Irving Saladino gewinnt Weitsprung-Krimi
Die WM-Entscheidung im Weitsprung entwickelte sich am Donnerstagabend im Nagai-Stadion in Osaka (Japan) zu einem wahren Krimi. Im letzten Versuch pushten sich Andrew Howe (Italien) und Irving Saladino gegenseitig zu neuen Bestmarken. Als erster Weltmeister Panamas schrieb Irving Saladino mit 8,57 Meter Leichtathletik-Geschichte.

Irving Saladino springt im letzten Versuch zu Gold (Foto: Chai)
Schon im dritten Durchgang legte der 24-Jährige mit einer Weite von 8,46 Meter ein ordentliches Pfund vor, an dem sich die Konkurrenz bis zum letzten Versuch die Zähne ausbiß. Einzig Dwight Phillpps (USA) kam ihm mit 8,30 Meter am nächsten. "Ich war mir sicher, dass ich gewinnen würde, bis Andrew Howe seinen letzten Sprung machte", gab der Lateinamerikaner zu, seine Konkurrenz etwas unterschätzt zu haben. Denn der sechste Sprung des Italieners gipfelte in einem nicht enden wollendem Jubel. Andrew Howe hatte mit 8,47 Meter nicht nur einen neuen Landesrekord aufgestellt, sondern vor allem den Spitzenreiter um genau einen Zentimeter übertroffen. "Beim letzten Sprung war ich sehr konzentriert auf das, was ich zu tun hatte. Ich wußte, dass es ein guter Sprung war, aber ich hatte noch nicht realisiert, wie weit er war. Als erstes war ich natürlich glücklich, weil ich dachte, ich hätte gewonnen. Aber man kann sich bis zum Schluss nicht sicher sein. Irving Saladino hat hervorragende Arbeit geleistet", zeigte sich der neue Vize-Weltmeister beeindruckt von der mentalen Stärke seines Kontrahenten.
Irving Saladino mit Nerven aus Stahl
Bange Minuten musste Irving Saldino dann überstehen, bevor er zum Konter ansetzen konnte. Als einziger und letzter Springer musste er abwarten, bis Hürden-Siegerin Jana Rawlinson (Australien) auf dem Siegerpodest die ihr gebührende Ehre entgegen nehmen durfte. Es war nicht das erste Mal, dass die japanischen Organisatoren nur wenig Sensibilität für die Wettkämpfer bewiesen.
Doch Irving Saladino ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und zeigte mit dem weitesten Satz des Tages von 8,57 Meter keine Nerven: "Vor meinem letzten Sprung habe mir selbst gesagt, du bist der Beste in der Welt, also hol' dir die Goldmedaille. In diesem Sprung mußt du dich selber übertreffen, wenn du Gold haben willst. Und das ist mir gelungen."
Christian Reif respektabler Neunter
Unverändert auf Platz drei blieb ein enttäuschter Dwight Phillips, der sich mehr ausgerechnet hatte: "Ich wollte gewinnen, aber ich war heute nicht der Beste."
Christian Reif (ABC Ludwigshafen) wurde nach einer herausragenden Qualifikationsleistung mit einer Weite von 7,95 Meter Neunter. Damit verpaßte er knapp die Finalteilnahme und musste sich mit drei Sprüngen begnügen.
Das WM-Debüt des 22-Jährigen ist dennoch durchweg positiv zu bewerten, zumal dem Deutschen Meister im Finale seine bereits zur Qualifikation, in der er 8,19 Meter gesprungen war, aufgetretene Beugerverhärtung noch mehr Probleme bereitete. "Es fehlte dadurch die Aggressivität im Anlauf. Ich war nicht fit." Seine WM-Bilanz fiel aber mehr als positiv aus: "Ich bin richtig zufrieden."
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