nach zwei Wochen mit 200 und 180 Trainingskilometern in St. Moritz!" Zusammen mit Ehemann und Trainer Alexander Mikitenko war sie erst am Vorabend aus ihrem Höhencamp im Engadin (Schweiz) ins Württembergische angereist, wohin sie auch direkt nach der Siegerehrung für weitere zwei Wochen fuhr. "Morgen stehen noch einmal 30 Kilometer auf dem Programm", sagte sie leicht verschmitzt lachend. Irina Mikitenko lässt nichts unversucht, um mit einem starken Debüt Ende September beim Berlin-Marathon ihre Marathonkarriere zu starten. "Das wird schon in Richtung 2:25 Stunden gehen", gab Ehemann Alexander Mikitenko eine vorsichtige Prognose. "Marathon ist sicherlich aber etwas völlig anderes als ein Straßenlauf über 10 Kilometer oder Halbmarathon!"
Große Lücke hinter Irina Mikitenko
Fast sechs Minuten groß klaffte die Lücke zwischen Irina Mikitenko und den beiden weiteren Medaillengewinnerinnen. Nach 16 Kilometern gelang es dabei Stefanie Beckmann (LG Leinfelden Echterdingen), sich von ihrer bis dahin kollegial in die Tempoarbeit teilenden Konkurrentin Romy Spitzmüller (LAZ Leipzig) zu lösen und mit 1:15:58 Stunden als Zweite ins Ziel zu laufen. Und freudestrahlend verkündete sie: "Endlich einmal nicht Vierter! Das ist meine erste Einzelmedaille überhaupt! Nun braucht unser Bundestrainer mir keinen Pokal zu überreichen, den er mir für zehn vierte Plätze bei Deutschen Meisterschaften versprochen hatte." Detlef Uhlemann wird dies im fernen Osaka (Japan) sicherlich mit Freude vernehmen können, dass die Frau von WM-Starter Martin Beckmann nach neunmal Rang vier endlich die ersehnte Medaille gewinnen konnte. Die Dritte Romy Spitzmüller lief mit 1:16:33 Stunden sogar Hausrekord.
"Ein super Ergebnis", sagte ein freudestrahlender Stefan Koch im Ziel. Der Wattenscheider hatte sich nach einem abwechslungsreichen Rennen, bei dem er sich mit seinem Clubkollegen Alexander Lubina von Kilometer zu Kilometer in der Führung abgewechselt hatte, nach 16 Kilometern absetzen können. Mit 1:03:35 Stunden gab es dabei sogar einen neuen Hausrekord für Stefan Koch, der sein Marathondebüt Mitte Oktober am Essener Baldeneysee geben möchte.
Durchkommen beim Marathon
"Für mich war dies heute ein letzter großer Test. Ich wollte in erster Linie die Meisterschaft gewinnen." Für die Marathonstrecke hält sich Stefan Koch allerdings noch bedeckt mit einer Zeitprognose. "Ich will durchkommen." Auch Teamkollege Alexander Lubina steckt in der Marathonvorbereitung. Der Vizemeister geht jedoch schon am 30. September in Berlin an den Start. "Ich hatte allerdings schon früh schwere Beine. Mit meiner Zeit bin ich nicht unzufrieden."
Irina Mikitenko und Stefan Koch sind letztlich zwei überragende Sieger. Das Leistungsgefälle hinter diesen beiden wirft jedoch ein eher bedenkliches Licht auf den Zustand der deutschen Langstreckengarde. Man sollte sicherlich Athleten wie Alexander Lubina, Stefanie Beckmann oder Romy Spitzmüller zugute halten, dass sie sich in der unmittelbaren Marathonvorbereitung befinden und deshalb nicht auf diese Teilstrecke fokussiert sind.