Irina Mikitenko startet geduldig in ihr Comeback
Noch, so sagt Irina Mikitenko über ihre derzeitige Leistungsstärke, fehle ihr neben Kraft vor allem Schnelligkeit, denn nach einer Patellarsehnen-Operation im März 2002 habe sie bislang nur Grundlagentraining machen können. Doch auch ohne die gewohnte Schnelligkeit erspurtete sie beim Silvesterlauf in Trier Rang drei und feierte damit nach über einjähriger Wettkampfpause ein erfolgreiches Comeback. Die WM- und Olympiafünfte von der LG Eintracht Frankfurt ist wieder da und hat sich für das Jahr 2003 viel vorgenommen.
Irina Mikitenko will wieder zurück an die Weltspitze. (Foto: Gantenberg)
Der Trierer Silvesterlauf markierte für die 30-Jährige den Beginn eines neuen Abschnitts in ihrer Karriere. Erstmals muss sie nun versuchen, nach einer Verletzung wieder in der internationalen Spitze des Frauenlaufens Fuß zu fassen und alte Stärken zurückzugewinnen. "Jetzt geht es los", meinte sie schon vor dem Rennen in Trier. "Mit der Wettkampfatmosphäre wird Vieles wieder leichter."Nur zwei Hallenrennen geplant
Eine umfangreiche Hallensaison will sie indes nicht bestreiten. "Bei den Meisterschaften in Leipzig werde ich dabei sein und noch ein zweites Rennen machen." Ansonsten gilt die ganze Konzentration der Sommersaison und dort den 5000 Metern, auf denen sie ihre größten Erfolge bei der WM 1999 (Vierte), bei Olympia 2000 und der WM 2001 (jeweils Fünfte) feierte.
Schon in den drei Monaten vor ihrem letzten großen Auftritt bei der Weltmeisterschaft im August 2001 in Edmonton hatte sie mit Schmerzen im linken Knie zu kämpfen. Doch statt auf das Rennen zu verzichten, biss sie sich durch. "Das war ein Fehler", sagt sie heute. Danach begann eine langwierige Suche. Kein Arzt konnte ihr so recht sagen, woher die Schmerzen rührten. Jeder verordnete nur Trainingspause. "Zuerst habe ich gedacht, nach vier Jahren ohne Pause ist das ja gar nicht schlecht", erinnert sich die Mutter eines achtjährigen Sohnes zurück. Doch weil trotz Ruhe die Schmerzen nicht weniger wurden, eilte Irina Mikitenko von Arzt zu Arzt, versuchte chinesische Medizin, ließ sich bei verschiedenen Ärzten im Ausland untersuchen. Aber niemand konnte ihr helfen.
Der entscheidende Tipp kam von Jos Hermens
Bis Jos Hermens ihr den Tipp gab, sie solle doch mal bei Dr. Gössele in Basel vorstellig werden. Der schließlich wusste Rat, war bereit, eine Operation an der Patellarsehne vorzunehmen und Irina Mikitenko damit den Weg zurück auf die Laufbahn zu ebnen. Am 5. März 2002 wurde der Eingriff vorgenommen. Schon einen Tag später saß die 30-jährige gebürtige Kasachin wieder auf dem Fahrrad, trainierte mit einem Bein und hoffte, vielleicht noch bei der EM im eigenen Land dabei sein zu können.
So schnell ging die Heilung dann aber doch nicht vonstatten. "Heute ärgere ich mich vor allem über die sechs verlorenen Monate, in denen mir keiner helfen konnte", bilanziert Irina Mikitenko rückblickend und betont zugleich: "Ans Aufhören habe ich nie gedacht." Auch nicht später, als die Operation erfolgreich verlaufen war, der Heilungsprozess jedoch länger als erwartet dauerte, weshalb die EM in München ohne sie stattfinden musste. Eigentlich habe sie die Wettkämpfe nicht mal im Fernsehen anschauen wollen, doch Sohn Alexander habe immer gequengelt und seine Mama gerufen, die schließlich nachgab und sich mit ihm zusammen die Meisterschaften ansah.
Im Trainingslager mit Nils Schumann
Nach und nach wurde auch das linke Knie wieder besser und Irina Mikitenko konnte mehr und mehr trainieren. "In all den Wochen und Monaten habe ich vor allem gelernt geduldig zu sein. Das bin ich vorher nie gewesen", gewinnt die im hessischen Freigericht lebende Läuferin der Verletzungspause im Nachhinein auch etwas Positives ab.
Mit viel Geduld möchte sie sich nun auch zurück an die Weltspitze kämpfen. Fürs Comeback weilte die ehemalige Eiskunstläuferin zuletzt im Trainingslager in Kenia, wo sie zusammen mit Nils Schumann einige Einheiten absolvierte. Am Heiligen Abend kehrte sie zurück. Weitere Trainingslager sollen folgen. In Paris will sie dann mit gewohnter Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer wieder in der Weltspitze mitmischen. Geduldig, so sagt Irina Mikitenko, wird sie daran arbeiten.