Irina Mikitenko - Perfektes privates Glück
Die Familie Mikitenko ist komplett. Mit der Geburt der Tochter Vanessa, die am 7. Juli das Licht der Welt erblickte, erfüllte sich für Irina Mikitenko im vergangenen Sommer ein privater Traum. "Ich wollte immer eine Tochter haben", bekennt sie. Ein sportlicher Traum soll sich im kommenden Herbst erfüllen.
Irina Mikitenko ist jetzt auch Mutter einer Tochter (Foto: Chai)
Dann wagt die Olympia-Siebte über 5.000 Meter den Schritt auf die Straße, auf die klassische Marathondistanz von 42,195 Kilometer.Sportlich gesehen war es nicht ihr Jahr. Die Weltmeisterschaften in Helsinki (Finnland) gingen ohne sie über die Bühne. Aber was sind gute Zeiten oder Platzierungen im Vergleich zum Mutterglück?
"Bereits im dritten Schwangerschaftsmonat wusste ich, dass es eine Tochter wird. Da war die Freude riesig, denn nach meinem Sohn Alexander wollte ich immer noch eine Tochter haben", gesteht die deutsche Vorzeigeläuferin.
Laufend schwanger
Bis zum fünften Monat lief die künftig für den TV Wattenscheid 01 startende Athletin noch täglich. Dann war nur noch Aquajogging angesagt. "Ab dem siebten Schwangerschaftsmonat war aber auch damit Schluss", bericht Irina Mikitenko rückblickend von den letzten Monaten vor der Geburt.
Das schönste Geburtstaggeschenk machte sich die deutsche Rekordhalterin über 3.000 und 5.000 Meter in diesem Jahr selbst. Am 23. August, sechseinhalb Wochen nach der Geburt des Töchterchens und just an ihrem 33. Geburtstag, sah man Irina Mikitenko gemeinsam mit ihrem Mann Alexander bereits das erste Mal wieder durch den Wald joggen. "Nach zwanzig Minuten war allerdings schon wieder Schluss", gesteht die zierliche Läuferin. Eine Trainingszeit, für die sie wohl jetzt, knapp vier Monate später, nicht mehr aus dem Haus gehen würde.
Alles läuft nach Plan
Zehn Trainingseinheiten pro Woche stehen mittlerweile wieder auf dem Programm. "130 Kilometer sind das", fügt die gebürtige Kasachin hinzu und der glückliche Unterton, der unterschwellig aus jedem ihrer Wörter herauszuhören ist, macht deutlich, dass diese Frau mit sich und ihrem Leben im Einklang ist.
Auch das Tempotraining läuft schon wieder nach Plan. Kein Wunder also, dass die Zuschauer sie zu Silvester schon wieder im Wettkampf sehen werden. "Zwar bin ich noch nicht in Top-Form, aber ich freue mich auf Trier und das Duell mit Sabrina Mockenhaupt", sagt sie und der Ehrgeiz ist nicht zu überhören.
Doppelbelastung Läuferin-Mutter
Es hört sich ganz danach an, als laufe im Leben der Irina Mikitenko alles nach Plan, denn auch die Doppelbelastung als Mutter und Läuferin meistert sie scheinbar spielerisch. "Ich habe eine ganz tolle Nachbarin, die jeden Morgen auf Vanessa aufpasst, und nachmittags ist sie bei meinen Eltern", berichtet sie dankbar von der Unterstützung, die sie aus ihrer Umgebung erfährt und die es ihr ermöglicht, wieder Sport zu treiben.
Sport ist ohnehin ein Thema, das im Hause Mikitenko groß geschrieben wird. Der 11-jährige Alexander spielt Fußball und zwar "mit mehr Begeisterung, als dass seine Mama läuft." Irina Mikitenko ergänzt: "Sein Papa ist auch immer sportlich aktiv. Er spielt mit Alexander Fußball, geht mit mir laufen und danach mit Vanessa spazieren." Eine Aussage, die deutlich macht, Langeweile kommt in dieser sportlichen Familie so schnell nicht auf.
Marathon als die Erfüllung eines Traumes
Das private Glück scheint folglich perfekt. Zum vollkommenden sportlichen Glück scheint ihr nur noch ein Marathonstart zu fehlen. Doch der Traum soll sich im kommenden Herbst erfüllen. "Ich habe mir immer gewünscht Marathon zu laufen", gesteht Irina Mikitenko. Ihr Fahrplan für 2006 beinhaltet neben der Teilnahme bei den Europameisterschaften in Göteborg, die praktisch ihre internationale Abschiedsvorstellung auf der Bahn sein könnten, ihr Marathon-Debüt. Wo genau das sein soll, da ist sich die im hessischen Hasselroth beheimatete Läuferin noch nicht sicher. Fest steht nur eins: "Es wird definitiv in Deutschland sein".
Mit dem endgültigen Schritt auf die Straße betritt sie nicht nur distanztechnisch Neuland, sondern besiegelt auch den Schritt auf die Zielgerade ihrer langen erfolgreichen Karriere. Wann das Ziel genau erreicht sein wird, darüber mag die Lauf-Mama jetzt noch nicht nachdenken. "Ich laufe so lange weiter, bis ich keinen Spaß mehr daran habe oder mein Körper nicht mehr mitspielt." Nur auf die Frage, wo sie sich in zehn Jahren sieht, antwortet Irina Mikitenko, die in der Schwangerschaftszeit die B-Trainer-Lizenz erworben hat, wieder mit gewohnt klarer, fester Stimme: "Da möchte ich Kinder trainieren." Spätestens dann wäre sie wohl an dem Punkt angekommen, wo sportliches und privates Glück sich vereinen.